Vernissage in Querfurt Vernissage in Querfurt: Vielseitiger Techniker

Querfurt - Kriegsberichterstatter, eine ruhige Seele mit stetem Lächeln auf den Lippen und ein großartiger kreativer Kopf: In dieser Weise erinnert sich Peter Völkel gern an den 75 Jahre alt gewordenen Maler Hans-Otto Hahn. 2001 verstorben, wurde dem Künstler nun posthum die zweite große Ehre in Form der Ausstellung „Erinnerungen“ über 25 Kunstwerke im Bildersaal der Querfurter Burg zuteil.
Bereits 2008 hatte die Stadt im Rathaus die Malereien Hahns der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jüngst kam sein Schaffen in der Malklasse von Mariana Lepadus von der Burgmusikschule erneut zur Sprache. Dort hat er insbesondere bei Gerda Walter einen tiefen Eindruck hinterlassen. Dieser mündete letztlich in dieser erneuten Ausstellung. Als Initiatorin und mit Hilfe weiterer Hahn-Freunde hat sie auch bisher ungezeigte Hahn-Werke auftreiben können - als Leihgaben von fünf Querfurter Familien. „Und wir würden uns wünschen, dass sich weitere Leute bei uns melden, die Bilder von ihm haben und sie als Leihgabe zur Verfügung stellen könnten“, ruft Völkel auf.
Die Schaffensperiode „Hänschen“ Hahns, wie er unter der hiesigen Bevölkerung auch bekannt ist, soll von den 1940ern bis 1998 gereicht haben. In dieser Zeit hat er sich mit den verschiedensten Maltechniken vertraut gemacht: Von detailreichen Bleistiftzeichnungen über Mischtechniken sowie Aquarell- und Ölmalerei. Christine und Dietmar Wese haben das erste Mal etwas von dem begabten Sohn Querfurts gehört und finden: „Jemand, der so viele Techniken so gut beherrscht, der sollte noch viel mehr geehrt werden“, so der Merseburger. Dessen euphorischer Blick ist auf zwei großflächige Bilder gerichtet: Eine Burgansicht und ein Werk, auf dem Sportler zu sehen sind. Beides in sogenannter kubistischer Technik, bei der das Bild aus wieder zusammengefügten geometrischen Teilflächen zusammengestellt wird. Entstanden ist das Werk vermutlich im Jahr 1975. Es ist eine Technik, bei der das Ehepaar Wese ins pathetische Schwärmen gerät.
Bild als Unikat
Jedes der Bilder ist ein Unikat. Ein Freund von Massenproduktionen sei Hahn nicht gewesen, erinnert sich Pharmazierat Völkel zurück. Hahn war jahrelang Patient in seiner Burg-Apotheke. Auf freundschaftlicher Ebene wurde dieser von Hahn sogar um einen zunächst kurios klingenden Gefallen gebeten: Eine Spritze mit verschiedenen Kanülen. Das brauchte er für ein künstlerisches Experiment mit Nitrofarben. Daraus entstand das Bild, das später den Namen „Die Welle“ trug und eines seiner letzten Werke sein soll. „Er wollte die Farben auf die Leinwand laufen lassen, abwarten, bis sie erstarren und dann eine nächste Schicht aufbringen“, so Völkel. Das Werk, das Hans-Otto Hahn in seinem Weinberghäuschen nahe Laucha vollendete, wurde von Völkel zeitnah begutachtet. Leider scheint es nach dessen Tod verschwunden.
„Hier kann man sehen, wie in etwa er diese Technik mit den Spritzen umsetzte“, deutet Völkel auf ein Bild, das den Titel „Kirchgang in der DDR“ trägt. Eine Kirche ist darauf zu sehen, Kirchenportale mit wenigen Pinselstrichen angedeutet, schwarze Menschen und darüber scheinbar willkürlich gesetzte blaue und rote Farbtupfer. Was genau das bedeutet, wisse auch Völkel nicht. Fantasie anregend ist es derweil für Christine Wese, die darin Ähnlichkeiten mit der Sagrada Familia in Barcelona verbindet und den Bildinhalt intensiv studiert.
Hans-Otto Hahn gilt als Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Fackel“ und Erfinder der Visionsbars in den Kinos. (mz)