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Staffelübergabe mit Musik Wie sich Domorganist Markus Kaufmann von Quedlinburg verabschiedet

In weniger als zwei Wochen wird Markus Kaufmann in sein neues Amt in Leipzig eingeführt. Für einen Studienkollegen gibt es einen Neuanfang.

Von Rita Kunze 18.11.2021, 15:42
Markus Kaufmann  arbeitet künftig als Kantor der Leipziger Nikolaikirche.
Markus Kaufmann arbeitet künftig als Kantor der Leipziger Nikolaikirche. Foto: Thomas Tobis

Quedlinburg/MZ - In weniger als zwei Wochen wird Markus Kaufmann, bislang Domorganist in Quedlinburg, in sein neues Amt als Kantor der Nikolaikirche Leipzig eingeführt. Und trotzdem: „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, sagt er. „Es fühlt sich nicht nach Abschied an, ich kann meinen Beruf jeden Tag mit voller Leidenschaft ausüben.“

Die Konzerte, die am 20. November und 4. Dezember in der Quedlinburger Nikolaikirche aufgeführt werden, gehören zu den letzten, in denen er als Quedlinburger Kirchenmusiker mitwirkt. Während am Samstag mit dem Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart ein Werk voller Trauer und Leidenschaft zu hören sein wird, gibt es am 4. Dezember Erhebendes mit Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium.

„Für mich eines der glanzvollsten Werke“, sagt Kaufmann. „Ich freue mich, dass wir diesen Stimmungsbogen schlagen können.“ Die ausgewählten Werke passen in die Zeit, sagt der Kirchenmusiker: „Gerade jetzt, in diesem Moment, wo es so viel Wut und Ausbrüche in der Gesellschaft gibt, tut es Not. Im Requiem steckt so viel Trost und Versöhnung, ich glaube, das brauchen unsere Herzen.“

Das Requiem wird am kommenden Samstag um 19.30 Uhr der Quedlinburger Oratorienchor unter der Leitung von Markus Kaufmann aufführen. Die Sängerinnen und Sänger der Evangelischen Kirchengemeinde beschließen damit das Kirchenjahr - das endet traditionell am Ewigkeitssonntag, also dem Sonntag vor dem ersten Advent.

„Im Requiem von Mozart steckt so viel Trost und Versöhnung, ich glaube, das brauchen unsere Herzen.“

Markus Kaufmann, scheidender Domorganist in Quedlinburg

Begleitet wird die Aufführung vom Orchester „capella aegidii“, dessen Mitglieder auf historischen Instrumenten musizieren. „Bei einigen Kantatenaufführungen in Quedlinburg sind die Musikerinnen und Musiker bereits zu hören gewesen, die Aufführung des Requiems erweitert das Ensemble auf nun 30 Musikspezialisten, die ganz besonders mit der Spielweise barocker und frühklassischer Werke vertraut sind“, so Kaufmann.

Der Oratorienchor probt seit Juni am Requiem, das vor mehr als zwei Jahrzehnten zum letzten Mal in Quedlinburg aufgeführt wurde. Jetzt bildet es zugleich auch den Rahmen für die „Staffelübergabe“ in der Quedlinburger Kirchenmusik, denn zu den vier Gesangssolisten an diesem Abend gehört Markus Kaufmanns Nachfolger Marc Holze.

Als Interimskirchenmusiker wird er ab Dezember die Leitung des Oratorienchores, des Posaunenchores und des Quedlinburger Musiksommers übernehmen. Holze wird mit Kaufmann auch die Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 4. Dezember gestalten.

Beide kennen sich lange, haben zusammen in Dresden studiert und „einen sehr kurzen Kommunikationsdraht“, beschreibt es Kaufmann. Dass Marc Holze bei beiden Aufführungen mitwirkt, sei gut: „Er lernt die Menschen hier kennen und sieht, wie Aufführungen hier gestaltet werden. Das erleichtert den Einstieg.“

Die Nikolaikirche ist nicht nur Aufführungs-, sondern auch Probenort. Seit anderthalb Jahren werde in der Kirche geprobt, sagt Kaufmann. „Es ist ein schöner, tragender Raum, ein Chorraum. Das kannte ich aus Sachsen nicht“, sagt Kaufmann, der aus Lichtenstein, zwischen Chemnitz und Zwickau gelegen, stammt. „Er hat eine liturgische Funktion, das tut unheimlich gut.“

„Er lernt die Menschen hier kennen und sieht, wie Aufführungen hier gestaltet werden. Das erleichtert den Einstieg.“

Markus Kaufmann über seinen Nachfolger Marc Holze

Heizpaneele helfen, die Temperaturen in der Kirche angenehmer zu machen. „Ich bin den Sängern sehr dankbar, die mit viel Leidenschaft und Mut zur Sache ertragen, dass die Bedingungen nicht so optimal sind“, so der Kirchenmusiker. „Es spürt jeder, dass gemeinsames Singen viel größeres Gewicht bekommen hat“, sagt er daher. Der Oratorienchor habe ein paar neue Sänger gewonnen, andere seien ausgestiegen. „Jeder hat ein eigenes Risikoempfinden, und es ist gut, wenn man da auf sich hört“, so Kaufmann.

Auch wenn seine Zeit als Quedlinburger Kirchenmusiker zu Ende ist, der Musiksommer für 2022 trägt noch Kaufmanns Handschrift. Er „wird sehr schön gefüllt sein mit tollen Konzerten“, blickt der Kirchenmusiker voraus. So werde der Organist der Kirche Notre-Dame de Paris, Olivier Latry, ein Gastspiel geben.

Der kommende Musiksommer steht unter dem Titel „Harmonien der Ewigkeit“. „Das geht auf einen Zyklus zurück, den Franz Liszt komponiert hat“, erklärt Kaufmann. „Aber wir leben in einer Stadt, die von Bauten geprägt ist, die gedacht und von dem Gedanken geprägt waren, etwas Ewiges schaffen zu wollen.“