Vom zentralen System abgeschnitten Vom zentralen System abgeschnitten: Wie sollen Einwohner zukünftig Abwasser entsorgen?

Landgrafroda - Rumoren im voll besetzten Raum des Dorfgemeinschaftshauses in Landgrafroda. „Sie meinen 2021“, rief ein Einwohner Michael List empört zu. Der Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes (AZV) Unstrut-Finne hatte in der Bürgerversammlung gerade mitgeteilt, dass bis April nächsten Jahres Zeit ist, die Anlagen zur Abwasserentsorgung umzurüsten.
Denn es steht nun fest, dass Landgrafroda nicht ans zentrale Systeme angeschlossen, sondern dort dauerhaft dezentral entsorgt wird. Das bedeutet allerdings, dass alle die, die eine alte Grube auf dem Grundstück haben, diese auf eine sogenannte vollbiologische Kleinkläranlage umbauen oder ersetzen müssen. Ausnahme bilden Ein-Personen-Haushalte. Diese können eine Sammelgrube einrichten.
Abwasserbeseitigung in Landgrafroda entspricht nicht dem Stand der Technik
Die vorhandene Abwasserbeseitigung in Landgrafroda entspricht nicht dem Stand der Technik und muss schnellstmöglich den wasserrechtlichen Vorschriften angepasst werden, heißt es vom Landkreis Saalekreis. Der überwiegende Teil der Grundstücke in Landgrafroda leitet das anfallende Abwasser nach der Vorbehandlung in einer Mehrkammerabsetz- beziehungsweise Mehrkammerausfaulgrube in vorhandene Bürgermeisterkanäle (BMK) ein.
Die Überläufe der BKM führen über drei Einleitstellen in das Grundwasser sowie ein Oberflächengewässer. Dies sind im Einzelnen die Einleitstellen im Schindelteich, im Tümpel in der Hohle sowie in den Graben am Ortseingang Landgrafroda. Nach Angaben des Landkreises strebten alle Beteiligten an, die Ortschaft Landgrafroda an eine zentrale Abwasserbeseitigungsanlage anzuschließen.
Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro
Dazu sollten die vorhandenen Kanäle, gegebenenfalls nach Erneuerung, genutzt und das Abwasser in eine Ortskläranlage oder in die Kläranlage Karsdorf geleitet werden. Querfurts Bürgermeister Andreas Nette (parteilos) bestätigte diese Bestrebungen bei der Bürgerversammlung und erklärte dazu, dass für die Überleitung nach Ziegelroda Kosten in Höhe von rund 1,7 Millionen Euro ermittelt worden seien. Bei einer Anfrage beim Land auf Fördermittel sei unmissverständlich deutlich gemacht worden, dass eine Förderung nicht in Frage kommt.
„Die Kosten, die letztlich auf den Gebührenzahler umgelegt werden, wären unverhältnismäßig hoch“, so eine Sprecherin vom Landkreis. Gleiches gelte für eine Ortskläranlage, egal ob über eine Containerkläranlage, Pflanzenkläranlage oder Teichkläranlage. Modelle, die von Einwohner offenbar präferiert wurden. „Eine Ortskläranlage würde in die Millionen gehen“, erklärte List.
„Wir können weiterhin den Bürgermeisterkanal nutzen.“
Die Variante der grundstücksbezogenen Kleinkläranlagen stellt nach den Berechnungen des AZV noch immer die kostengünstigste dar. Außerdem, so List, sei der entscheidende Punkt: „Wir können weiterhin den Bürgermeisterkanal nutzen.“
Das Ergebnis, das AZV-Geschäftsführer vorgestellte, „ist nach meiner Auffassung ein Kompromiss“, sagte Nette und fügte an: „Aber völlig ohne Kosten wird es nicht funktionieren.“ Als List die Anschaffungskosten für eine vollbiologische Kleinkläranlage nannte, ging wiederum ein Raunen durch den Raum. Zwischen 3.000 und 15.000 Euro würden die einmalig betragen. Bei Sammelgruben koste ein Ersatzneubau rund 5.000 Euro.
Die zunächst vom AZV-Chef erklärte Frist für die Umrüstung wurde noch in der Versammlung verlängert. Eine Mitarbeiterin vom Umweltamt erklärte, dass sie kein Problem damit habe, „wenn wir ab jetzt ein Jahr geben“. List erklärte den anwesenden Einwohnern, dass er dann die Bitte hätte, dass es dann keine nochmalige Verlängerung gibt. (mz)