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105.000 Scoville und mehr 105.000 Scoville und mehr: Bei Curry 47 in Sangerhausen wird es mittags scharf

Von Joel Stubert 18.05.2017, 06:00
Robert Wenzel mit einer seiner Currywürste - an der Sangerhäuser Roseninsel verkauft er in seinem Imbisswagen Currywürste in unterschiedlichen Schärfegraden.
Robert Wenzel mit einer seiner Currywürste - an der Sangerhäuser Roseninsel verkauft er in seinem Imbisswagen Currywürste in unterschiedlichen Schärfegraden. Stubert

Sangerhausen - Wie von Geisterhand füllt sich die Roseninsel in Sangerhausen zur Mittagsstunde. Der Grund: die Currywurst von Robert Wenzel. Seit August 2015 steht der 33-Jährige in dem orange-braunen Imbisswagen, dreht die Currywürste, Bratwürste oder Bouletten auf dem Gasgrill und schüttet die Pommes in die Fritteuse. Es ist eine Erfolgsgeschichte.

Eine „richtig schlechte“ Currywurst brachte Robert Wenzel auf die Geschäftsidee

„Jeden Tag kommen neue Sangerhäuser, die von der Currywurst gehört haben und probieren sie aus“, sagt Wenzel nicht ohne Stolz. Denn: „Die meisten kommen auch wieder.“ Und so hat sich der Currywurstwagen nach nur knapp zwei Jahren in Sangerhausen zu einer Institution entwickelt. Nach dem Verzehr einer „richtig schlechten“ Currywurst reifte in ihm die Idee, es doch einfach selbst zu versuchen. „Ich war bis dahin auf Montage unterwegs und hatte keine Lust mehr auf die Arbeit“, sagt Wenzel.

Über ein Jahr kümmerte sich Wenzel um die Selbstständigkeit, versuchte, sein Ziel zu verwirklichen. Mit Hilfe des Arbeitsamtes, der IHK, bei der ein 26-seitiges Konzept aufgetischt werden musste, und von der Politik, gelang der Sprung. „Herr Poschmann hat das von Anfang an unterstützt“, sagt Wenzel. „Er hat uns den Weg frei gemacht.“ Und zu Beginn, fügt er an, habe er sogar auch einmal eine Wurst gegessen.

Mit Schärfegrad null allerdings, sagt Wenzel lachend. Denn die besondere Würze, im wahrsten Sinne des Wortes, verleihen verschiedene Schärfegrade, die der Gast wählen kann. Von null (nicht scharf) bis fünf. „Und die fünf würde ich eigentlich keinem empfehlen“, erläutert Wenzel. „105.000 Scoville sind nicht mehr schön.“ Scoville ist die Schärfeeinheit und sagt in dem Fall aus, dass man 105.000 Tropfen Wasser benötigen würde, um einen Tropfen dieser Sauce zu neutralisieren. „Die meisten nehmen die Stufe zwei. Die ist auch vertretbar“, sagt Wenzel. „Danach wird es schon anstrengend.“ Inoffiziell habe er sogar die sieben vorrätig - 1,5 Millionen Scoville. „Die habe ich natürlich auch probiert, aber dann musste ich sofort die Schokomilch hinterherkippen.“ Milch und auch Brötchen würden gegen zu starke Schärfe am besten helfen - beides hat er immer auf Vorrat.

Vom Schluckauf bis Kreislaufkollaps - Reaktionen auf die Currywurst bei Robert Wenzel

„Einige Kunden oder Gruppen möchten sich dann bei der Schärfe überbieten, das kann schon gefährlich werden.“ Viele unterschätzten die einzelnen Stufen, da frage er dann noch einmal dezidiert nach. „Das Schlimmste war bisher ein Kreislaufkollaps, nachdem jemand die Stufe fünf probiert hat“, erzählt Wenzel. „Aber Schluckauf und Schweißausbrüche sehe ich hier häufiger.“ Die Idee zu den Schärfegraden kam ihm fernab der Heimat. „In Berlin oder anderswo ist das normal. Und ich wollte das nach Sangerhausen bringen.“

Der gebürtige Greifswälder, der als Kind nach Sangerhausen kam, ist voll und ganz mit der Region verwurzelt - was man am Namen erkennen kann. „Curry 47 deswegen, weil die alte Postleitzahl Sangerhausens in der DDR mit 47 begann“, erklärt er und blickt auf seinen zehn Quadratmeter großen Wagen, den er selbst umgebaut hat und penibel sauberhält. „Ja, das ist schon mein Baby geworden.“ (mz)