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Brückensperrung und lange Umleitung Protest wegen Brückensperrung und langer Umleitung: Widerstand gegen 150 Kilometer Umweg

Von Anke Losack 21.02.2019, 10:56
Ortsbürgermeister Horst Bernhardt (l.) sammelt Unterschriften. Klaus Krumpe beteiligt sich an der Aktion.
Ortsbürgermeister Horst Bernhardt (l.) sammelt Unterschriften. Klaus Krumpe beteiligt sich an der Aktion. Anke Losack

Ziegelroda - Mit dem Klemmbrett unter dem Arm läuft Ziegelrodas Ortsbürgermeister Horst Bernhardt am Mittwochfrüh gegen 9.30 Uhr durch die Straßen des Ortes. Auf einem Grundstück sieht er Klaus Krumpe. „Wir sammeln Unterschriften, weil die Brücke bei Leimbach gesperrt werden soll“, erklärt Bernhardt dem 69-Jährigen und hält das Klemmbrett hin, auf dem Listen festgemacht sind.

„Natürlich unterschreibe ich“, sagt Krumpe, „wenn die Vollsperrung kommt, ist Ziegelroda radikal von der Welt abgeschnitten.“ Um etwa zu Ärzten zu kommen, müsste man statt dem direkten Weg über die L 172 nach Querfurt lange Umleitungen, etwa über Allstedt oder Roßleben und Nebra, fahren. „Ganz schlimm trifft es die, die etwa nach Querfurt zur Arbeit müssen“, so Krumpe.

Unterschriften gegen Brückensperrung: Viele wollen Listen haben

Weil die Landesstraße 172 wegen eines Brückenneubaus bei Leimbach ab Mai für mehrere Monate voll gesperrt werden soll - voraussichtlich bis Ende des Jahres, heißt es von der zuständigen Landesstraßenbaubehörde - und dadurch lange Umwege gefahren werden müssen, haben die Ziegelrodaer ein Bürgerbegehren auf den Weg gebracht. Seit Dienstag werden Unterschriften gesammelt.

Das Interesse von Bürgern, sich so gegen die monatelange Brückensperrung und die weiten Umwege auszusprechen, ist enorm, wie Horst Bernhardt sagt. Und das nicht nur bei Ziegelrodaern. Am Mittwochmorgen habe sein Telefon kaum stillgestanden, erklärt er. Leute aus Querfurt und Artern hätten angerufen, weil sie Unterschriftenlisten haben wollen. „Es ist verrückt.“

Brückensperung bei Leimbach: Eine Lösung wird gefordert

Auf seinem Weg durch den Ort macht Bernhardt bei der Firma Rahr halt. Das Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau beschäftigt zehn Mitarbeiter, der Großteil kommt aus Querfurt. „Sie wollen unterschreiben und auch Listen mitnehmen“, sagt Bernhardt. Wie Heinz-Jürgen Rahr, dessen Sohn die Firma leitet, erklärt, hätten die Mitarbeiter durch die Umleitung eine deutlich längere Fahrzeit zur Arbeit. Statt bisher rund 20 Minuten am Tag wäre es dann fast eine Stunde. Rahr und viele andere halten die weiten Umleitungen für unzumutbar.

Eine kürzere Lösung müsste her. Das wollen die Ziegelrodaer mit den Unterschriften bei der Straßenbaubehörde anregen. Eine Ersatzbrücke halten einige für eine Lösung. Andere meinen, dass der Weg zwischen Oberschmon und dem Hermannseck, der offenbar nur für Busse und Rettungsfahrzeuge hergerichtet werden soll, auch für Pkw freigegeben werden sollte. „Das wäre das Mindeste“, meint Bernhardt, dessen nächster Anlaufpunkt bei der Tour durchs Dorf das Blumenhaus Kalbas ist.

Ortsbürgermeister von Ziegelroda: „Thomas, hast du schon unterschrieben?“

Da trifft er Thomas Remmlinger aus Langenbogen. „Thomas, hast du schon unterschrieben“, fragt der Ortsbürgermeister und erntet einen verdutzten Blick. „Die wollen die Brücke sperren.“ Remmlinger erwidert: „Die spinnen wohl“ und nimmt die Unterschriftenliste. Ein- bis zweimal in der Woche besucht er seine Mutter. Sie ist Mitte 80. Bei Rita Kalbas, Chefin des Ladens, löst die Vollsperrung große Sorgen aus. „Langsam macht es keinen Spaß mehr“, sagt sie. Es sei die dritte Sperrung innerhalb weniger Jahre.

„Das ist existenzbedrohend.“ Sie habe lange gesucht, bis sie eine neue Mitarbeiterin gefunden hatte. Die ist nun da, Kalbas ist sich aber sicher, dass mit der Sperrung und den Umleitungen dem Geschäft die Kunden ausgehen. „Es geht um einen Arbeitsplatz“, sagt die Chefin und schaut zu Mitarbeiterin Anja Pape. „Ich bin als Letzte gekommen“, so die Mutter, die zwei Kinder zu versorgen hat. Wie Kalbas sagt, wird nach einer Lösung gesucht.

Dass die Kunden aus Leimbach, Schmon oder Querfurt die langen Umleitungen in Kauf nehmen, glaubt Jana Koch, Chefin der Bäckerei Koch in Landgrafroda, auch nicht. Zur Vollsperrung und den Umwegen meint sie: „Das geht gar nicht.“ Dreimal täglich fahren sie mit ihren Bäckerwagen in den Raum Querfurt. „Durch die Umleitung müssten wir pro Tag 150 Kilometer mehr fahren. Das ist eigentlich nicht machbar“, so Koch, die im Laden in Landgrafroda die Unterschriftenlisten ausgelegt hat. „Wir sprechen die Leute an, auch zu unterschreiben“, sagt sie. (mz)

Im Blumenhaus Kalbas, bei Rita Kalbas (Mitte) und Mitarbeiterin Anja Pape, hat sich Thomas Remmlinger in die Unterschriftenliste eingetragen.
Im Blumenhaus Kalbas, bei Rita Kalbas (Mitte) und Mitarbeiterin Anja Pape, hat sich Thomas Remmlinger in die Unterschriftenliste eingetragen.
Peter Wölk
Die Brücke bei Leimbach wird ab Mai voll gesperrt.
Die Brücke bei Leimbach wird ab Mai voll gesperrt.
Peter Wölk