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Teurer Leerstand Teurer Leerstand: Schreckensturm kann weiterhin nicht genutzt werden

Von Rita Kunze 28.12.2018, 10:41
Der Schreckensturm gehört der Stadt Quedlinburg. Die kann ihn aber nicht nutzen.
Der Schreckensturm gehört der Stadt Quedlinburg. Die kann ihn aber nicht nutzen. Marco Junghans

Quedlinburg - Er gehört zu Quedlinburg wie die Fachwerkhäuser und Kirchen: der Schreckensturm. Doch das 40 Meter hohe Bauwerk in der Goldstraße ist derzeit im Grunde nicht mehr als eine beeindruckende Fassade.

Die Nutzung der Ferienwohnung in seinem Innern wurde baurechtlich untersagt, eine öffentliche Nutzung ist wegen hoher Auflagen unmöglich. Selbst für Besucherrundgänge sind die Hürden enorm hoch, sagt Bauamtsleiter Thomas Malnati. „Wir können nicht mal in kleinen Gruppen Führungen anbieten.“

Schreckensturm in Quedlinburg: Brandschutz als große Hürde

Die Gründe für das Dilemma liegen im Turm selbst, der zwar Ende der 1990er Jahre für mehr als eine Million D-Mark aufwendig saniert wurde, bei dem aber der Brandschutz eine teure Angelegenheit ist. „Der zweite Rettungsweg ist ein Problem. Ein Fluchtweg muss aus jeder Etage gewährleistet sein“, so Malnati.

Aber: „Unter gewissen Voraussetzungen und mit Umbauten ist da eine Wohnung reinzubringen“, sagt der Bauamtsleiter, fügt jedoch an: „Wir als Stadt schaffen das nicht.“ Allerdings gebe es mehrere private Interessenten, die um die Situation des Turmes wüssten, aber „im Privatbereich kann man anders damit umgehen. Wichtig ist, dass der Turm im Stadtbild erhalten wird“.

Schreckensturm: Quedlinburg streitet über möglichen Verkauf

Ein Verkauf des Schreckensturmes geht jedoch nicht so einfach über die Bühne. Denn SPD, Grüne/QfW, BfQ und Linke haben in einem gemeinsamen Fraktionsantrag in der jüngsten Stadtratssitzung gefordert, „den geplanten Verkauf des Schreckensturms nicht zu vollziehen“. Es sei der letzte Wehrturm der Stadt, der sich noch im Besitz der Kommune befinde. Dieses „historische Zeugnis der mittelalterlichen Wehranlagen“ will man nicht so einfach aus der Hand geben. „Dieser Turm macht den Kohl nicht fett“, sagt Christian Amling (QfW) angesichts der Summe der Ausgaben, die die Stadt zu bewältigen hat.

Die Fraktionen fordern eine touristische Nutzung: „ Der Kerker und das Verließ im unteren Teil wurden separat zugänglich gemacht. Eine Nutzung sowohl der Ferienwohnung wie auch eine touristische Nutzung der unteren Räume muss ermöglicht werden“, heißt es in dem gemeinsamen Antrag. Und weiter: „Die alten Kerkerräume können über gezielte kleine Stadtführungen besichtigt werden. In der Ferienwohnung kann ein zweiter Fluchtweg über das untere Küchenfenster ermöglicht werden.“

Betreiber: Brandschutz für Schrecksturm kostet über Hunderttausende

Sven Breuel, Geschäftsführer der Wohnungswirtschaftsgesellschaft Quedlinburg, die den Turm verwaltet, erklärt gegenüber der MZ, dass es mehrere Begehungen mit dem Bauordnungsamt gegeben habe, um herauszufinden, welche Nutzung vorstellbar wäre. Eines sei dabei deutlich geworden: „Dass viele Varianten immer am Brandschutz scheitern werden, es sei denn, man investiert in spezielle Anlagen, damit im Brandfall der Sauerstoff reduziert wird. Das wäre ein höherer sechsstelliger Bereich, das ist für uns nicht refinanzierbar.“ Und eine Nutzung als Museum? „Immer, wenn ein Gebäude öffentlich genutzt wird, gibt es erhöhte Brandschutzauflagen.“

Breuel ist sich der Bedeutung des 1490 errichteten Turms durchaus bewusst: „So einen Turm haben wir nur einmal“, sagt er, „das ist ein Alleinstellungsmerkmal“. Aber eben auch ein teures. Ein Verkauf „könnte die Stadt langfristig von Aufwendungen befreien“. Ein Verkauf, darauf einigte sich der Stadtrat schließlich, wird freilich nicht ohne seine Zustimmung erfolgen. Er folgte damit einem Vorschlag von Ulrich Thomas (CDU). Für die Stadt sei der Turm ein Zuschussgeschäft, „aber was wäre, wenn die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Interesse hätte?“. Das Schlimmste sei, wenn er gar nicht genutzt werden könnte.

(mz)