1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Tradition in Meisdorf: Tradition in Meisdorf: Männer feiern seit 40 Jahren

Tradition in Meisdorf Tradition in Meisdorf: Männer feiern seit 40 Jahren

Von petra Korn 30.05.2014, 18:19
Alle Jahre wieder: Die Herrengesellschaft mit Männern aus dem Harzkreis, dem Salzlandkreis und dem Kreis Mansfeld-Südharz feierte am Himmelfahrtstag ihr 40. Treffen.
Alle Jahre wieder: Die Herrengesellschaft mit Männern aus dem Harzkreis, dem Salzlandkreis und dem Kreis Mansfeld-Südharz feierte am Himmelfahrtstag ihr 40. Treffen. chris Wohlfeld Lizenz

Meisdorf/MZ - Beherzt greifen die Hobbymusiker in Akkordeontasten, Gitarrensaiten und zu den Trommelstöcken. „Kreuzberger Nächte sind lang...“, schallt es vielstimmig über die Wiese an der Clubgaststätte am Schützenhaus Meisdorf. Lang sind nicht nur die besungenen Kreuzberger Nächte. Lang ist auch die Tradition, die die Sänger hier zusammengeführt hat: Zum inzwischen 40. Mal feierte der Männertagsverein, dem heute Männer aus dem Harzkreis, dem Salzlandkreis und dem Kreis Mansfeld-Südharz angehören, den Himmelfahrtstag gemeinsam - mit Musik, mit Wandern und mit Gesprächen. Dafür trafen sich am Donnerstag rund 20 Männer aus Thale, Quedlinburg, Ballenstedt, Hettstedt, Aschersleben, Frose und aus Haundorf bei Nürnberg in Meisdorf, um dann gemeinsam zum Gartenhaus bei Pansfelde zu wandern.

Der Grundstein für diese Tradition wurde 1975 in Thale gelegt: Sechs Männer, die gemeinsam im Eisenhüttenwerk Thale arbeiteten, kamen auf die Idee, zu Himmelfahrt einen „Männertag“ zu machen und gemeinsam wandern zu gehen. Von Himmelfahrt und Wandern hatte man damals nur gehört - und dass es so etwas auch im Selketal geben sollte, erzählte Erhard Neumann, der zu den Gründern der Gruppe gehört und ihr Präsident ist, schmunzelnd. Die sechs Thalenser beantragten Urlaub - Himmelfahrt war damals ein normaler Arbeitstag -, und fuhren mit dem Zug nach Meisdorf. „Schon wenn man in den Zug stieg mit dem Rucksack, aus dem die Bratwurst rausguckte, sagten die Leute: Ihr geht wandern, heute ist ja Himmelfahrt“, erinnert sich Erhard Neumann. In Meisdorf angekommen, wanderte die Gruppe zur Gaststätte „Die Zicke“. Wie Dutzende andere Männertags-Wanderer kehrten auch die Thalenser hier ein, ehe sie dann durch das Selketal bis nach Mägdesprung wanderten und von dort aus am Nachmittag per Zug zurück nach Thale fuhren.

Jedes Jahr ins Selketal

Seit jenem Jahr kamen die Thalenser zu Himmelfahrt immer wieder ins Selketal. Sie „eroberten“ die Burg Falkenstein als Ziel für sich und kehrten auch im Gartenhaus bei Pansfelde ein.

Und Jahr für Jahr wurde die Gruppe größer: „Man hat unterwegs andere kennengelernt, ist mit ihnen ins Gespräch gekommen“, erzählte Erhard Neumann. So beispielsweise mit den Hettstedtern: Vor etwa 25 Jahren hatten sich beide Gruppen beim Wandern im Selketal getroffen. „Sie hatten etwas Musik, wir auch. Zusammen ist das doch viel schöner.“ Seitdem sind alle gemeinsam unterwegs.

Zu den Höhepunkten des Männertagsvereins, der zwar kein eingetragener Verein, aber doch eine „stabile Truppe“ ist, wie der Präsident sagt, gehörte das 20. Treffen. Bekleidet mit älteren Anzügen und Fliegen, wanderten die Männer zur Burg Falkenstein, wo im Rittersaal bereits eine festlich gedeckte Tafel auf sie wartete. Ihr 30. Treffen feierte die Gruppe schon in der Clubgaststätte bei Andreas Gottschalk, der früher ebenfalls zu dem Männertagsverein gehört hatte.

Treffen ist Ritual geworden

Über die Jahrzehnte hat sich einiges geändert: So gibt es beispielsweise die Zugverbindung nach Meisdorf längst nicht mehr; heute werden Fahrtmöglichkeiten mit Autos organisiert. Auch die Themen der Gespräche haben sich gewandelt. „Früher haben wir uns auch über das Arbeitsleben unterhalten. Heute fragt man nach der Familie, den Kindern und Enkeln“, erzählt Erhard Neumann, der sich um die Organisation der Treffen kümmert, Kontakte zu den Gaststätten knüpft.

Doch vieles ist auch geblieben: „Wir machen nach wie vor viel Musik und gehen wandern“, so der Präsident. Es sei das Menschliche, das Miteinander, das alle jedes Jahr aufs Neue nach Meisdorf zieht. „Unser Männertag ist ein Ritual geworden“, so Neumann. „Es ist ein wunderschönes, lockeres Verhältnis und menschlich eine unheimlich gute Atmosphäre.“

Das sieht auch Horst Hegeler so, der seit vielen Jahren aus Franken am Himmelfahrtstag nach Meisdorf kommt. In Köthen geboren, verschlug es seine Familie 1944, während des Krieges, nach Ballenstedt, wo Horst Hegeler aufwuchs und seine Jugendzeit verbrachte. Auch nachdem er 1956 nach Bielefeld ging, riss der Kontakt nach Ballenstedt, zu Familie und Freunden nie ab.

Ein Freund, der Ballenstedter Hans-Joachim Beyer, war es auch, der ihm von den Männertagstreffen berichtete und ihn dazu einlud. „Inzwischen bin ich das 23. Mal dabei, ohne Pause“, sagt Horst Hegeler. „Ich darf hier eine wunderbare Kameradschaft genießen“, schwärmt er. „Und es ist immer wieder schön, auch wenn es regnet“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu.