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Nach Rücktritt der Bürgermeisterin in Querfurt Nach Rücktritt der Bürgermeisterin in Querfurt: "Politisch ist sie damit abgewählt"

Von Robert Briest 23.06.2017, 08:46
Nicole Rotzsch
Nicole Rotzsch Peter Wölk

Querfurt - Er sei entsetzt, sagt Axel Rosenbusch: „Sie schadet damit ihrer eigenen Fraktion. Sie haben 25 Jahre dafür gekämpft, das Bürgermeisteramt zu bekommen und jetzt hört sie nach zwei Jahren auf.“ Der Chef der sechsköpfigen FDP-Fraktion im Querfurter Stadtrat spricht vom Rücktritt der Bürgermeisterin Nicole Rotzsch.

Die 41-jährige Christdemokratin hatte am Mittwoch überraschend angekündigt, zum 6. August ihr Amt niederzulegen und sich beruflich neuorientieren zu wollen. Sie wechselt als Geschäftsführerin zur Heilpädagogischen Hilfe Querfurt, die in der Stadt eine Behindertenwerkstatt betreibt.

Rücktritt der Bürgermeisterin: Unverständnis bei fast allen Stadträten

Dieser Schritt stößt nicht nur Rosenbusch auf. Unverständnis spricht aus den Worten fast aller Stadträte, die sich zum Thema äußern. „Der Schritt kam für mich überraschend“, sagt etwa Bernd Brix, Chef der Linksfraktion, und setzt kritisch nach: „Das Bürgermeisteramt macht man nicht aus einer guten Laune heraus. Man übernimmt gegenüber der Stadt und den Einwohnern eine Verantwortung. Damit geht man nicht leichtfertig um.“

Auch Stadtratschef Lothar Riese, der der CDU-Fraktion angehört, fällt das Verständnis für die Entscheidung hörbar schwer. Er könne den Rücktritt nach nur zwei Jahren im Amt nicht nachvollziehen. „Ein Geschäftsführerposten ist sicher interessant, nach fünf Jahren oder zur nächsten Legislaturperiode hätte man einen Wechsel verstehen können.“ So sei der Schritt für ihn aber ein Schock gewesen, der sicherlich auch für die Fraktion nicht dienlich sei.

Stadtrat in Querfurt: „Politisch ist sie damit abgewählt“

Und wohl auch nicht für Rotzschs eigene politische Karriere: „Politisch ist sie damit abgewählt“, findet Riese: „Es wird schwerfallen, das zu rechtfertigen. Ich denke, sie ist sich bewusst, dass sie nicht mehr in den Landtag kommt.“ In dem saß die Berufspolitikerin 13 Jahre, bis sie sich im Frühjahr 2015 bereits im ersten Wahlgang gegen SPD-Kandidat Andreas Nette durchsetzte und ins Querfurter Rathaus einzog.

Dort verkehrt auch Hartmut Lasse regelmäßig bei Stadtratssitzungen. Der CDU-Mann ist zugleich Vorsitzender der Heilpädagogischen Hilfe und damit Rotzschs neuer Arbeitgeber. Er sieht die in geheimer Abstimmung gefallene Entscheidung für die Parteifreundin, die selbst dem Vorstand angehört, pragmatisch: „Sie hat sich bei uns beworben. Es gab insgesamt drei Bewerber. Sie erfüllte alle Kriterien“, erklärt er die Wahl. Im August tritt die scheidende Bürgermeisterin ihren neuen Geschäftsführerposten an. Ihren Nachfolger im Rathaus müssen die Querfurter im Herbst neu wählen. (mz)