"Dreck Haare und Krümel" Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg: Touristen berichten von schlechten Erfahrungen in der Pension

Quedlinburg - Die Beschwerden reißen nicht ab: Immer noch kommen täglich ahnungslose Gäste an der Pension Zwischen den Städten 4a in Quedlinburg an - und finden kaputte Möbel, schmutzige Zimmer und einen mangelhaften Service vor. In den sozialen Medien ist die Unterkunft inzwischen als „Horror-Pension“ bekannt.
Sie wird gegen Brandschutzauflagen illegal betrieben, was möglich wurde, weil der Landkreis die Versiegelung für Baumaßnahmen aufhob (die MZ berichtete). Die Verantwortung dafür, dass die Unterkunft geschlossen wird, sieht der Landkreis bei der Polizei, die Polizei bei der Stadt Quedlinburg und die Stadt beim Landkreis.
Bauordnungsamt erließ nochmals eine „Nutzungsuntersagung”
„Die Kollegen vom Bauordnungsamt haben die Nutzungsuntersagung noch einmal erlassen“, teilt Landkreis-Sprecherin Franziska Banse auf MZ-Anfrage mit. Für den Fall, dass die Pension weiter illegal betrieben wird, seien Zwangsmittel in Form eines Bußgelds angedroht worden.
„Darüber, wann die Unterkunft kontrolliert wird, haben wir derzeit keinen Kenntnisstand“, sagt Banse und fügt hinzu, sie sei mit den Kollegen im Bauordnungsamt im ständigen Kontakt. Die Stadtverwaltung von Quedlinburg sei bei der Kontrolle der Pension außen vor, erklärt Sabine Bahß, Pressesprecherin der Stadt. „Hier ist das Bauordnungsamt des Landkreises zuständig.“
„Der Eingang und der Empfang waren katastrophal. Es wurde renoviert und hat nach Farbe gestunken.”
Urlauber sammeln währenddessen ihre ersten Eindrücke von Quedlinburg in der Pension. So wie Irina Wegner aus Geestland in Niedersachsen, die am Wochenende mit ihrer Familie in den Harz gefahren war:
„Gegen 15.40 Uhr sind wir in der Pension Zwischen Alt und Neustadt angekommen“, berichtet sie. „Ich musste erst schlucken, der Eingang und der Empfang waren katastrophal. Es wurde renoviert und hat nach Farbe gestunken. Sehr dreckig.“
Die Baustelle im Flur wäre aber wohl noch hinnehmbar gewesen. Doch die Erfahrungen in der Ferienwohnung beschreibt Wegner als noch heftiger: „Es war nur ein Raum mit Möbeln aus dem Sperrmüll. Die Kohle wurde kassiert, und die Frau ist sofort abgehauen. Der Sohn war im Flur am Streichen.“
„Das Licht war ziemlich schlecht dort und auf den ersten Blick konnte ich den ganzen Dreck gar nicht erkennen. Es fing bei den Betten an.“ Überall hätten Dreck und Haare sowie Krümel gelegen, sagt Wegner. Da sie eigene Bettwäsche dabei hatte, habe sie zuerst daran gedacht, sie zu wechseln. „Es wurde nur schlimmer, als wir mit dem Handy die Taschenlampe angemacht haben.“
Ehemaliger Mitarbeiter und seine Mutter sind offenbar weiter in Pension tätig
Das kann eine Besucherin aus Dänemark bestätigen, die für den Folgetag eine Wohnung in der Pension gebucht hatte. Sie habe mit der Mitarbeiterin gesprochen, die sich als die Mutter des Betreibers vorgestellt habe.
„Wir sagten ihr, dass wir uns nicht wohlfühlen. Man gibt nicht so ein Zimmer weiter, wenn sich vorher schon beschwert wurde.“ Als die Urlauberin über ihr Erlebnis einen Beitrag auf Facebook verfassen wollte, habe sie Wegners Schilderung gesehen.
An diesen Berichten überrascht, dass ein ehemaliger Mitarbeiter und seine Mutter scheinbar weiter in der Pension tätig sind. Der MZ gegenüber hatten sie im Januar angegeben, sich zum Jahresende aus dem Geschäft zurückgezogen zu haben. „Es stimmt, ich malere noch dort“, teilt der ehemalige Mitarbeiter nun telefonisch mit.
„Aber meine Mutter ist gar nicht mehr aktiv.“ Er habe dem neuen Geschäftsführer versprochen, die von der vorigen Betreiberin beschmierten Wände noch zu streichen. „Dann liegt die Sache beim Notar, das Haus wird verkauft.“
Neuer Betreiber will veranlassen, dass Kreis die Pension bald wieder freigibt
Seit Anfang des Jahres hat die Pension einen neuen Betreiber, der veranlassen will, dass das Bauordnungsamt des Landkreises das Haus bald wieder brandschutzrechtlich zur Nutzung als Pension freigibt. Er teilt auf Anfrage mit, dass er über einen „Zettel“ verfüge, auf dem die für die Vermietung des Erdgeschosses nötigen Genehmigungen vermerkt seien.
„Den habe ich vom Architekten bekommen“, stellt er klar. Sein Anwalt habe die Regelungen mit dem Besitzer des Hauses abgesprochen. Ob der ehemalige Mitarbeiter in der Pension die Wände streicht, kann er nicht sagen.
Verwirrung herrscht auch darüber, ob die Pension noch bei Booking.com reserviert werden kann. Dort findet man unter der Adresse zwei Unterkünfte: Die „Pension Zwischen Alt und Neustadt“ kann seit Kurzem nicht mehr gebucht werden. Dafür heißt das „City-Hostel“ Gäste willkommen.
Der Betreiber der „Pension Zwischen Alt und Neustadt“ bestreitet, dass sie mit dem „City-Hostel“ identisch ist: „Das Haus ist recht groß.“ Die Betreiber von Booking.com waren am Freitag nicht für eine Stellungnahme dazu zu erreichen.
Booking.com war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen
„Anscheinend hat mich Booking.com noch nicht als Betreiber anerkannt“, fährt er fort. Die schlimmen Bewertungen hätten bei der Entscheidung, keine Reservierungen der Pension mehr anzunehmen, wohl eine Rolle gespielt.
Zu einem anderen Buchungsportal möchte der Mann aber nicht wechseln: „Die Richtlinien von Booking.com verbieten es, die Unterkunft gleichzeitig auf anderen Seiten anzubieten. Und die Wohnung über andere Portale zu vermieten, wäre blöd. Booking.com hat nun mal ein Monopol.“
Letzten Endes haben beide Besucherinnen am Wochenende nicht in der Pension übernachtet. „Anschließend haben wir natürlich Anzeige erstattet und sind nach Hause gefahren“, berichtet Irina Wegner.
Im Polizeirevier Harz sind bisher keine Anzeigen erstattet worden
„Die Kinder haben unglaublich geweint, es war aber nicht zumutbar, da zu schlafen, um nicht alle möglichen Krankheiten zu kriegen.“ Nach der Reise zog sie in der Sache einen Rechtsanwalt hinzu. Im Nachhinein wünscht sie sich, sie hätte die Pension vorher gegoogelt.
Beim Polizeirevier Harz war bis Freitag keine entsprechende Anzeige eingegangen. „Es ist möglich, dass die Dame die Anzeige bei einer anderen Dienststelle erstattet hat“, erklärt Polizeisprecherin Ulrike Dallmann-Wagner. „Wenn das der Fall ist, wird uns diese Dienststelle kontaktieren.“ Es könne aber sein, dass dort, etwa in Wegners Heimat in Niedersachsen, die Ermittlungen noch nicht so weit fortgeschritten seien.
Die Urlauberin aus Dänemark konnte kurzfristig in ein Hotelzimmer ausweichen. „Wir hatten dann da geschlafen und sind am nächsten Tag wieder zur Pension, hatten unsere Sachen geholt und ins Auto geladen. Dann sind wir auf die Suche nach einer anderen Pension gegangen, fündig geworden und checkten dort ein.“ (mz)