Stadtwerke Thale auf Erfolgskurs
Thale/MZ. - Das als BS / Energy firmierende Unternehmen hatte die abgewirtschafteten Stadtwerke im Sommer 2007 gekauft (die MZ berichtete). In kürzester Zeit ist es den Niedersachsen gelungen, über 900 neue Kundenverträge abzuschließen. "Wir sind selbst überrascht, wie unser Konzept gegriffen hat", räumte BS / Energy-Vorstand Francis Kleitz ein.
Der Elsässer, der bereits in Frankreich diverse Stadtwerke managte, symbolisiert die Zugehörigkeit des Braunschweiger Unternehmens zum französischen Staatskonzern Veolia. Kleitz kommt geradezu ins Schwärmen: Der zügige Umbau der Thalenser Stadtwerke "von einem reinen Wärmelieferanten zu einem Rundumversorger ist bislang einmalig in Deutschland". Beispiellos sei auch der rasante Zugewinn von Marktanteilen "in so kurzer Zeit". Im Gas-Sektor liege er inzwischen bei 20 Prozent, im Strombereich bei acht Prozent. "Das ist ein sehr gutes Ergebnis, damit haben wir nicht gerechnet", gesteht auch Balcerowski.
Unter den fünf Interessenten, die sich nach EU-weiter Ausschreibung um einen Kauf bewarben, sei BS / Energy der Favorit gewesen, zu dem die Stadtväter "sehr schnell Vertrauen gefasst" hätten. Entscheidend für die "gute Wahl" war neben Kundennähe und Kundenpreisen auch die Technologie, betonte das Stadtoberhaupt. Andere Anbieter wollten Kohle oder Pellets verbrennen, das wäre zwangsläufig mit Schwertransporten, Riesenschlot und Emissionen verbunden gewesen. Zudem würden die Braunschweiger die umfassende Modernisierung der Stadtwerke planen.
"Wir wollen rund 1,5 Millionen Euro in eine umweltfreundliche Technik investieren", kündigte Stadtwerke-Geschäftsführer Hagen Linne an. Neben der Sanierung der bestehenden Heizwerke ist der Bau von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen vorgesehen. Die Stadtwerke sollen nicht nur Strom verkaufen, sondern irgendwann auch Strom erzeugen und "der Energie-Hauptversorger vor Ort sein", bekräftigt Kleitz. Und weil die potentiellen Kunden - nicht zuletzt aufgrund einer aufwendigen Werbekampagne - an den Sprechtagen im Thalenser Rathaus "Schlange stehen", wurden die Öffnungszeiten des Kundenbüros "deutlich ausgeweitet, so dass wir in Thale dauerhaft ansprechbar sind", ergänzt Linne.
Balcerowski verteidigte noch einmal den Verkauf der Stadtwerke: "Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht". Der Erfolg widerlege alle Vorurteile: Mit dem Verkaufserlös von 1,6 Millionen Euro würden "nicht kurzfristig Etatlöcher gestopft". Er fließe "1:1 in den Bau der Therme und werde damit so angelegt, dass er der Stadt einen Mehrwert bringt".
Balcerowski verwies zugleich auf die guten Erfahrungen mit dem Harz-Elbe-Express, der ebenfalls von einem Veolia-Unternehmen betrieben wird. Es gebe hier einen hervorragenden Service, klare Ansprechstrukturen und Eigeninitiative. Veolia und BS / Energy seien eben "keine Heuschrecken, sondern seriöse Partner, die auch kommunale Interessen berücksichtigen". Das Logo der neuen Stadtwerke - eine ohne Hals und wallendes Kopfhaar fliegende Hexe - symbolisiert die "gute Zukunft" eines wiederbelebten Unternehmens, ist nicht nur Kleitz überzeugt.