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Tourismus  Wie der Heilige Brun für Querfurt wirbt

Von Dirk Skrzypczak 09.01.2017, 10:39

Querfurt - 2009 hat Landrat Frank Bannert (CDU) ein Schlüsselerlebnis. Er ist in der polnischen Stadt Gizycko zu Gast, die über einen besonderen Mann mit dem Saalekreis verbunden ist: Brun von Querfurt (974 - 1009).

Warum der Heilige Brun aus Querfurt in Polen als Nationalheiliger gefeiert wird

Der Adlige war im Mittelalter gen Osten aufgebrochen, um die Heiden zu missionieren. Brun scheiterte und bezahlte dafür mit dem Leben. „In Polen wird er als Nationalheiliger verehrt“, sagt Bannert. In der katholischen Kirche der Stadt wird an den Märtyrer erinnert. Und nicht nur dort. 2009, bei besagtem Freiluftgottesdienst in Gizycko mit 30.000 Menschen, wurde Papst Benedikt XVI. über Radio Vatikan zugeschaltet. „Und dabei hat er mehrfach auch Querfurt erwähnt.“

Die Frage ist nun, ob sich diese Popularität für die Burg Querfurt ausnutzen lässt. „Ein Wallfahrtsort für die Polen, die an die Geburtsstätte von Brun kommen? Eine Überlegung ist das wert“, meint der Landrat. Seit 1993 befindet sich die 1.000 Jahre alte Festung im Besitz des Kreises. Erst war es Querfurt, und heute, nach zwei Kommunalreformen, ist es der Saalekreis.

Tourismusmagnet und Filmstätte Querfurt

Im vergangenen Jahr gab es für die Burgherren erstmals auch einen überregionalen Ritterschlag. Für das Konzept der Filmburg mit thematischen Ausstellungen wurde der Landkreis mit dem Tourismuspreis Sachsen-Anhalts ausgezeichnet. „Die Praxis mit den zahlreichen Filmproduktionen hat uns die Vermarktung quasi vorgegeben“, sagt der Landrat, wohl wissend, dass man die Kuh nur so lange melken kann, „wie Ritter- und Märchenfilme Konjunktur haben“. Deshalb wird das Thema Film auch in 2017 eine zentrale Rolle spielen, dieses Mal wagt die Burg einen Abstecher in die Tricktechnik. „Das Mittelalter kann man ansonsten touristisch immer spielen. Da gibt es so viele Facetten, die reichen für 20 Jahre“, glaubt Bannert.

Nur erwarten Gäste heute mehr Spektakel und nicht nur bunte Bilder an der Wand. Bannert verhehlt nicht, dass einer öffentlichen Verwaltung die Vermarktung einer so gewaltigen Immobilie schwerer fällt als der Privatwirtschaft, „die dann einfach cleverer ist“. Profit zu erzielen, sei eben nicht die Aufgabe des Kreises. „Aber natürlich wollen und müssen wir die Burg noch attraktiver machen.“ Zwischen 32.000 und 46.000 zahlende Besucher machen pro Jahr einen Abstecher nach Querfurt.

So möchte die Stadt ihre Attraktivität noch weiter steigern

Es sollen möglichst mehr werden. Und so denkt der Landkreis darüber nach, Workshops für Hobby-Filmer anzubieten. Denkbar seien auch Events mit den Doubles bekannter Schauspieler. Die originalen Mimen einzuladen, würde jedenfalls das Budget des Kreises sprengen. Angedacht ist außerdem, einen interaktiven Guide anzubieten. Dann würden Besucher bei einem Rundgang über die Burganlage an wichtigen Punkten Informationen erhalten. Diesen Spaß könne man so weit treiben, dass Burg und Gast miteinander interagieren, sich virtuelle Fenster auf dem Smartphone oder auf Leihgeräten öffnen, die auf das Gemäuer abgestimmt sind. „Die technischen Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Wir müssen das beste System für uns finden und es natürlich auch bezahlen können.“

Apropos Geld: Elf Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in die Burg investiert, gefördert durch den städtebaulichen Denkmalschutz in Kooperation mit der Stadt Querfurt. In den nächsten zwei Jahren wird ein sensibles Vorhaben angefasst - das neue Wegekonzept für das Burggelände.

Was die Kritikeer dazu sagen

Kritiker fürchten, dass dadurch das Flair zerstört wird und eine gepflasterte Steinwüste zurückbleibt. „Wir haben das Projekt mit dem Denkmalschutz abgestimmt. Uns geht es darum, dass die Leute bei schlechtem Wetter nicht durch den Matsch waten müssen“, sagt Bannert. 2,8 Millionen Euro sollen investiert werden, ein erheblicher Eingriff, den Gästen zuliebe. Vielleicht kommen bald mehr Neugierige aus Polen. (mz)