Weihnachtsmarkt : Weihnachtsmarkt in Quedlinburg: Adventsstadt sorgt für Ansturm auf die Höfe

Quedlinburg - Es ist früher Abend in Quedlinburg und alle Straßen und Gassen rund um den Innenstadtring strotzen nur so vor Leben. Ein Bild, das sich so fast nur Weihnachten zeigt, denn sonst werden - erzählt man unter Quedlinburgern – hier pünktlich die „Bürgersteige hochgeklappt“. Seit Jahren gelten der Weihnachtsmarkt und Advent in den Höfen als Publikumsmagneten, beide öffnen am ersten Adventswochenende erstmals ihre Pforten.

Die Adventsstadt wird ihrem selbst verliehenen Namen inzwischen mehr als gerecht und spielt den Weihnachtstrumpf richtig aus. Nicht umsonst genießt sie über die Ländergrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf. Dieses Jahr sind es 25 Höfe, die sich an der Aktion beteiligen wollen. Schon vom Bahnhof an trägt weihnachtliche Dekoration einheimische und angereiste Besucher in das Stadtzentrum, wo eins plus 25 Weihnachtsmärkte mit einem reichhaltigen Angebot an Handwerkswaren und kulinarischen Leckereien warten.

Michael Bigalke und Lutz Pietschmann aus Berlin haben geschäftlich in Gernrode zu tun und verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen: Gemeinsam mit ihren Frauen Andrea und Conni verbringen die Freunde das ganze Wochenende hier. Als Anwohner einer „Stadt mit Hunderten Einkaufszentren“ sind die Vier begeistert über soviel Einzelhandel und die „geniale Stimmung“. „Inzwischen dekorieren wir doch alle wieder gern mit Stücken unserer Vorgängergenerationen“, sagt Andrea Bigalke, „da ist es toll, genau solche hier zu finden.“ „Und dazu eine schöne Thüringer Bratwurst“, wirft die Runde ein.

Mit Spitzendeckchen, Glühwein und Grillware ist es aber lange nicht getan. Der Weihnachtsmarkt und die Höfe bieten – letztere übrigens in Eigenregie organisiert und ausschließlich an den ersten drei Adventswochenenden – neben Livemusik unter anderem Gehäkeltes und Gestricktes, Geflochtenes und Getöpfertes, Eingemachtes und Geschnitztes. Manchmal auch nur zum Zusehen oder Mitmachen. Wie im Angelus-Hof, wo Aaron Griebner und seine Mitschüler von der freien Waldorfschule Thale ihr handbetriebenes Schlagwerkzeug aus Holz vorstellen. „Die perfekte Haushaltshilfe für die moderne Hausfrau“, scherzt der 14-Jährige.

Über Wochen haben sie unter Anleitung ihres Lehrers jede Freistunde genutzt, den etwas anderen Nussknacker – immerhin fast einen Quadratmeter groß - zu bauen, der vor allem kleine Besucher anlockt. „Geht nicht so schwer, wie es aussieht!“ Über eine Kurbel hat die siebenjährige Paula aus Staßfurt zwei Hämmer in Bewegung gesetzt, die ihr als Lohn ein paar Walnüsse aufknacken. Und dann gibt es da noch Höfe, wie „Pfeiffer mit drei f“ in der Pölkenstraße, die dem beinahe selbstverständlichen Kunsthandwerk noch ein besonderes i-Tüpfelchen verpassen. Wer möchte, bekommt hier nicht nur den berühmten Rühmann-Film zu sehen, sondern auch „einen winzigen Schlock“ Feuerzangenbowle.

Während es im Marktkirchhof mittelalterlich wird, reist man im Quartier 7 ins Jahr 1851 zurück und kann sich via Kollodium-Nassplattenverfahren mit einer alten Holzkamera originalgetreu fotoporträtieren lassen. Der Gang in die Stadt ist nicht immer unbeschwerlich bei Tausenden von Besuchern, „lohnt aber in jedem Fall“, findet Maria Frohne aus Quedlinburg: „Ich kaufe hier ganz klassisch viele Weihnachtsgeschenke.“ Zuletzt wird sie bei Ingrid Dobbertin fündig, die Chutneys, Marmeladen und Liköre aus Wildfrüchten herstellt, die „viele kaum noch kennen – Schlehe, Kornelkirsche, Scheinquitte“. Seit über zehn Jahren ist sie hier dabei und „immer dachten wir, dies ist ein Bombenjahr und geht nicht besser, aber es wurde immer besser“. Sie schmunzelt unter ihrem Hut hervor: „Ich glaube, auch dieses Jahr.“ (mz)