Wernigerode Wernigerode: Schloss-Turm bekommt Schönheit zurück

Wernigerode/MZ - „Wenn man hier raufgeht, kann man sich fragen, was haben die überhaupt gemacht?“, sagt Schloss-Geschäftsführer Christian Juranek im Fahnenturm des Wernigeröder Schlosses, durch den Besucher das Gebäude betreten - und dessen „bauliche Gesamtsituation als Haupteingang relativ unbefriedigend“ ist. Weshalb im Winter begonnen wurde, diesen Teil des Schlosses zu restaurieren. Nicht nur, weil die Farbe von den Wänden abblättert.
Allerdings muss aus technischen Gründen von oben nach unten saniert werden. Und dort, ganz oben, erklärt Juranek, hat sich eine Menge getan: Das oberste Geschoss ist nach einem Dreivierteljahr vollständig saniert. Es erscheint jetzt beinahe so, wie es im 19. Jahrhundert ausgesehen hat: Die gotischen Rippenbögen sind eher weiß, nicht länger grau. Die Wände haben einen sanften Grünton erhalten, eine für das 19. Jahrhundert typische Farbe. An den Seitenwänden hängen Jagdtrophäen wie einst, hinzu kommen - und das ist neu - zwei prächtige barocke Gobelins.
Auf diese seidenen Teppiche vom Ende des 17. Jahrhunderts ist Juranek besonders stolz. Der eine zeigt eine mythologische Landschaft, der andere ist ein so genannter Monatsteppich und präsentiert den November. Die anderen elf dieser Serie, die in einer Brüsseler Manufaktur entstanden ist, befinden sich als Staatseigentum in Österreich und Schweden, „zum Teil in der Wiener Hofburg und in Stockholm“, sagt Juranek. In Wernigerode werde eine Dauerleihgabe der Bundesrepublik Deutschland präsentiert: eine „erhebliche inhaltliche Aufwertung des Innenraums“.
Der zeigt sich jetzt nicht nur mit Kunst, Trophäen und neuem Putz; der alte war vollständig lose und musste neu aufgetragen werden. Neu ist auch die Elektroinstallation: Bis jetzt gab es im Turm keine Beleuchtung. Nun wird der Raum dezent erhellt. Zugleich wurden die Fenster erneuert und die Bleiverglasung repariert: „Dass da oben an den Fenstern jemand dran war, ist hundert Jahre her.“
Noch in diesem Jahr soll die Restaurierung bis zum Hofeingang erfolgen, die Fördermittel dafür seien schon bewilligt, so der Geschäftsführer. Im kommenden Jahr soll der Eingang ins Schloss hinein erneuert werden.
Finanziert wurde die Restaurierung von der Stiftung Schloss Wernigerode, von der Schloss Wernigerode GmbH und mit Fördermitteln des Landeskultusministeriums. Die Trophäen sind Leihgaben des Wernigeröder Jagdkorporationen Senioren-Convents, dem Verband der studentischen Jagdverbindungen in Deutschland. Der WJSC hat bereits andere kulturelle und soziale Projekte in Wernigerode unterstützt und will Mitglied im Förderverein des Wernigeröder Schlosses werden.