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Steinschlag im Bodetal Steinschlag im Bodetal: Hexenstieg soll durch Schranke oder Tor gesperrt werden

Von ingo kugenbuch 12.08.2013, 15:12
Nach Ansicht der Kreisverwaltung reichen solche Sperrschilder am Bodewanderweg nicht aus. Deshalb soll eine Schranke oder ein Tor her.
Nach Ansicht der Kreisverwaltung reichen solche Sperrschilder am Bodewanderweg nicht aus. Deshalb soll eine Schranke oder ein Tor her. Detlef Anders Lizenz

thale/MZ - Thomas Balcerowski schäumt. „Wir sollen uns selbst massakrieren - und das dann auch noch bezahlen“, sagt der Thalenser Bürgermeister (CDU). Seine Wut gründet sich auf einer „Anordnung zur Errichtung von Sperreinrichtungen auf dem Wanderweg Hexenstieg“, die Anfang August in Thales Verwaltung eingegangen ist. Darin weist der Landkreis Harz die Stadt an, an beiden Seiten des wegen Steinschlags gesperrten Wegs im Bodetal „unverzüglich jeweils eine Schranke oder ein Tor zu errichten“. Betroffen sind die Brücke „Katerstieg“ in der Nähe der Jugendherberge und das Gasthaus „Königsruhe“ am anderen Ende des Hexenstieg-Teilstücks.

Balcerowski hat - mit Rückendeckung seines Stadtrats - bereits Widerspruch eingelegt, sagt er. Diese Verfügung sei jetzt völlig unnötig, denn am 20. August befasse sich das Kabinett in Magdeburg mit dem Thema, so Balcerowski. „Einige im Landkreis beißen über, ohne zu merken, welche Schäden sie für das Bodetal anrichten.“

Bleiben Besucher weg?

Der Thalenser Bürgermeister befürchtet, dass durch die drakonischen Absperrmaßnahmen - derzeit ist der Weg nur durch ein Schild und ein Flatterband gesperrt - die Touristen dem Bodetal fernbleiben. Schließlich gehört der Harzer Hexenstieg zu den 15 beliebtesten Wanderrouten Deutschlands. 2013, im zehnten Jahr seines Bestehens, werden auf der knapp 100 Kilometer langen Strecke rund eine Million Besucher erwartet. „Die Landkreisverwaltung“, sagt Balcerowski wütend, „entwickelt sich immer mehr zu einem Landkreisverhinderungsamt.“

Doch sein Widerspruch hilft zunächst nichts, denn das Ordnungsamt des Landkreises hat für den Bau von Schranke oder Tor den Sofortvollzug angeordnet. Damit hat der Widerspruch keine aufschiebende Wirkung. Zudem verlangt die Kreisverwaltung, dass Balcerowski bis Donnerstag, 15. August, darüber berichtet, „ob Sie eine Schranke oder ein Tor errichten möchten, und wann die Baumaßnahmen umgesetzt werden“.

Abschließbares Bodetal

„Wir sollen das Bodetal abschließen können“, sagt Balcerowski bitter. „Uns werden ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen.“ Deshalb habe er beim Verwaltungsgericht einen „Antrag auf Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung“ seines Widerspruchs eingereicht. Dadurch könnte er Zeit gewinnen, bis sich das Kabinett in Magdeburg mit dem Thema befasst hat. Seine Hoffnung: Die Landesregierung beschließt die Absicherung des Felsens mit Fangzäunen, so dass der Weg bald wieder uneingeschränkt genutzt werden kann.

„Der Hexenstieg steht auf der Tagesordnung des Kabinetts am 20. August“, bestätigt Jeanette Tandel, Sprecherin im Umweltministerium, der MZ auf Anfrage. Der Hang im Bodetal sei erneut geologisch untersucht worden, und nun solle beraten werden, wie eine Sicherung des Wanderwegs möglich ist, so Tandel weiter.

Schranke oder Tor?

Rechtlich hält der Jurist Balcerowski die Anordnung des Landkreises ohnehin für „fragwürdig“. Zum einen sei dort von „Schranke oder Tor“ die Rede, so dass sich der Bürgermeister fragen müsse, was denn nun gebaut werden solle. Zum anderen glaubt Balcerowski nicht, dass auf die Schnelle eine Baugenehmigung für die Absperrung im Naturschutzgebiet zu bekommen ist.

In der Kreisverwaltung versteht man die ganze Aufregung nicht. „Was die Entscheidung des Landtages, wenn es denn tatsächlich eine solche geben sollte, mit der Anordnung des Landkreises zu tun hat, ist nicht nachvollziehbar“, teilte eine Sprecherin auf MZ-Anfrage mit. „Die Anordnung erfolgte zur Gefahrenabwehr, da die bisherigen Maßnahmen durch größtenteils unbekannte Dritte immer wieder entfernt wurden. Dies gilt sowohl für Absperrbänder als auch für Bauzäune und Schilder.“ Dadurch seien die Nutzer des Weges, denen die Gefahren in diesem Bereich nicht bekannt seien, „erheblich gefährdet“.

„Die Stadt Thale hat eine Anordnung erhalten, nach der an beiden Seiten des gesperrten Abschnitts des Hexenstieges ein Verkehrszeichen - Durchgang für Fußgänger verboten - aufzustellen ist“, so die Kreisverwaltung weiter. Dem sei Thale bereits nachgekommen. Schranke oder Tor müssten nicht schon im August stehen. Die Stadt solle nur bis Donnerstag berichten, welche Absperrung sie zu bauen beabsichtige.