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Westerhausen bald Teil von Quedlinburg?

Von KERSTIN BEIER 27.08.2009, 17:19

QUEDLINBURG/MZ. - Das Schild der Bürgerinitiative, das vor dem Wohnhaus von Westerhausens Bürgermeister Eberhard Heintze (parteilos) steht und das verkündet, im Dorf werde selbst über die Zukunft entschieden, muss ihm jetzt wie Hohn vorkommen. Öffentlich hatte sich Heintze stets gegen die Gebietsreform gewandt, jetzt sieht der Gesetzentwurf, der am Dienstag veröffentlicht werden soll, eine Zuordnung nach Quedlinburg vor (Seite 2).

Scheidung vor fünf Jahren

Ausgerechnet nach Quedlinburg. Vor fünf Jahren erst hatte sich Westerhausen mit Zustimmung der Kommunalaufsicht aus der Verwaltungsgemeinschaft Quedlinburg gelöst. Um in "die funktionierende Verwaltungsgemeinschaft Thale" zu wechseln, wie Heintze auch heute noch betont. Sein Zorn auf die Regierungskoalition ist riesengroß: "Die wissen gar nicht, was sie den kleinen Gemeinden damit antun", wehrt er sich auch weiterhin gegen die drohende Eingemeindung. Insbesondere für das Zusammengehen mit Quedlinburg zeichnet er ein dramatisches Bild: "Das ist der Tod für Westerhausen". Die Zusammenarbeit mit der Welterbestadt habe von Anfang an nicht funktioniert, das Dorf habe sich untergebuttert, nicht gleichberechtigt behandelt gefühlt.

Welche Schritte die Gemeinde jetzt gehen wird, dazu möchte sich der Mann, der seit 16 Jahren in Westerhausen regiert und stolz auf seinen noch immer ausgeglichenen Haushalt ist, noch nicht öffentlich äußern. "Ich werde erst mit meinen Gemeinderäten sprechen", sagt er.

In Quedlinburg kannte man Donnerstagabend noch keine Details des Gesetzentwurfs, herumgesprochen hatte sich die Quintessenz jedoch auch hier. Der amtierende Bürgermeister Wolfgang Scheller bezeichnete ein Zusammengehen mit Westerhausen als "nachdenkenswerte Lösung". Er betont die geschichtlichen und territorialen Verbindungen und bezeichnet es als Vorteil, dass beide Kommunen schon einmal zusammengearbeitet haben und "nicht bei Null anfangen müssen". Eins werde Quedlinburg nicht tun: nämlich alte Gräben wieder aufreißen. Der jüngste Stadtrat in der vergangenen Woche hatte die Stadtverwaltung beauftragt, weiter mit Gernrode und Bad Suderode zu verhandeln und war damit einem CDU-Antrag gefolgt. "Das werden wir tun, auch in der gesetzlichen Phase ist das noch möglich", so Scheller.

Relativ zufrieden äußerte sich Rieders Bürgermeister Jürgen Rössling (Linke). Laut Gesetzentwurf sollen Gernrode, Bad Suderode und Rieder künftig mit Ballenstedt eine Einheit bilden. "Das ist für uns die zweitbeste Lösung", so Rössling, der zwei für ihn wichtige Prämissen erfüllt sieht: erstens die drei nach dem Weggang von Friedrichsbrunn und Stecklenberg verbliebenen Gemeinden nicht auseinanderzureißen und zweitens lieber zu Ballenstedt als zu Quedlinburg zu gehen.

Entwurf konträr zu Diskussionen

Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski sieht den Gesetzentwurf mit gemischten Gefühlen. "Das Innenministerium richtet ein komplettes Chaos an", meint er. In vielen Fällen laufe der Entwurf konträr zu den Diskussionen vor Ort. Als Beispiel dafür kann Timmenrode gelten. Hier hatte der Gemeinderat in einer Sondersitzung beschlossen, zeitgleich mit den Bundestagswahlen am 27. September in einem Bürgerentscheid über ihre künftige Zugehörigkeit abzustimmen.

Laut Gesetzentwurf soll Timmenrode jedoch Blankenburg zugeordnet werden, Allrode zur Verwaltungsgemeinschaft Hochharz.