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Krieg Ukrainer bittet Stadt Quedlinburg um Hilfe

Stadtrat Quedlinburg und Oberbürgermeister verabschieden eine Resolution. In der Fragestunde meldet sich ein Helfer zu Wort. TSG GutsMuths spendet.

Von Petra Korn 05.03.2022, 11:00
Kristina Florschütz, Pressewartin der TSG GutsMuths, und Rewe-Mitarbieterin Margit Piekos bei der Auswahl der Produkte.
Kristina Florschütz, Pressewartin der TSG GutsMuths, und Rewe-Mitarbieterin Margit Piekos bei der Auswahl der Produkte. Foto: TSG

Quedlinburg/MZ - In einer gemeinsamen, am Donnerstagabend einstimmig verabschiedeten Resolution rufen der Stadtrat Quedlinburg und der Oberbürgermeister „zur Solidarität mit dem tapfer kämpfenden ukrainischen Volk auf“. Und sie „verurteilen den völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die souveräne Ukraine. Unsere Solidarität und unser Respekt schließen ausdrücklich die Russinnen und Russen ein, die sich in Russland mutig für den Frieden einsetzen.“

Die Zivilgesellschaft werde aufgerufen, Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen und Friedenszeichen zu senden, heißt es in der Erklärung weiter. Alle demokratischen Kräfte müssten dafür einstehen, dass dieser Krieg umgehend gestoppt werde. Solidarität, Verständnis und Unterstützung seien jetzt neben Angeboten der Ersthilfe wichtig. Quedlinburg bereite sich in Abstimmung mit dem Landkreis Harz darauf vor, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. „Wir appellieren an Ihre Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, unterstützen Sie die geflüchteten Menschen und insbesondere die Flüchtlingsfamilien“, heißt es weiter. „Wir rufen auf, in dieser Situation zusammenzustehen und gemeinsam Angebote der Ersthilfe zu organisieren. Lassen Sie uns unser Motto ‚Welterbe Weltoffen Willkommen‘ mit Leben erfüllen.“

In der Einwohnerfragestunde der Ratssitzung wandte sich Mikola Golovin mit Unterstützung von Volha Alktsifan, die dolmetschte, an Rat und Verwaltung. Wie die junge Frau, die seit drei Jahren in Quedlinburg lebt, übersetzte, leiste Golovin bereits seit 2014 - als der russisch-ukrainische Konflikt in den Gebieten Donezk und Lugansk begann - mit seiner Organisation humanitäre Hilfe im Donbass. Jetzt aber sei die ganze Ukraine betroffen, und Golovin, der in einer Stadt 100 Kilometer entfernt von Kiew wohne, könne diese Hilfe nicht mehr allein mit den Ressourcen seiner Organisation erbringen. Deshalb bitte er die Stadt Quedlinburg um Hilfe. Vor ein paar Tagen aus der Ukraine gekommen, habe er sein Fahrzeug schon mit Hilfe von Bekannten beladen. Er fahre am Freitag zurück in die Ukraine, wolle aber wieder nach Quedlinburg kommen, um dann weitere Lebensmittel und Medikamente zu den Menschen in seinem Heimatland zu bringen.

Klaus Mansfeldt (Ortschaftsfraktion) regte an, dass die Räte das Sitzungsgeld zur Verfügung stellen, so dass Lebensmittel und Medikamente gekauft werden könnten. Um das möglichst einfach zu organisieren, schlug Oberbürgermeister Frank Ruch (CDU) vor, dass das Sitzungsgeld auf ein Konto der Stadt eingezahlt werden könne.

Helfen wollen auch die Mitglieder der TSG GutsMuths 1860 Quedlinburg. Wie Pressewartin Kristina Florschütz mitteilte, wurde in einem Umlaufbeschluss durch den Vorstand Spendengeld zum Kauf von haltbaren Lebensmitteln und Hygieneartikeln freigegeben. Mit der Unterstützung der Mitarbeiter des Rewe-Marktes Grollmisch auf dem Mettehof, vor allem Margit Piekos, sei Einkaufswagen um Einkaufswagen mit Nudeln, Reis, Tee, Haferflocken, Schokolade und vielem anderen gefüllt worden. An der Kasse seien dafür rund 500 Euro gezahlt worden. Bei der Tafel Quedlinburg, einer Sammelstelle für Sachspenden, hätten dann fleißige Helfer das bis oben gefüllte Auto des Vereinsvorsitzenden Konrad Sutor entladen. In der nächsten Woche werde ein Transport auf den Weg an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht, „der unsere und hoffentlich noch viele weitere Spenden zu hilfebedürftigen Menschen bringt“, so die Vereinssprecherin, die hinzufügte: „Wir hoffen, dass dieser Krieg so schnell wie möglich beendet wird! Sportler stehen für den Frieden, denn nur in Friedenszeiten kann unbeschwert Sport getrieben werden!“

Die Stadt Quedlinburg hat für die Unterstützung der Familien hier vor Ort ein Spendenkonto eingerichtet, teilte Stadtsprecherin Sabine Bahß mit. Der Runde Tisch „Flüchtlingshilfe“ mit Hilfsorganisationen und Freiwilligen komme am 10. März im Rathaus zusammen, hatte Frank Ruch im Stadtrat informiert.

Spendenkonto bei der Stadt Quedlinburg: IBAN DE62 8105 2000 0399 7090 02, Harzsparkasse; Verwendungszweck: Flüchtlingshilfe Ukraine. Hotline Hilfsangebote: 03946/905746.

Landkreis stellt weitere Hotelzimmer bereit

Der Landkreis Harz hat für erwartete weitere Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine zwei Hotels in Halberstadt angemietet. Hier können rund 110 Kinder, Frauen und Männer bis zum Bezug eigener Wohnungen für kurze Zeit untergebracht werden. „In diesem ersten Schritt geht es jetzt darum, die Kriegsflüchtlinge sehr schnell und würdig unterzubringen“, so Landrat Thomas Balcerowski (CDU). In Halberstadt werden sie in der Friedrich-Ebert-Straße 42 sowie in der Schwanebecker Straße 14 von Mitarbeitern der Ausländerbehörde und des Sozialamtes erfasst, mit Papieren versorgt und betreut. „Das alles passiert gebündelt an zwei zentralen Stellen in der Kreisstadt, um den Flüchtlingen in einer fremden Umgebung möglichst kürzeste Wege anzubieten“, so der Landrat. Aktuell mietet der Landkreis die ersten Wohnungen an. Von diesen derzeit gemeldeten 93 in Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode sei etwa jede zweite möbliert. Für die restlichen hofft der Kreis bei der Möblierung auf die Unterstützung der Bevölkerung. Ansprechpartner seien die Rathäuser. Für Fragen zu Betreuungsangeboten steht Michael Reichel zur Verfügung (03941/ 59704502; [email protected]) für Fragen zur Unterbringung Alex Kovalenko (03941/ 59704319; [email protected]).