Übernachten im Harz Was bekommen Urlauber für ihren Gästebeitrag in Falkenstein/Harz?
Wer Urlaub macht, muss zahlen. Die Anrainerkommunen im Selketal gehen dabei unterschiedlich vor. In Falkenstein wurde jetzt Kritik laut.

Falkenstein/Harz/MZ. - Wer in die Ferien fährt, zahlt im Urlaubsort einen Gästebeitrag - dafür soll ja auch etwas geboten werden. Das gilt für das Allgäu oder die Küste genauso wie für das Selketal, das die drei Anrainerkommunen Ballenstedt, Falkenstein/Harz und Harzgerode gemeinsam vermarkten wollen.
Der Gästebeitrag dient der teilweisen Deckung des Aufwandes, den die Kommunen mit der Schaffung einer touristischen Infrastruktur haben. In Harzgerode zahlen Urlauber dafür 2,50 Euro am Tag, in Ballenstedt und Falkenstein jeweils 2 Euro.
Nur einen Abend oder eine ganze Woche - wer übernachtet, muss zahlen
Die Satzung, die das regelt, ist in Falkenstein Anfang dieses Monats erstmals in Kraft getreten. Und sie stiftet bei Beherbergungsbetrieben Verwirrung. So stellt man sich unter anderem die Frage, wie das mit Übernachtungsgästen ist, die dort nicht im eigentlichen Sinne Urlaub machen, sondern wegen einer Abendveranstaltung oder großen Familienfeier eine Übernachtung gebucht haben. Die kämen am Nachmittag an und seien am nächsten Morgen wieder weg. Auch die müssen zahlen, denn abgerechnet wird grundsätzlich nach Übernachtungen.
„Ich verstehe die Idee dahinter und ich hoffe, dass sich dann auch wirklich etwas bessert, wenn man mehr Geld einnimmt“, sagt Karin Hüsgen, die mit ihrem Mann die Thalmühle Meisdorf betreibt. Die Eile, in der die Satzung beschlossen wurde, versteht sie jedoch nicht. Ende Mai hatte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Kommunalwahl dem Papier zugestimmt, Mitte Juni wurde es veröffentlicht, am 1. Juli trat die Satzung in Kraft.
Die Betreiberin der Thalmühle sieht in ihr keine gute Arbeitsgrundlage und hatte unter anderem die Einwohnerfragestunde der ersten Sitzung des neugewählten Stadtrates genutzt, um darauf aufmerksam zu machen.
Die Satzung sei schwierig formuliert und schwer umzusetzen, zudem sei die angekündigte elektronische Meldemöglichkeit noch nicht möglich - also Zettelwirtschaft, obwohl in ihrem Betrieb alles elektronisch erfasst sei. Auch die Tickethefte würden noch nicht vorliegen. „Das heißt, im Moment bekommen die Gäste von mir einen postkartengroßen Zettel, auf dem ein Zeichen drauf ist, mit dem sie mit der Selketalbahn fahren können.“
Ihre Frage, ob die Satzung zurückgestellt, Änderungen geprüft und dem Rat noch einmal vorgelegt werden könnte, blieb unbeantwortet. Stadtratsvorsitzender Jürgen Recht sagte, niemand habe ein Interesse daran, den Investoren im Selketal zu schaden. Die Stadt solle ein „wohlwollendes Auge“ auf die Sache haben.
Ticket für die Selketalbahn auch für Falkensteiner Urlauber
Der Wille ist groß, die Region mit einer starken Tourismusbranche voranzubringen. Aber es bleibt holprig. Jüngstes Beispiel ist der Selketal-Pass, der Urlaubern, die ja Gästebeitrag zahlen, freie Fahrt mit der Selketalbahn der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ermöglicht; seit einem Jahr in Harzgerode und seit vergangener Woche in Falkenstein. Ballenstedt ist noch außen vor. Allerdings hat die Stadt ebenso wie Falkenstein überhaupt keinen Haltepunkt oder Bahnhof der HSB. Für Gäste, die dort Urlaub machen, heißt es also entweder bis zum nächsten Bahnhof zu wandern oder mit dem Auto oder Bus zu fahren - wenn denn die Anbindung funktioniert: „Wir haben im Sommer den 240er Bus, der alle zwei Stunden fährt.“