Theateraufführung in Harzgerode Theateraufführung in Harzgerode : "Schlossgeister" servieren vergnügliche Krimikost

strassberg/Harzgerode/MZ - Ein plötzlich auftauchender italienischer Neffe, der seinen Besuch avisiert, sich als Mafia-Pate entpuppt und mit der gesamten Familie inklusive Leibwächtern anreist; ein überkorrekter Butler und drei Hausmädchen, die nicht nur mit dem Staubwedel umzugehen wissen; eine schnell anwachsende Zahl von Leichen; ein Kommissar, der ausgerechnet Frauentöter heißt und eine schier überraschende Nachricht überbringt, die aber gar nicht überrascht; und dazu eine charmante ältere Dame, die alles das ebenso trocken kommentiert wie das Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen: „Auf jeden Fall ist es mal eine Abwechslung!“ - Das sind die Zutaten zu einer äußerst vergnüglichen Krimikost, welche die „Schlossgeister“ aus Harzgerode in diesem Frühjahr servieren. „Lottes lästige Leichen“ heißt das Stück aus der Feder von Christine Steinwasser, das das Ensemble in fünf Aufführungen in der Bergschänke Straßberg auf die Bühne gebracht hat und ab 4. April im Schlosskeller Harzgerode zeigen wird. Vor mehr als 20 Jahren gegründet, hatten die „Schlossgeister“ es sich zur Aufgabe gemacht, Kleine und Große zur Weihnachtszeit mit Märchen-Aufführungen zu verzaubern.
Unterhaltsam und lustig muss es sein
Nach einer Sommerpause wollen die „Schlossgeister Harzgerode“ im September mit den Proben für das traditionelle Weihnachtsstück beginnen. „Wir wissen schon, was wir spielen werden“, sagt Vereinsvorsitzender Detlef Böttcher. In diesem Jahr soll „Die silberne Lilie“, ein altdeutsches Märchen auf dem Programm stehen. „Es sind sehr schöne Figuren, eine sehr schöne Handlung“, verrät Elke Riedel schon einmal. „Es ist ein richtiges schönes Märchen. Das ist das, was uns gefällt.“ Detlef Böttcher ergänzt: „Bei den Märchen haben wir es gern etwas altbacken.“ (pek)
Seit fast 15 Jahren bringen die Frauen und Männer, die Lehrer, Pädagogische Mitarbeiter, Wirtschaftskaufleute, Werkzeugmacher oder Mitarbeiter im Steuerbüro sind und die die Freude am Theaterspiel eint, neben dem Weihnachtsmärchen auch ein Stück für Erwachsene auf die Bühne. Um Passendes zu finden, begeben sich die „Schlossgeister“ auf den Internetseiten der Theaterverlage auf die Suche. „Es muss etwas Lustiges und Unterhaltsames sein“, sagt Elke Riedel, die zu den Gründungsmitgliedern des Ensembles zählt. Auch die Länge des Stückes spielt eine Rolle. Entscheidendes Kriterium aber ist die Personenzahl, die Anzahl der zu besetzenden Rollen. „Das ist Dreh- und Angelpunkt“, so Elke Riedel. Zudem, ergänzt Vereinsvorsitzender Detlef Böttcher, sollte auch das Alter passen, es Rollen für die jüngeren wie die älteren Ensemblemitglieder geben. „Schön wäre es auch, wenn wir die Kulisse nicht umbauen müssen.“
Alles das passte bei „Lottes lästige Leichen“. Ab Anfang Januar wurde ein, später zwei Mal pro Woche geprobt. Und das sehr intensiv, denn die Rollen haben es in sich: „Wir haben Leute, die dürfen durchaus den italienischen Akzent bedienen. Da sind wir insbesondere unseren jungen Schauspielern sehr dankbar, dass sie sich so entwickelt haben“, sagt Detlef Böttcher und fügt schmunzelnd hinzu: „Da färbt man sich auch mal die Haare schwarz...“ Hat sich doch Gregor Imkamp, der in dem Stück in die Rolle des Sohnes des Paten schlüpft, nicht nur dem Italienischen gewidmet, um den lässig-coolen Angelo darzustellen; er hat sich auch eigens für das Stück die blonden Haare schwarz färben lassen. In ihrer temporeichen Inszenierung, welche die etwa eineinhalbstündige Spielzeit wie im Flug vergehen lässt, begeistern die „Schlossgeister“ einmal mehr mit der Liebe zum Detail, mit denen sie ihre Rollen ausfüllen.
Überzeugende Darsteller
So ist es zum Beispiel einfach nur köstlich, wie Conny Erdmann als Lotte sowie Elke Riedel und Ilona Wirtz als ihre Freundinnen Amalie und Beate mit Löckchen-Perücken und vermeintlichen Lastern ihrem Kaffeekränzchen frönen. Oder wie Ute Müller als Valentina, Frau des Paten, ihrem temperamentvollen Ausbruch über die Untreue ihres Mannes, die sie nicht hinzunehmen gedenkt, mit einem abschließenden „Ich habe fertig!“ krönt. Detlef Böttcher begeistert als wortgewandter und bis in die Zehenspitzen korrekter Butler, dem ein äußerst tatkräftiges „SEK“ - die drei Hausmädchen Sophia (Andrea Peters), Elena (Andrea Brehme) und Katharina (Silvia Edler) zur Seite steht. Überzeugend verleihen auch Peter Wirtz dem Paten, Sylvia Imkamp seiner Geliebten Beatrice, Emely Imkamp seiner aufmüpfigen Tochter Angelina sowie Uta Zacharias und Fabian Erdmann den beiden Leibwächtern Stimme und Gestalt. Notizbuch und Stift gezückt, macht sich Peter Imkamp als Kommissar daran, Licht in das turbulente Durcheinander zu bringen, in dem in Lottes sonst so beschaulichem Heim Leichen auftauchen und wieder verschwinden. Ob es ihm gelingt? Die „Schlossgeister“ bieten Theaterfans mit weiteren Aufführungen die Möglichkeit, das selbst herauszufinden.
Weitere Aufführungen am Freitag, 4. April, 19 Uhr; am Sonnabend, 5. April, 14.30 und 19 Uhr; am Sonntag, 6. April, 17 Uhr; am Sonnabend, 12. April, 19 Uhr, und am Sonntag, 13. April, 17 Uhr. Restkarten bei Raatzconnect Media, Stolberger Straße 24 in Harzgerode.

