Warten auf den großen Fang
TIMMENRODE/MZ. - Bereits früh um 4.45 Uhr hatte Sebastian Albrecht aus Ermsleben seinen Platz an einem der Forellenteiche in Timmenrode eingenommen. Gegen Mittag hatte der 20-Jährige, trotz leckerer Bienenmaden am Haken, immer noch keinen einzigen Fisch aus dem Wasser gezogen. Doch er nahm das Ganze mit stoischer Ruhe. Freundin Sylvien Skibbe dagegen blickte bereits etwas frustriert. "Eigentlich haben alle schon etwas gefangen, nur wir nicht", war sie enttäuscht. Sie begleitete den Freund das erste Mal zum großen Fest der Teichwirtschaft Timmenrode, bei dem es auch einen Angelwettbewerb gab. Sebastian gewann ihn nicht. Der Pokal ging an einen Namensvetter, Sebastian Eggeling aus Unseburg, der insgesamt 3,5 Kilogramm Fisch an der Angel hatte.
Der erfolglose Petri-Jünger aus Ermsleben glaubte zu wissen, warum die Fische am Sonnabend nur zögerlich auf die ihnen präsentierten Leckereien reagierten. "Es ist eigentlich noch zu warm", meinte er. Auch Holger Fisch, gemeinsam mit Andreas Reichstein Geschäftsführer der Teichwirtschaft Timmenrode, konnte diesen Eindruck nicht von der Hand weisen: "Besonders bei schwülem Wetter geht es den Fischen wie uns Menschen. Sie ruhen viel und haben wenig Appetit." Reichstein und Fisch haben ihr Unternehmen in Timmenrode am 14. September 2002 eröffnet und seither jedes Jahr zu einem Teichfest eingeladen, bei dem vor allem die Angler auf ihre Kosten kommen. Auch außerhalb der Feste kann die Rute hier ausgeworfen werden, um Forellen, Lachsforellen, Aal oder Karpfen zu angeln. Wer etwas ungeduldiger ist, muss nicht auf Fischgenuss verzichten, denn die Teichwirtschaft bietet frischen sowie geräucherten Fisch auch zum Verkauf an.
Seit der Geschäftsgründung - der Teich war damals, weil das Gelände seit 1991 nicht mehr bewirtschaftet worden war, in einem sehr ungepflegten Zustand - hat sich sehr viel getan. So wurden die Zuchtbecken für die Fische angelegt und zwei neue Teiche ausgebaggert. Der Imbiss sowie Biergarten kamen hinzu und seit einem Jahr wohnen die beiden Geschäftsführer mit Familien auf dem Gelände. Für die Zukunft gibt es weitere Pläne. So sollen die Aufzuchtbecken noch einmal unterteilt werden, um optimale Bedingungen zu schaffen, und die Wege um den Hauptteich herum erneuert werden. Das Wasser für die Teiche kommt übrigens aus Quellen in der Umgebung und aus einer früheren Trinkwasserversorgung oberhalb Wienrodes.
Zu ihrem Teichfest hatten Holger Fisch und Andreas Reichstein nicht nur für gut gefüllte Angelteiche gesorgt. Auch für alle Nichtangler gab es Sehens- und Erstrebenswertes. Wie zum Beispiel Motorrad-Oldtimer, Spiele für Kinder, Kaffee und Kuchen, musikalische Unterhaltung und ein ganz besonderer Verkaufsstand. Uwe Chwalicz sowie Thomas Fleischer aus Thale präsentierten das einst aus dem ehemaligen Eisen- und Hüttenwerk kommende Emaillegeschirr. Beide waren in der Geschirrproduktion beschäftigt und konnten neugierige Standbesucher mit jeder Menge Fachwissen versorgen. Und nicht nur damit. Töpfe oder Töpfchen aller Formen und mit unterschiedlichen Dekors waren genauso im Angebot wie emaillierte Kunstwerke von Peter Preiß und vieles andere. "Wir sind hier vor allem wegen der Nostalgie, denn das Geschirr kennen noch viele", so Chwalicz. Blickfang an seinem Stand war ein riesiges emailliertes Bild der Ortschaft Schollene. "Die Idee dahinter war die Fassadengestaltung, die die Hütte an etlichen Orten gemacht hat", erklärte Fleischer, der bedauert, dass viele solcher Ideen nicht mehr umgesetzt werden können.