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Älteste Stadtkirche in Sachsen-Anhalt Von der Kanzel predigen? Auf keinen Fall, sagt dieser Pfarrer

Die Sixtuskirche in Ermsleben hat nach umfangreichen Bauarbeiten ihre vorübergehend ausgebaute Kanzel zurückbekommen. Die Wiederinbetriebnahme des Gotteshauses wird jetzt gefeiert - mit einem Fest für alle Bürger.

Von Rita Kunze 16.04.2024, 15:15
Die Einzelteile der Kanzel werden für den Wiedereinbau sortiert.
Die Einzelteile der Kanzel werden für den Wiedereinbau sortiert. Foto: Kunze

Ermsleben/MZ. - Lange hat in der Sixtuskirche kein Gottesdienst, keine andere Veranstaltung stattgefunden. Die nassen Mauern wurden trockengelegt, ein neuer Fußboden aus Sandstein verlegt, unter dem eine Temperieranlage installiert ist. Nach dem Ende der Bauarbeiten wird die Kirche am kommenden Sonntag, dem 21. April, wieder geöffnet. Das soll ab14 Uhr mit einem Gottesdienst und ab 15.30 Uhr mit einem Bürgerfest gefeiert werden.

Auch die Kanzel, die während der Trockenlegung abgebaut war, ist zurück. „Eine Kanzel ist deswegen wichtig, weil wir vom evangelischen Verständnis her einen Schwerpunkt auf die Verkündigung des Wortes Gottes gelegt haben. Seit Martin Luther, und deswegen haben Kanzeln in evangelischen Kirchen schon eine lange, auch herausgehobene Tradition“, erklärt Pfarrer Georg Schmidt.

Hölzerne Kanzel steht an einem besonderen Ort in der Kirche

Vor 100 Jahren sei die Kanzel eingebaut worden. „An der Stelle gab es vorher auch schon eine Kanzel, und sie sitzt hier eigentlich im Mittelteil des Kirchenschiffes, im Übergang zum Hohen Chor. Das ist bei weitem nicht in allen Kirchen so. Manchmal hat man sogar einen Kanzelaltar wie in Neuplatendorf, manchmal gibt es auch steinerne Kanzeln, wie haben eine hölzerne.“

Die Kanzel ist eine Brücke zur Vergangenheit.

Georg Schmidt, Pfarrer

Der Kirchengemeinde sei es wichtig gewesen, sie an ihren ursprünglichen Ort zurückzubringen. „Das hat ein Stückweit den Hintergrund, weil wir uns gut vorstellen können, hier in der Verlängerung der Sixtuskirche auch größere Gottesdienste zu feiern, und da ist die Kanzel gar nicht so verkehrt, auch wenn ich gestehen muss, dass ich noch nie oben gewesen bin.“

Der einzige Grund, der ihm einfallen würde, um von der Kanzel zu predigen, sagt Schmidt, wäre der, dass er von dort oben gut zu verstehen ist. Aber ihm sei es wichtig, auf Augenhöhe zu sein.

Die Kanzel gehöre jedoch zur Kirche, sei um die Jahrhundertwende eingebaut worden. „Das ist ein Zeugnis dessen, was unseren Vorvätern wichtig gewesen ist, und eine Brücke zur Vergangenheit.“

Zeit zwischen Kaffee-Ecke und Trödelmarkt

Die Bänke, die vor der Fußbodensanierung in der Kirche gestanden haben, werden nicht wieder eingeräumt. Zur Feier am Sonntag werden im Bereich zwischen den beiden Orgeln Stühle für den Gottesdienst aufgestellt. Anschließend werde Platz sein, um Tische aufzustellen, eine Kaffeeecke einzurichten, Vereine werden Stände aufbauen und sich präsentieren, ein Trödelmarkt stattfinden. In einem anderen Bereich soll es eine Videopräsentation geben, auf der Empore werden Geschichten für Kinder gelesen.

Vereine der Stadt machen mit

Deswegen sei die Feier der Wiederinbetriebnahme ganz bewusst als Bürgerfest gestaltet worden. Die Sixtuskirche soll nicht nur für kirchliche Zwecke genutzt werden, sondern ein Ort für alle sein, ein Bürgerort. „Deswegen haben wir im Vorfeld alle Vereine in unserer Stadt angeschrieben und dazu eingeladen, sich einzubringen, damit es schon an diesem Tag ein lebendiger, vielfältiger Ort wird. Einige sind der Einladung gefolgt, worüber wir uns sehr freuen. Dadurch wird es jetzt schon eine bunte Sache werden und ein Auftakt von dem, was wir uns zukünftig erhoffen. Es ist aber ein Schritt auf einer längeren Zielgeraden.“

Denn noch sei viel zu tun, bis St. Sixtus in aller Vielfalt genutzt werden könne. „Es geht um eine bauliche Klarheit in diesem Raum. Wenn wir ihn öffentlich nutzen wollen, müssen wir ihn gut abtrennen vom anderen. Es müssen noch sanitäre Anlagen mit rein, am besten noch eine Küchenzeile.“