Tourismus im Welterbe Tourismus im Welterbe Quedliburg: Gästeführer als Gäste

Quedlinburg - Jutta Meinecke gibt der großen Gästegruppe an den Treppenstufen des Quedlinburger Rathauses einen Einblick in die Baugeschichte des Gebäudes, erwähnt gerade den Stadtbaurat Laumer.
„Paul Emil Laumer“, fällt der Gästeführerin ein Mann mit dunklem Umhang und Hut ins Wort. „Ich war hier Stadtbaumeister - über 30 Jahre“, erklärt er und übernimmt es, über den Umbau und die Erweiterung des Rathauses von 1899 bis 1901 zu berichten.
Tourismus im Welterbe: In der Rolle des Stadtbaurates
Reinhard Späte ist in die Rolle des Stadtbaurates geschlüpft. Auch er ist Gästeführer und gehört wie Jutta Meinecke dem Gästeführerverein Quedlinburg an.
Die Frauen und Männer, die den Worten interessiert folgen, sind ebenfalls vom Fach: Es sind Gästeführer aus Goslar, Osterwieck, Wernigerode, Halberstadt, Blankenburg, Thale und Aschersleben, die der Quedlinburger Verein eingeladen hat.
84 Mitglieder zählt der Verein, darunter rund 50 aktive Gästeführer, sagt Simone Fromm, die im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit verantwortlich ist.
Die Idee, sich miteinander zu vernetzen
Die Quedlinburger hätten privat wie beruflich auch hin und wieder Kontakt zu Kollegen aus anderen Städten im Harz wie im Umland.
„Wir haben gedacht, es wäre eine gute Sache, wenn wir zusammenkommen und uns vernetzen würden“, sagt Simone Fromm. Damit sei vor einigen Monaten begonnen worden.
„Inzwischen sind wir über die erste Kennenlernphase hinweg und machen konkrete Sachen.“
So hätten die Quedlinburger bereits an Stadtführungen und einer Weiterbildung in Goslar teilgenommen.
Gemeinsame Weiterbildungen ist das Ziel
Gedacht sei künftig beispielsweise daran, dass Vertreter anderer Vereine an den Weiterbildungen in Quedlinburg teilnehmen könnten, die einmal im Monat stattfinden würden.
„Wir wollen zusammenarbeiten, unsere Arbeit abstimmen“, sagt Simone Fromm. „Wir profitieren auch voneinander, können Ideen sammeln und uns unterstützen.“
Die Aufgabe der Gästeführer sei wichtig; „wir sind oft der erste Kontakt, wenn Menschen in die Stadt kommen, und ein Glied in der Kette Tourismus“.
Und so wie es Bestrebungen gebe, den Harz insgesamt zu vermarkten, könnte später vielleicht auch eine gemeinsame Vermarktung der Gästeführungen entstehen.
Ausschnitte aus verschiedenen Führungen präsentiert
In Quedlinburg sind die Gästeführer nun erstmals in einer „richtig großen Runde“ zusammengekommen, sagt Simone Fromm.
„Wir wollen heute unsere Stadt präsentieren und unseren Gästeführerverein mit Ausschnitten aus verschiedenen Führungen vorstellen“, erklärt sie. So treffen die Fachkollegen nicht nur auf den Stadtbaurat Laumer.
Auch Sachsenherzog Heinrich berichtet über seine Zeit in Quedlinburg, und vor dem ältesten Mietshaus der Stadt geraten Mutter Griepsch, die als Hebamme tätig ist, und die Frau des Stiftshauptmanns in einen Schlagabtausch über ihren Alltag im 17. Jahrhundert.
Natürlich begegnen die Gäste auch Dorothea Christiane Erxleben, der ersten promovierten deutschen Ärztin.
„Wir haben ein sehr reichhaltiges Programm und sehr viele thematische Führungen“, so Simone Fromm. Themen wie beispielsweise die Ottonen, die lange Regentschaft von Frauen in Quedlinburg, das Fachwerk oder eben Dorothea Christiane Erxleben könnten in einer „normalen“ Stadtführung nicht tiefgreifend behandelt werden. (mz)