Unfall in Quedlinburg: Unfall in Quedlinburg: Zug überrollt 88-Jährigen

Quedlinburg - Ein hellbrauner Schuh unter einem Zug ist zunächst das einzig erkennbare Zeichen für den schrecklichen Unfall, der sich gestern gegen 9.25 Uhr am Bahnübergang an der Stresemannstraße ereignet hat. Der Harz-Elbe-Express (HEX 80 819) aus Thale, der 9.28 Uhr den Quedlinburger Bahnhof erreichen und 9.33 Uhr weiter nach Magdeburg fahren sollte, stieß trotz einer Notbremsung mit einem 88-jährigen Mann aus Quedlinburg zusammen und überrollte ihn.

Den schwer verletzten Senior versorgten Notarzt und Rettungssanitäter noch am Unfallort und brachten ihn anschließend ins Quedlinburger Klinikum. Über den Gesundheitszustand des Mannes wurde gestern nichts weiter bekannt. Der Schwere seiner Verletzungen zufolge und seinem hohen Alter zufolge soll er noch in Lebensgefahr schweben.

Während die Feuerwehr Quedlinburg mit vier Fahrzeugen sowie 18 Kameraden zur Rettung anrückte, nahmen sowohl Landes- wie auch Bundespolizei die Ermittlungen zur Unfallursache auf.

Nach ersten Ermittlungen der Polizeibeamten soll der gebrechliche Rentner von der Kernstadt aus auf dem rechten Fußweg in Richtung Süderstadt bis zum Übergang mit einem Rollator unterwegs gewesen sein. Dort habe er sein Hilfsmittel vor dem Andreaskreuz abgestellt und habe sich dann auf die Schienen neben den geschlossenen Schranken gestellt.

Der Lokführer löste beim Erkennen der Gefahr eine Notbremsung aus, konnte den Zusammenstoß aber nicht mehr verhindern. Wegen des nahenden Bahnhofs hatte der Zug aus Thale seine Fahrt schon verlangsamt. Nur etwa 20 Meter hinter der Unfallstelle kam er zum Stehen. Der Schwerverletzte lag unter dem Zug. Nach Aussagen der Feuerwehr stand der Lokführer nach dem Unfall unter Schock, so dass für ihn und die zehn Passagiere, die sich im Zug befanden, Notfallseelsorger herbeigerufen wurden.

Der Triebwagenfahrer ist vermutlich der einzige Zeuge, der das Geschehen beobachtet hat und genauer beschreiben kann. Er war aber gestern nach Aussage der Polizei wegen seines Zustandes noch nicht aussagefähig. Zudem konnte er aus diesem Grund auch nicht mehr weiterfahren und musste durch einen seiner Kollegen abgelöst werden.

Direkt nach dem Unfall wurde die Stresemannstraße zwischen Harz- und Rambergweg gesperrt und der Bahnbetrieb zwischen Quedlinburg und Thale eingestellt. Auch der Zug aus Magdeburg (HEX 80 812), der eigentlich 9.30 Uhr nach Thale weiterfahren sollte, durfte den Bahnhof nicht mehr verlassen. Ebenso warteten die Fahrgäste in Richtung Halberstadt vergeblich auf ihren Zug, der mitten auf dem Übergang stand und vom Bahnhof aus deutlich zu sehen war.

„Wir haben zwischen beiden Orten kurzfristig einen Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet“, erklärte Thomas Kleinrensing von der HEX-Pressestelle in Halberstadt. „Je zweimal sind sie zwischen Thale und Quedlinburg bis zur Aufhebung der Sperrung bis gegen 11.30 Uhr in beiden Richtungen gefahren.“ Damit hätten die Fahrgäste zumindest ihr Ziel erreicht, wenn auch mit Verspätung.

Warum der 88-Jährige trotz geschlossener Schranken auf den Gleisen stand, darüber wird weiter gerätselt. Zumindest hat die Polizei bisher keine gesicherten Erkenntnisse darüber, mit welcher Absicht der 88-Jährige den Rollator vor dem Übergang abgestellt und dann weitergegangen sei. (mz)