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Wolfgang Hohlfeld aus Quedlinburg Wolfgang Hohlfeld aus Quedlinburg: Natur-Geschichte mit 3.000 Dias

Von Petra Korn 30.12.2016, 16:14
Wolfgang Hohlfeld dokumentiert in seinem Büro alles, was er  in der Natur gesehen und fotografiert hat. 
Wolfgang Hohlfeld dokumentiert in seinem Büro alles, was er  in der Natur gesehen und fotografiert hat.  Chris Wohlfeld

Quedlinburg - Etwa 3.000 Dias umfasst die Sammlung von Natur- und Tieraufnahmen, die Wolfgang Hohlfeld selbst gemacht. Sie gehören ebenso zum Fundus des Quedlinburgers wie zahlreiche, auf ehrenamtlichen ornithologischen Beobachtungen zusammengetragene Informationen. Naturbeobachtung und Naturschutz sind das Hobby des 78-Jährigen, der inzwischen auf eine 50-jährige - und damit längste - Mitgliedschaft in der Quedlinburger Naturschutzgruppe - der heutigen Interessengemeinschaft Ornithologie und Naturschutz im Kultur- und Heimatverein - zurückblicken kann. „Einer spielt Skat, ein anderer Fußball, und ich laufe in den Wald. Das ist so geprägt“, sagt Wolfgang Hohlfeld mit einem Schmunzeln.

Für die Natur und insbesondere die Vogelwelt hat er sich von Kindheit an interessiert. Sein Großvater und Onkel arbeiteten in der Landwirtschaft in einem Dorf bei Köthen, in dem auch Wolfgang Hohlfeld seine frühe Kindheit verbrachte. „In der Bruchsteinmauer des Gutshofes nisteten Sperlinge. Ich habe gezählt, wie oft sie reingeflogen sind“, erinnert er sich. Häufig war er mit dem Großvater in der Feldflur unterwegs und fragte diesen dabei nach Pflanzen, Tieren - nach allem, was er sah. Dieses Interesse blieb auch, als die Familie 1946 nach Quedlinburg zog.

Nach der Schule begann Wolfgang Hohlfeld eine Ausbildung als Waldfacharbeiter. „Die Förster haben uns den Blick geschärft, wir lernten die Tiere kennen, die Vogelarten.“ Mit einem Fotoapparat, den er zur Konfirmation geschenkt bekommen hatte, zog der junge Mann in die Natur, um Landschaftsaufnahmen zu machen. Die Filme brachte er zum Entwickeln in eine Drogerie. Und deren Inhaber fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, an einer Kreisnaturschutzexkursion teilzunehmen. „Das war der Anfang“, sagt Wolfgang Hohlfeld.“ Noch 1964 wurde er Naturschutzhelfer, war beispielsweise dabei, wenn Pflanzen- oder Tierbestände zu zählen waren.

Zu jener Zeit gab es bereits eine Fachgruppe Ornithologie im Kulturbund Quedlinburg. Gemeinsam mit einigen weiteren Naturliebhabern belebte der Quedlinburger die Gruppe, die kurz vor ihrer Auflösung stand, 1966 neu, war lange deren Leiter zugleich und noch bis Februar Kassierer.

„Wir haben in jedem Monat eine Exkursion durchgeführt und Vorträge gehalten, was dazu beigetragen hat, dass die Gruppe sich stabilisierte“, schildert Wolfgang Hohlfeld. Die Naturfreunde beteiligten sich unter anderem an Vogelzählungen oder beobachteten im Herbst den Vogelzug. „Es hieß zum Beispiel immer, der Wespenbussard zieht um den Harz herum, weil es ihm da oben zu kalt ist. Das konnten wir widerlegen.“

Falschmeldungen zum Wespenbussard

Bereits im Frühjahr 1967 knüpften die Quedlinburger Kontakt zum Heineanum, dem Vogelmuseum in Halberstadt, und dem hier existierenden ornithologischen Arbeitskreis. Und 1977 schlossen sich alle Naturschutzhelfer der Stadt zusammen zur Fachgruppe Ornithologie und Naturschutz. „Dann wurde es richtig wissenschaftlich“, sagt Wolfgang Hohlfeld und verweist darauf, dass der größte Teil der Naturschutzhelfer beruflich im Institut für Züchtungsforschung tätig war.

Seine und die Ergebnisse seiner Mitstreiter flossen unter anderem in die „Ornithologischen Jahresberichte“ des Altkreises Quedlinburg ein, in das Handbuch „Die Vögel des Nordharzes und seines Vorlandes“ oder den „Atlas der Brutvögel Sachsen-Anhalts“. Sein Wissen rund um die Ornithologie und den Naturschutz hat sich Werner Hohlfeld, der viele Jahre in einem Farbchemie-Betrieb arbeitete, selbst angeeignet. Er hat viele Bücher gelesen, Mitstreiter gefragt, aber auch an zwei Lehrgängen teilgenommen.

Heute werden Aufgaben, die die ehrenamtlichen Naturschützer zuvor wahrnahmen, Büros übertragen. Wolfgang Hohlfeld widmet sich dennoch unermüdlich der Naturbeobachtung. Mit Sorge erfüllt ihn der Rückgang bei vielen heimischen Vogelarten. „Wenn man vor 20, 30 Jahren zu Fuß in Richtung Lehof unterwegs war, konnte man morgens 14, 15, 18 Feldlerchen am Himmel sehen.

Sehnsucht nach den Feldlerchen

Heute sind es vielleicht 2. Und brüteten in den Feldgehölzen überall Vögel, muss man heute krampfhaft suchen, wenn man ein Neuntöter-Nest finden will.“ Ursachen dafür sieht der 78-Jährige in der Landwirtschaft. „Die Vögel finden einfach kein Futter mehr“, sagt er. „Hier muss wieder ein Umdenken einsetzen, Naturraum besser erhalten werden. Naturschutz ist einfach lebensnotwendig für uns.“ Deshalb will er auch in Zukunft beobachten und Informationen sammeln. „Ich mache weiter, so lange ich kann.“

(mz)

Wolfgang Hohlfeld hat im Laufe der Jahre Tausende Dias angefertigt, beschriftet und archiviert. Ein wertvoller Schatz, nicht nur für Ornithologen.
Wolfgang Hohlfeld hat im Laufe der Jahre Tausende Dias angefertigt, beschriftet und archiviert. Ein wertvoller Schatz, nicht nur für Ornithologen.
Wohlfeld