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Zweckverband Ostharz Zweckverband Ostharz: Arbeiten im Untergrund

Von Gerd Alpermann 10.03.2014, 18:46
Helmut Fricke und Eberhard Overrath (r.) vom Zweckverband reinigen in der Bossestraße/Ecke Julius-Wolff-Straße den Abwasserkanal.
Helmut Fricke und Eberhard Overrath (r.) vom Zweckverband reinigen in der Bossestraße/Ecke Julius-Wolff-Straße den Abwasserkanal. Chris Wohlfeld Lizenz

Quedlinburg/MZ - 960 Kilometer beträgt derzeit die Länge des Kanalnetzes des Zweckverbandes Ostharz zur Schmutz- und Niederschlagswasserableitung. Das ist in etwa die Strecke von Flensburg bis München. Damit das Schmutzwasser zu den Klärwerken gelangt, gibt es 80 Pumpstationen im Verbandsgebiet, das in etwa den Altkreis Quedlinburg und die Stadt Seeland im Salzlandkreis umfasst. Dazu kommen 33 Bauwerke zum Hochwasserschutz, wie Rückhaltebecken und Rückstaukanäle. Rund 17.000 Kanalschächte sind im Verbandsgebiet zu finden.

Mit diesen Zahlen umreißt Olaf Waldhauer, Meister Kanalnetz und -betrieb beim Zweckverband Ostharz, den Arbeitsumfang für ihn und seine 16 Kollegen. Zu deren Aufgaben gehören die ständige Kontrolle, die Kanalreinigung und die Instandhaltung des Kanalnetzes. Die Kanäle müssen zum Beispiel alle acht bis neun Jahre gereinigt werden. Netzkontrollen finden jeden Freitag statt. So soll gewährleistet werden, dass nach Möglichkeit an den Wochenenden keine Havarien auftreten. Schwerpunkte sind dabei die Orte Quedlinburg und Ballenstedt mit Altkanalnetzen. Das Kanalnetz in Quedlinburg ist zum Beispiel zwischen 1907 und 1909 errichtet worden und damit in Teilen inzwischen über 100 Jahre alt.

Schädlingsbefall ist immer wieder in den Abwasserkanälen zu beobachten. „Der Bestand ist nicht problematisch, und wo Ratten beobachtet werden, erfolgt eine Schädlingsbekämpfung“, erklärt Matthias Witte, Technischer Leiter des Zweckverbandes Ostharz. Er könne nur immer wieder daran appellieren, keine Essensreste in der Toilette zu entsorgen. Diese ziehe Ratten nun einmal an. Betroffen seien zumeist Mehrfamilienhäuser. Die Tiere siedeln sich in der Erde verbleibenen Blindschächten aus früheren Jahrzehnten an, die ein ideales Rückzugsgebiet für sie darstellen, besonders in den Städten, eben auch in Quedlinburg. Für die Schädlingsbekämpfung sind Mitarbeiter speziell geschult worden. (gal)

„Je näher wir der Kläranlage kommen, desto größer werden die Rohre. Im Ort sind sie meist 200 Millimeter stark, im Ditfurter Weg in Quedlinburg aber ist der Kanal beispielsweise 1,05 mal 0,75 Meter groß“, erklärt Matthias Witte, Technischer Leiter beim Zweckverband. Die größte Pumphöhe befindet sich im Unterharz und beträgt 120 Meter, um die Abwässer von Allrode nach Friedrichsbrunn zu befördern und dann in das Klärwerk in Thale. Die Pump- und anderen Bauwerke werden regelmäßig kontrolliert, was für die zwei Mitarbeiter genügend Arbeit mit sich bringt, denn jedes Bauwerk soll einmal im Monat in Augenschein genommen werden.

Alle zehn Jahre Kamerabefahrungen

Bei Kanalbrüchen und Havarien bedient sich der Zweckverband der Hilfe von Baufirmen. Die haben einen Bereitschaftsdienst eingerichtet und sind so stets einsatzbereit. „Während bei Trinkwasserleitungen sofort reagiert werden muss, genügt meist bei Reparaturen am Kanalnetz, dass am nächsten Tag begonnen wird“, weiß der Technische Leiter.

Auch die Kontrolle der Kanäle durch Kamerabefahrung wird von einem Dienstleiter ausgeführt. „Allein die Technik würde uns überfordern. Wir könnten vor allem die teuren Aggregate nicht auslasten“, nennt Olaf Waldhauer den Hauptgrund für die Übertragung dieser Arbeiten. Alle zehn Jahre müssen laut Gesetz Kamerabefahrungen durchgeführt werden. Bei geplanten Straßenbauarbeiten werden die Befahrungen im Vorfeld unternommen, oft schon im Jahr davor. So kann vor Baubeginn eingeschätzt werden, welche Kanäle erneuert werden müssen.

Dies geschah zum Beispiel bereits im Bereich der Wipertistraße in Quedlinburg, wo unterhalb des Münzenbergs an der Einmündung in die Kaiser-Otto-Straße ein Kreisverkehr gebaut werden soll. Für Schachtsanierungen wiederum stehen zwei Einsatzkolonnen von je vier Mitarbeitern bereit. Im vergangenen Jahr wurden 370 Schachtsanierungen vorgenommen. Handlungsbedarf besteht, wenn der Kanaldeckel wackelt und das Klappern auf der Straße zu höhen ist oder sich der Kanaldeckel senkt. Schadensmeldungen in dieser Richtung kommen im Laufe des Jahres etwa 200 beim Zweckverband an.

Bürger geben häufig etwas weniger an

Zu den Aufgaben der Mitarbeiter zur Instandhaltung des Kanalnetzes gehört aber auch die Überprüfung von Grundstücksangaben zur Entwässerung. „Der Bürger neigt dazu, etwas weniger anzugeben“, weiß Olaf Waldhauer. Doch es gehe nicht nur um die Abgaben, welche an den Zweckverband entrichtet werden müssen, sondern auch um Fehleinleitungen. „Es hat schon Fehlanschlüsse gegeben, so dass Abwasser durch den Regenwasserkanal geschickt wurde“, sagt der Meister. „Zum anderen ist darauf zu achten, dass Regenwasser nicht in die Kläranlage geleitet wird“ ergänzt Matthias Witte. Dies würde das System des Klärwerks dort überlasten. Regenwasser werde direkt in die Fließgewässer abgegeben.