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Steinschlag reißt eine Brücke komplett weg

Von Frank Ruprecht 12.03.2007, 16:06

Thale/MZ. - Ein tonnenschwerer Steinschlag hat am vergangenen Sonnabend zwischen 15.30 und 16 Uhr die eine Hängebrücke im Bodetal, die auf stabile Stahlträgern gebaut ist, komplett zerstört. Auf der Brücke, die hinter der Gaststätte "Königsruh" liegt, ist über Wochen jetzt unpassierbar. "Und glücklicher Weise sind zu diesem Zeitpunkt keine Menschen auf der Brücke gewesen", weiß Thales Ordnungsamtschef Nils Tölle, der von Naturgewalten spricht, wie sie eigentlich selten auftreten. Hin und wieder "fallen mal ein paar Kiesel herunter, richten aber kaum Schäden an".

Tölle weiß auch, wie es zu solchen Steinschlägen kommen kann. Ausspülungen von Wasser und das Wachsen von Baumwurzeln um diese Jahreszeit, drücken das Gestein auseinander, bis es irgendwann den Halt verliert. Den genauen Ursprungsort, von wo die riesigen Gesteinsbrocken herabfielen, kennen weder Tölle noch die Bergwacht, die an den Sicherungsmaßnahmen und beidseitigen Absperrungen des Hauptwanderweges nach Treseburg beteiligt war. "Es könnten Teile eines 70 Meter höheren Felsenvorsprungs sein", spekuliert Tölle.

Die Hänge am gesamten Wanderweg zwischen Thale und Treseburg im Naturschutzgebiet regelmäßig und intensiv zu kontrollieren, ist eine Aufgabe, die auch die Thalenser Bergwacht oder das Ordnungsamt nicht leisten können. Zumal bekannt ist, dass durch die Erosion Steinlawinen und Steinschläge keine seltene Erscheinung sind. Lediglich die "Schurre", der Wanderweg aus dem Bodetal zur Roßtrappe und gebaut in einen Geröllhang, unterliegt eine kontinuierlichen Kontrolle. Außerdem werden alle Wanderer und Gäste auf riesigen Hinweistafeln vor den Gefahren gewarnt und Verhaltensregeln dargelegt. So gab es den letzten größeren Steinschlag vor etlichen Jahren unterhalb der Roßtrappe. Auch dieser war optisch vorher nicht zu lokalisieren oder gar vorauszusagen. "Wir konnten nur die frischen Steinschlagspuren sehen und im Nachgang kleine mögliche Unfallherde beseitigen", weiß Jens Kowalewski, der Leiter der Thalenser Bergwacht

So arbeiteten am Wochenende das Bauamt der Stadt und die Bergwacht an den Sicherungsmaßnahmen und der Schadenserfassung Hand in Hand. "Wir waren mit vier Leuten vor Ort und haben alles abgesperrt", erklärt Kowalewski. Und kennt auch die Geschichte dieser und anderer Brücken im Bodetal. Die wurden um 1818 erstmals als Holzkonstruktion für Wanderwege im Bodetal gebaut. Im Krieg zerstört, wurden sie 1951 wieder aus Holz provisorisch neu errichtet. In den 60er Jahren ersetzten Stahlkonstruktionen, die von einem Schlosser des Stanzwerkes des einstigen EHW Thale gefertigt wurden, die Holzbrücken. Nach der Wende ist der Aufbau aus Holz erneuert worden. Was die Sanierung der Brücke oder deren Neubau bis wenigstens Mitte des Jahres der Stadt kosten wird, steht noch nicht genau fest. Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU) geht aber von cirka 100 000 Euro aus, die aus dem laufenden Haushalt abgeknapst werden müssen. Balcerowski dramatisiert den Zwischenfall jedoch nicht: "Ein Steinschlag im Bodetal ist nichts Besonderes. Die Natur ist nicht zu bändigen oder auszuschalten", sagte er. Diesmal sei er eben größer gewesen.

Allerdings ist Treseburg von Thale aus trotzdem zu erreichen - über die Roßtrappe und wieder zurück. Der Harzklub-Zweigverein Thale wird in den nächsten Tagen Umleitungswege für die Wanderer ausschildern, weiß Balcerowski.