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„Five little speckled frogs“ Warum das CVJM-Kinderhaus in Quedlinburg jetzt eine Sprach-Kita ist

Was das für die tägliche Arbeit mit den Kindern bedeutet, hat uns die Sprachfachkraft Franziska Reichardt erklärt.

Von Petra Korn 28.07.2021, 13:56
Gemeinsam mit Franziska Reichardt sprechen die Mädchen und Jungen über die Entwicklungsstadien der Frösche.
Gemeinsam mit Franziska Reichardt sprechen die Mädchen und Jungen über die Entwicklungsstadien der Frösche. (Foto: Petra Korn)

Quedlinburg/MZ - „Als Erstes legt der Frosch Eier. Und dann schlüpfen daraus Kaulquappen“, erklärt Hannes. „Und geht das ganz schnell?“, möchte Franziska Reichardt wissen. Die Mädchen und Jungen schütteln die Köpfe. Das dauert, sagt Tom, „wie bei den Menschen“.

Während sie dann die kleinen Kärtchen mit Abbildungen von Ei bis Frosch in die richtige Reihenfolge der Entwicklung bringen, diese erklären und schließlich noch einmal einen Blick in das Aquarium werfen, in dem die ersten Kaulquappen schon Hinterbeine haben, dringt fröhliches Singen aus dem Raum nebenan durch die Tür. „Five little speckled frogs“, „Fünf kleine gesprenkelte Frösche“, lassen die Kinder dort gemeinsam mit Englisch-Muttersprachlerin Natasha Strahlendorf musikalisch hüpfen, während sie selbst springen.

Sprache spielt im Christlichen Kinderhaus Quedlinburg schon immer eine große Rolle: Die Kindertagesstätte in Trägerschaft des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM) Quedlinburg ist ein zweisprachiges Kinderhaus; die Mädchen und Jungen werden hier auch an die englische Sprache herangeführt. Sprache steht nun noch einmal ganz gezielt im Fokus: Das Christliche Kinderhaus ist jetzt eine Sprach-Kita.

„Im Prinzip arbeitet jede Kita an der Sprache“, sagt Franziska Reichardt, die Sprachfachkraft in der Kita. Eine Sprach-Kita zu sein bedeute, noch einmal Extra-Stunden dafür zu bekommen, sich ganz gezielt auf die Sprachförderung zu konzentrieren, Lernangebote dafür zu gestalten.

Die englischen Worte für Baum und  Frosch haben die Kinder wiederholt. Nun hüpfen sie selbst wie Frösche.
Die englischen Worte für Baum und Frosch haben die Kinder wiederholt. Nun hüpfen sie selbst wie Frösche.
(Foto: Petra Korn)

Dafür gibt es eine Förderung, sodass Franziska Reichardt in 19 Stunden pro Woche ganz speziell am Thema Sprache arbeiten kann. Dabei coacht sie beispielsweise ihre Kollegen und nimmt selbst an Weiterbildungen teil. In diesen geht es beispielsweise um das Thema, wie Kinder motiviert werden können zu sprechen, oder verschiedene Taktiken, die dafür angewandt werden können.

„Das, was ich dort lerne, bringe ich dann den Kollegen nahe“, sagt die Erzieherin und fügt hinzu: „Meine Kollegen sind sehr engagiert.“ Das Programm „Sprach-Kita“, mit dem der Bund sprachliche Bildung als Teil der Qualitätsentwicklung in der Kindertagesbetreuung fördert, gibt es seit 2016.

„Man bewirbt sich, Sprach-Kita zu werden“, erklärt Franziska Reichardt. Vorwiegend richtet sich das Programm an Einrichtungen, in denen ein überdurchschnittlich hoher Anteil von Kindern mit sprachlichem Förderbedarf betreut wird. Das seien oft Einrichtungen, in denen Migrationsarbeit geleistet werde, sagt Franziska Reichardt.

Zu diesen Einrichtungen zähle das Kinderhaus nicht. „Ich denke, dass wir zweisprachig arbeiten, war ein großer Stein im Brett dafür, dass wir jetzt für die Aufnahme in das Programm ausgewählt wurden.“

In ihrer Arbeit als Sprachfachkraft konzentriert sich die Erzieherin darauf, sprachliche Bildung „so gut wie möglich und so oft wie möglich in den Tagesablauf zu integrieren“. Bei den Vierjährigen, die sich gerade mit dem großen Thema Wald befassen, erfolgt das über dieses Projekt.

„Das freie Erzählen ist uns dabei wichtig und soll gefördert werden.“

Franziska Reichardt, Sprachfachkraft im CVJM-Kinderhaus in Quedlinburg

Dabei lernen sie beispielsweise die Waldbewohner kennen – und beschäftigen sich auch mit den Fröschen. „Das freie Erzählen ist uns dabei wichtig und soll gefördert werden“, sagt Franziska Reichardt und verweist auf die Kärtchen mit den Entwicklungsstadien: „Die Kinder sollen sie in die richtige Reihenfolge legen und dazu sprechen.“ Durch das Verknüpfen zum Englischen werde das Thema vertieft. „Es ist toll, wenn man Muttersprachler dabei hat.“

Woran in der Kita gerade gearbeitet wird, darüber werden die Eltern über eigens gestaltete Aushänge informiert. „Mit den aktuellen Aushängen wollen wir zeigen, was es bedeutet, dass wir uns nun noch tiefgründiger mit dem Thema Sprache beschäftigen.“

Einrichten möchte sich das Christliche Kinderhaus nun auch eine eigene Medienbibliothek, dafür einen Raum im Haus an der Brühlstraße umgestalten. „Hier sollen nicht nur Bücher zu finden sein, sondern auch Digitales wie Tablets“, erklärt Franziska Reichardt.

So könnten sich die Kinder bei einem Wald-Projekt beispielsweise auch einmal einen Film über einen Hirsch ansehen. Das Vorhaben sei dem Vorstand des Trägervereins vorgestellt worden; dieser habe zugestimmt und zugesichert, die Summe, die das Kinderhaus an Spenden einwerben könne, dann zu verdoppeln, berichtet die Erzieherin und fügt hinzu: „Das Christliche Kinderhaus freut sich über Spenden.“