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Einzelhandel in Quedlinburg Verschärfte Regeln sorgen für weniger Kundschaft

Wie funktioniert das Einkaufen oder der Friseurbesuch mit Terminbuchung („click and meet“)? Wir haben uns erkundigt.

Von Uta Müller 28.04.2021, 14:05
Anke Wachsmuth ist Inhaberin des Textilwarengeschäfts Martha Schmalz in Quedlinburg.
Anke Wachsmuth ist Inhaberin des Textilwarengeschäfts Martha Schmalz in Quedlinburg. Fotos (2): Uta Müller

Quedlinburg - Seit Samstag greift die bundesweite Notbremse. Welche Geschäfte haben weiterhin offen, welche müssen schließen, und wo ist noch Click and Meet mit Test möglich?

„Geschäfte des täglichen Bedarfs wie etwa Supermärkte, Drogerien und auch die Apotheken bleiben wie bisher unabhängig von der Inzidenz geöffnet“, sagt Nicole Risse, Citymanagerin der Stadt Quedlinburg. Alle anderen würden geschlossen werden.

Bei einer Inzidenz zwischen 100 und 150 sei allerdings Shoppen nach vorheriger Terminbuchung (Click and Meet) möglich. Voraussetzung sei unter anderem ein verifizierter negativer Corona-Test von einer offiziellen Teststelle. Unabhängig von der Inzidenz könne bestellte Ware im Geschäft abgeholt werden.

„Da die Inzidenz in Quedlinburg den Grenzwert von 150 seit mehr als sieben Tagen überschreitet, ist nur noch das Abholen bestellter Waren möglich, also Click and Collect“, so Risse weiter. Außerdem sollen Ladenbetreiber sicherstellen, dass lange Schlangen vermieden werden, etwa durch gestaffelte Zeitfenster für die Abholung.

„Die spontane Freude beim Einkaufen geht dabei allerdings verloren.“

Anke Wachsmuth, Inhaberin von Textilwaren „Martha Schmalz“

Im Textilwarengeschäft Martha Schmalz ist Inhaberin Anke Wachsmuth weiterhin für ihre Kunden da, auch wenn das nicht wirtschaftlich sei. „Das Schlendern durch die Innenstadt oder die spontane Freude beim Einkaufen geht dabei allerdings verloren“, so die Geschäftsinhaberin. Auch sie treibt die Angst, ihre Kunden an den Online-Handel zu verlieren.

Es sei für viele ein zusätzlicher Aufwand, sich vorher noch einen Negativ-Test zu besorgen. Und die Leute hätten gemerkt, Online-Shopping ist praktisch: Abends oder am Wochenende auf den Internetseiten der Anbieter stöbern, etwas aussuchen, bestellen, zuschicken lassen – fertig. Was nicht passt, wird umgetauscht. Aber für Anke Wachsmuth fehlt da etwas. „Das Anfassen, Anprobieren der Ware, der kleine Kaffeeplausch hinterher - das sinnliche Einkaufserlebnis eben“, sagt Wachsmuth.

Die Inhaberin des kleinen Textilwarengeschäfts in der Altetopfstraße hat den Öffnungsversuch der vergangenen Woche als sehr positiv empfunden, und mit dem Testzentrum im Marschlinger Hof sei auch eine fußläufige Anlaufstelle für eventuelle Kundschaft viel leichter zu erreichen.

Der Senfladen von Anja Strathausen zählt zu den Lebensmittelgeschäften und darf geöffnet bleiben. Lohnen tue es sich für sie jedoch auch nicht, wie sie sagt. „Wir sind ein Harzspezialitätengeschäft“, sagt Strathausen. „Wir leben vom Tourismus und der Laufkundschaft“, so die Geschäftsinhaberin. Die Harzer Senfspezialitäten in ihrem Geschäft seien ein typisches Mitbringsel vom Urlaub in der Welterbestadt.

Sie ist neben der telefonischen Terminvergabe immer an zwei Tagen der Woche vor Ort und erhofft sich durch die Markttage ein wenig Laufkundschaft. Doch solange die Gaststätten nicht geöffnet seien, verirre sich auch kaum jemand in ihr Geschäft in der Blasiistraße.

„Wir leben vom Tourismus und der Laufkundschaft.“

Anja Strathausen, „so' n Senfladen“ in Quedlinburg

Die Handwerkskammer Magdeburg kritisiert eine mangelnde Präzision der Regeln, da bis gestern Vormittag nicht klar war, ob Hausbesuche oder Friseurtermine im Pflegeheim möglich seien, wie Anja Gildemeister von der Handwerkskammer mitteilt. Die gute Nachricht: Sie dürfen und Friseursalons dürfen geöffnet bleiben, auch wenn die Bundes-Notbremse greift.

Es gelten jedoch strengere Regeln für den Friseurbesuch, um Infektionen zu verhindern. Trotzdem müssten sich die Betriebe irgendwie vorbereiten. Wer einen Friseurtermin wahrnehmen möchte, muss einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. „Uns stellt das vor große Herausforderungen“, sagt Nannette Alb.

Es bestehe keine Möglichkeit, für ältere Leute zu Fuß ins Testzentrum zu gelangen. Für diese hat die Friseurmeisterin vorsorglich eigene Tests angeschafft. Das Gesundheitsamt des Landkreises habe auf Anfrage einer Friseurmeisterin mitgeteilt, dass auch ein Selbsttest anerkannt sei.

Dieser müsse vor Ort und vor dem Termin vom Kunden durchgeführt werden, damit sichergestellt werden kann, dass der Test ordnungsgemäß und persönlich durchgeführt wurde. Es hätten auch Kunden abgesagt, die sich nicht testen lassen wollten.

Für die Friseurin sei die Testpflicht ohnehin fraglich. „Wir haben so viel Geld in Hygienekonzepte investiert, wir desinfizieren einfach alles im Laden“, sagt Alb. Durch die Testpflicht ließen sich alle Termine schlechter planen, Kunden müssten den Friseurbesuch längerfristig vorbereiten. Ihrer Meinung nach könne man die Testpflicht nur anweisen, wenn auch jeder unproblematisch ein Testzentrum erreichen könne.

Fraglich bleibe weiterhin das Schicksal des Kosmetikhandwerks. „Körpernahe Dienstleistungen sind nicht mehr gestattet“, sagt Gildemeister. Nach Einschätzung des Zentralverbands des Handwerks dürfen Kosmetikbetriebe nur Kunden bedienen, deren Behandlung ausschließlich medizinischen, therapeutischen, pflegerischen oder seelsorgerischen Zwecken dient. (mz)