Abschied von einem Traum und von «American Eagle»
Sangerhausen/MZ. - "Es ist für uns eine große Enttäuschung", sagt Brigitte Franke, die Chefin der Wirtschaftsförderung der Stadt. "Wir haben zwei Jahre umsonst gearbeitet." Was hatte die Firma für Hoffnungen geweckt: Erst sollten 61 Millionen Euro in die hochmoderne gläserne Fabrik fließen, 200 Arbeitsplätze entstehen. Später war von einer Investitionssumme von 23 Millionen und immerhin noch 58 Jobs die Rede.
Firmenchef Don R. Logan sagte im Juni 2003 bei der Präsentation der 35 000 Euro teuren Motorrad-Leihgabe an die Stadt: "Sangerhausen als zentraler Standort ist der richtige Platz für uns. Die Autobahn A 38 ist nahezu fertig gestellt. Wir verfügen hier über viele gut ausgebildete Arbeitskräfte."
Viele glaubten ihm. Am Firmensitz in Carlsbad (Kalifornien) und in einem eigens eingerichteten Büro im Sangerhäuser Rathaus gingen 1 200 Bewerbungen ein. Die Firma galt lange als Hoffnungsträger, obwohl der Adler-Motor offenbar schon damals stockte. Die Finanzierung des Werks konnte nie gesichert werden. Auch die Landesregierung, die das Projekt zu 50 Prozent fördern wollte, ging immer mehr auf Distanz. Die Stadt sieht jetzt auch einen bösen Verdacht bestätigt: "Sangerhausen ist missbraucht worden, um einen geplanten Börsengang zu organisieren, Anleger zu finden", sagt die Amtsleiterin. Ursprünglich habe die Firma Aktien an der Börse in Deutschland platzieren wollen, da hätten sich positive Schlagzeilen über das Großvorhaben gut gemacht.
Mittlerweile ist alles anders: Don R. Logan, der zum Jahresende einen "Fördermittelantrag mit realistischen Zahlen" beim Land einreichen wollte, ist nicht mehr "Eagle"-Präsident. Er hat das Unternehmen laut Stadt bereits im August an Harry Lunan von der Firma Bad Toys verkauft. Als die Stadt mit ihm telefonierte, stellte sich heraus, dass der neue Besitzer das Projekt in Deutschland überhaupt nicht kennt. "Das war für uns der Punkt zu sagen, wir hören auf. Wir schließen die Geschichte ab", sagt die Amtsleiterin. Das Motorrad - soviel ist geklärt - wird nun auf Kosten der Firma zurückgeschickt. Mit einer Spedition geht es nach Bremen. Von dort kehrt der "Adler" per Schiff nach Los Angeles und dann weiter über Land nach Carlsbad zurück.