Spatz hat Schnabel vorn Rekordbeteiligung bei "Stunde der Wintervögel" im Seeland und Aschersleben: Es gibt wieder mehr Sperlinge aber weniger Meisen

Aschersleben/Seeland - Wenn das Spatzenvolk in der Hecke tschilpt und sich in einem Pulk auf das frischbefüllte Futterhäuschen stürzt, dann gibt es genau das Bild wieder, das die diesjährige „Stunde der Wintervögel“ nachgezeichnet hat. Spatzen gibt es wieder häufiger. Im Salzlandkreis landete der Haussperling vor dem Feldsperling und der Kohlmeise auf Platz Eins.
Über 236.000 Menschen haben deutschlandweit an der wohl größten Mitmachaktion des Naturschutzbundes (Nabu) teilgenommen. „Ein sattes Plus von 65 Prozent zum Vorjahr“, freut sich Leif Miller über die Rekordbeteiligung, die die Vogelzählung noch aussagekräftiger macht. Dies schreibt der Nabu-Bundesgeschäftsführer auch dem Corona-Lockdown zu. „Der hat sicherlich dazu beigetragen, dass mehr Menschen ihr Interesse für die Natur vor der eigenen Haustür entdecken.“
412 Naturfreunde aus dem Salzlandkreis leiteten ihre Beobachtungen weiter
Auch im Salzlandkreis, wo 412 Naturfreunde die Zahl der im heimischen Garten oder in Parks entdeckten Vögel weitergeleitet haben. Doch so sehr sich Miller über die große Schar der Helfer freut, die Zahl der Vögel habe leider nicht zugenommen. Im Gegenteil.
„Die Gesamtzahl von 34,5 Vögel pro Garten stellt den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Aktion im Jahr 2011 dar, zwölf Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt“, beklagt der Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann.
Während sich zahlreiche Spatzen in den Gärten tummelten, habe es kaum Meisen, Gimpel, Kernbeißer oder Kleiber zu entdecken gegeben. „Alles Arten, deren Winterbestände auf den Zuzug von Artgenossen aus dem Norden angewiesen sind.“ Dieser sei durch die milden Winterwochen vor der Zählung teilweise ausgeblieben, weiß Lachmann. Rekordwerte hätten dagegen Standvogelarten, wie Haussperling und Stadttaube, zu verzeichnen.
Ein Ergebnis, das sich so auch im Salzlandkreis nachweisen lässt. Hier wurden in 289 Gärten 12.880 Vögel entdeckt. Die meisten davon waren - mit 4.925 Exemplaren - Haussperlinge. 19 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Auf dem zweiten Platz landeten in der Region rund um Aschersleben die Feldsperlinge - mit 1.470 Vertretern. 17 Prozent mehr als 2019. Kohlmeisen (1.411) und Blaumeise (749) folgten zwar - allerdings waren es weniger als in den Jahren zuvor.
Bakterien-Epidemie im Frühjahr 2020 hat viele Blaumeisen das Leben gekostet
Woran das bei den Blaumeisen liegt, sei dem Nabu noch nicht so recht klar. Als mögliche Ursachen machen die Experten entweder den fehlenden Zuzug aus dem Norden fest oder die Folgen der Bakterien-Epidemie im vergangenen Frühjahr, die vielen Blaumeisen das Leben gekostet hat.
Ein schlechtes Ergebnis, das den Naturschützern Kopfzerbrechen macht, gibt es auch für die Grünfinken. Die landeten im Salzlandkreis mit 290 Vögeln auf Platz Acht. „Sein Abwärtstrend setzt sich leider unverändert fort.“ Lachmann spricht von nur noch einem Viertel der Bestände, die es am Anfang der Zählaktion 2011 gegeben hat. Als Ursache dafür würden vor allem Infektionen mit Trichomonaden an sommerlichen Futterstellen gelten.
Bessere Nachrichten gibt es dafür für die Amseln. Hier wurden im Salzlandkreis 503 und damit 13 Prozent mehr Tiere gezählt. „Sie erholt sich weiter langsam von ihren Tiefstwerten nach der schweren Usutu-Epidemie des Sommers 2018.“
Seltene Arten - wie Bluthänfling, Fasane oder Schwanzmeisen - wurden in der Region übrigens ebenfalls entdeckt. Ebenso 39 Mäusebussarde oder eine ganze Truppe Graugänse (257).
Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Gartenvögel“ übrigens vom 13. bis 16. Mai statt. Sie ist das Frühjahrspendant zu der Winter-Aktion. Auch da hofft der Naturschutzbund wieder auf zahlreiche Unterstützer.
(mz)