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St. Cyriakus in Gernrode St. Cyriakus in Gernrode: "Das ist reine Romanik"

Von Gerd Alpermann 16.12.2013, 20:23
Nach 35 Jahren wird am 20. Dezember erstmals wieder das Weihnachtsoratorium, Kantate I - III, von Johann Sebastian Bach in der Gernröder Stiftskirche Sankt Cyriakus aufgeführt.
Nach 35 Jahren wird am 20. Dezember erstmals wieder das Weihnachtsoratorium, Kantate I - III, von Johann Sebastian Bach in der Gernröder Stiftskirche Sankt Cyriakus aufgeführt. Chris wohlfeld Lizenz

Gernrode/MZ - Keine Kirche der Region ist über die Jahrhunderte so unverändert geblieben wie St. Cyriakus in Gernrode. Die Stiftskirche stammt aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. In dieser Zeit entstand auch das Heilige Grab, das älteste der 16, die es in Deutschland gibt. Der kleine Detailausschnitt für den MZ-Adventskalender ist trotz des Bekanntheitsgrads der Stiftskirche aber nicht so einfach zu finden.

„Unsere Kirche, das ist reine Romanik mit leichten byzantinischen Einflüssen“, hebt Pfarrer Andreas Müller hervor, der seit 2001 die Gemeinden in Gernrode und Rieder betreut. Beim Erhalt von St. Cyriakus steht inzwischen der achte Bauabschnitt an. In den zurückliegenden zehn Jahren wurden zuvor Dach, Fenster, Mauern und vieles mehr saniert und dabei Pilz- und Schwammbefall beseitigt.

Wenn es finanziell möglich ist, soll im kommenden Jahr die Beleuchtung erneuert werden. Das hängt eng mit der Restaurierung des Heiligen Grabes zusammen. Dort sind moderne LED-Leuchten eingebaut worden. „Da passte das alte Licht in der Kirche nicht mehr. Es wurde bereits ausgebaut. Wir behelfen uns mit Baustrahlern bei Gottesdiensten“, erklärt der Pfarrer. Und am Boden besteht Stolpergefahr in der Kirche. Die Sandsteinplatten sind in einem schlechten Zustand. „Auch hier müsste etwas geschehen“, weiß Andreas Müller.

Das Heilige Grab geht auf die im 4. Jahrhundert geschaffene Denkmalanlage in Jerusalem zurück, die Kaiser Konstantin bauen ließ. „Es besteht aus einer Vor- und einer Hauptkammer mit einem leeren Sarg. Denn der Herr ist auferstanden“, erklärt der Pfarrer. Nach der Restaurierung werden spezielle Führungen angeboten, die auf 20 Personen begrenzt sind. Sie beginnen um 14 Uhr, um nicht mit den täglichen Kirchenführungen um 15 Uhr in Konflikt zu geraten. „Bedenken, das Heilige Grab könnte durch Besuchergruppen Schaden nehmen, haben sich nicht bewahrheitet“, freut sich der Pfarrer.

Führungen durch die Stiftskirche werden von zehn ehrenamtlichen Mitarbeitern durchgeführt, darunter aus Quedlinburg. Für Kollegen oder spezielle Interessenten übernimmt Pfarrer Müller die Führungen: „Da bin ich gefordert“, sagt er und weist zugleich auf eine andere Besonderheit hin: „Zu Gottesdiensten sind die Gemeindemitglieder oft in der Minderheit“, was für ihn auf die Einmaligkeit von St. Cyriakus hindeutet.

Die Stiftskirche wird ökumenisch genutzt. Sowohl die evangelische Gemeinde, als auch die katholische, halten hier ihre Gottesdienste ab. Es gibt gemeinsame Veranstaltungen, wie zu Heiligabend die ökumenische Christvesper mit Krippenspiel. Weniger kirchlich geht es zum Advent im Stiftshof zu, der wieder vergangenes Wochenende stattfand. Die  Gernröder Stiftskirche hebt sich nicht nur baulich als besonderes Gotteshaus heraus. Veranstaltungen, wie das lithurgische Osterspiel, das seit 1989 jedes Jahr am Ostersonntag um 6 Uhr in der Früh aufgeführt wird, zeigen dies.

Erstmals seit 35 Jahren wird am 20. Dezember um 19.30 Uhr wieder das Weihnachtsoratorium, Kantate I - III, aufgeführt. Andreas Mülller nennt im Zusammenhang mit Konzerten die zur Gemeinde gehörende Kantorei, Posaunen- und Gospelchor. Es werde zu Sommerkonzerten eingeladen, und in Gernrode findet das Chortreffen der Landeskirche Anhalt statt. Zur Kindersingwoche kommen jedes Jahr etwa 40 bis 50 Mädchen und Jungen, proben und führen zum Abschluss ein Kindermusical auf.