Veranstaltung in Quedlinburg Veranstaltung in Quedlinburg: Gedankenleser verblüfft Publikum

Quedlinburg/MZ - Mit stechenden Augen schaut der Mann vom Buchcover. „ICH WEISS, WAS DU DENKST“, droht er in Großbuchstaben. „Sind Sie aufgeregt, weil Herr Havener gleich Ihre Gedanken lesen könnte?“, fragt Daniel Dörfler, der Mann vom Marketing der Ostharzer Volksbank. Aufgeregt nicht, aber voller Bewunderung, weil Thorsten Havener - Deutschlands bekanntester Gedankenleser - eine gute halbe Stunde vor seinem Auftritt beim „Zukunftsportal“ der Volksbank im Palais Salfeldt noch Interviews gibt. Und gespannt auf die stechenden Augen. Dann kommt Havener zum Gespräch herein: angenehmer Händedruck, die Augen lebhaft, aber nicht stechend, und mit einem - ja, man muss es so nennen - charmanten Lächeln.
Für Quedlinburg bleiben ihm, der sich selbst am liebsten „Körperleser“ nennt, vielleicht drei Stunden Zeit. Er kam gerade von einem Auftritt in Kiel und fährt am späten Abend weiter nach Frankfurt. Dort arbeitet er für den Rest der Woche mit seiner Lektorin bei Rowohlt an seinem vierten Buch, das im Herbst erscheinen soll. Seine neue Show „Ohne Worte“ hatte vor zwei Wochen in Wuppertal Premiere - und wurde gleich von RTL aufgezeichnet. 150 Auftritte im Jahr, Bücher schreiben und noch Zeit mit der Familie verbringen - woher kommt die Energie dafür?, wird ihn am Ende seines Auftritts in Quedlinburg eine Frau fragen. „Meine Energie kommt aus der Begeisterung“, sagt Havener. Man nimmt ihm das ab.
Havener spielt mit seinem Publikum
Denn Havener ist eine Rampensau - im positiven Sinne. Er spielt mit seinem Publikum, aber stellt es nicht bloß. Da ist etwa Jürgen, pensionierter Maschinenbauer, der fünf-, sechsmal eine Münze in seine Hand nehmen soll. Havener errät jedes Mal, in welcher sie sich befindet. Er will das aus Jürgens Körpersprache gelesen haben. Wie er es genau macht, bleibt allerdings Haveners Geheimnis.
Aber ein paar praktische Tipps gibt es für die 350 Zuschauer dann doch. So sollten sie darauf achten, dass der entsprechende Gesichtsausdruck immer nach der Körpergeste komme. Wer also zuerst die Hand schüttelt und dann erst lächelt, der lüge. Andersherum sei es richtig. Ein weiterer Anhaltspunkt für Flunkerei: Erwachsene berührten ihre Nase, wenn sie die Unwahrheit sagen. Wenn es nur so einfach wäre...
Tipp: Gegenüber genau anschauen
Egal, in einer guten Stunde kann man niemandem das Körperlesen beibringen. Und so fasst Havener seine Lektion an diesem Abend so zusammen: „Guckt genau hin, seid komplett bei dem anderen. Und schreibt dabei keine E-Mail.“ Sein Programm ist eine Mischung aus Wissenswertem, Zauberei und viel Spaß - gerade so, als würden David Copperfield, Aiman Abdallah und Mario Barth zusammen in die Kneipe gehen. Nichts Halbes und nichts Ganzes, könnte man meinen. Aber Haveners Auftritt ist im höchsten Maße unterhaltsam.
Ob es nun um den Polizisten geht, der anhand der Fliegen auf dem hinteren Kennzeichen eines Autos eine Verbrecherbande überführte, das Sudoku, das Havener mit zugeklebten Augen ausfüllt, oder die Zuschauer, die ihren Kopf weiter nach hinten drehen können, wenn sie es nur vorher in Gedanken durchspielen. Havener ist nicht nur mit Begeisterung bei der Sache - er versteht es auch, sein Publikum zu begeistern. Mit und ohne Worte.
