Aktion der Museumsbrauerei Aktion der Museumsbrauerei: Neues Schwarzbier kommt aus Wippra
Wippra/MZ. - Nicht dem Schwarzen mit der blonden Seele, auch nicht dem Kleinen Schwarzen haben sich Gastwirte, Hoteliers und Kommunalpolitiker am Donnerstag Nachmittag in Wippra gewidmet. Nein, sie schlürften ein ungewöhnlich süffiges, "sehr hochwertiges Schwarzbier, das aus Anlass des diesjährigen Martinstages in der Museumsbrauerei Wippra gebraut wurde", wie Günther Tröge vom Verein Museumsbrauerei Wippra den Gästen freudig verkündete.
Von dem Bier haben Brauer Wolfgang König und Braumeister Holger Uhrich 90 Hektoliter gebraut. Während Biere in "Bierfabriken", den großen Brauereien, laut Uhrich nur fünf, sechs Tage brauchen, um abfüllbereit zu sein - dem Bier wird auf halbem Wege die Kohlensäure entzogen, die gereinigt und vor dem Abfüllen wieder zugesetzt wird -, lagerte und reifte das Wipp- raer Schwarze sechs Wochen, um eine natürliche Kohlensäure zu bil- den. Überdies hat es seine Farbe nicht dem Einfärben eines hellen Bieres, wie in der Großproduktion erlaubt und teilweise gehandhabt, zu verdanken, sondern den fünf verschiedenen schwarzen Malzen, mit denen es gebraut wurde. Ein wenig erinnerte es die Hettstedter Kämmerin Ilona Funke, die in Vertretung des Hettstedter Bürgermeisters gekommen war, und ihren Gesprächspartner von der Presse an Malzbier mit einem Schluck Hellem, "wie wir es früher gern mal getrunken haben", wenn es damals auch nicht so lecker gewesen sei wie dieses hier, wie beide Banknachbarn, an der Tulpe nippend, schmunzelnd bekannten.
Auch andere Gäste, mancher Bierkenner unter ihnen, bescheinigten dem tief mahagonifarbenen, fast schwarzen Bier eine wunderbare Ausgewogenheit von Süße - erreicht durch das Malz - und Bittere, für die der Hopfen sorgt. Braumeister Uhrich, der mit seinen 34 Jahren eine phantastische Brauer-Karriere hinter sich hat - abgeschlossenes Studium und Lehre, je ein halbes Jahr Arbeit in Brauereien in den USA, Japan und China sowie Preise für eigene Bierkreationen - erläuterte den Zuhörern die Eigenschaften des Bieres mit dem Alkoholgehalt von 5,3 Prozent und einer Stammwürze von 12,8 Prozent.
Mit dem Hinweis auf Psalm 104 ("Der Wein erfreue des Menschen Herz"), den Pfarrer Detlef Plasan in einer kleinen Ansprache auch auf Bier bezog, erfuhr das Ereignis am Donnerstag jene angemessene Ernsthaftigkeit, die dem Anstich eine Martinsbieres besondere Würde verleiht. Der Pfarrer hatte auch manches Interessantes zu berichten, unter anderem, dass sogar Martin Luthers Frau Katharina Braurecht besaß. Plasan segnete die Menschen, die Anteil am Entstehen dieses dunklen Tropfens hatten.
Das Bier soll beim ersten Eisleber Martinsmarkt am 10. November ausgeschänkt werden, wie die Eisleber Kulturamtsleiterin Gudrun Riedel berichtete. Sie wünschte dem Bier, das auch ihr sehr mundete, wie sie bemerkte, nicht nur in der Lutherstadt großen Erfolg, sondern überhaupt in den Gaststätten der Region. Hauptabnehmer dieses und anderer Wippraer Biere sind die Gastwirte und ihre Gäste. Nur sie entscheiden, so Günther Tröge abschließend, über die Auftragslage und somit über die Zukunft der mehr als 500 Jahre alten Brauerei.