Sommerschnee auf den Klippen
QUEDLINBURG/MZ. - Damals machte sich der Quedlinburger Fotograf daran, einen kleinen Film zu drehen: 1954 kam die Defa für die Produktion "Pole Poppenspäler" nach Quedlinburg, und Heinz Kittel war als Beobachter nah dabei.
Kittels Kurzfilm gibt einen Einblick in die Arbeit des Filmteams, dessen Scheinwerfer wie riesige Pilze an den Klippen klebten und das mit Hilfe eines Flugzeugpropellers einen Schneesturm durch die Gassen unterm Schloss jagte. Der Quedlinburger schwenkte seine Kamera über Regiestühle, Kameragleise, ein Pulk von Mitarbeitern und viele Köpfe neugieriger Quedlinburger hinweg. Sie alle wollten einen Blick erhaschen auf die Schauspieler, von denen zwei aus dem Westen kamen: Der Hamburger Heinz Höpner und Heliane Bei aus München übernahmen die Hauptrollen in der gesamtdeutschen Produktion.
Fotograf ist Ehrengast
An diesem Samstag können die Zuschauer im Palais Salfeldt ab 19.30 Uhr "Pole Poppenspäler" noch einmal sehen. Zuvor wird Heinz Kittels Dokumentation uraufgeführt; der Fotograf und seine Frau sind Ehrengäste dieses Abends, sagt Hans-Jürgen Furcht vom Verein q-artus, der das Projekt "Filmstadt Quedlinburg" ins Leben gerufen hat. Ehrengast wird auch Irene Höpner sein, Witwe von Heinz Höpner: "Sie hat mir sehr viele Daten und Fotos zur Verfügung gestellt und mich mit wichtigen Informationen versorgt", sagt Furcht über das Ergebnis seiner detektivischen Spurensuche, die ihn zu Heinz Höpner führen sollte.
Denn wie schon bei den vorangegangenen Filmvorführungen wollte der Verein Darsteller von damals einladen, mit ihnen über den Film und folgende Projekte reden. Bei "Pole Poppenspäler" erwies sich das leider als unmöglich: Heinz Höpner verstarb im Dezember 2006, Heliane Bei bereits 1983. "Es war kaum etwas über sie bekannt, bis ich ihren Großneffen in Wien ausfindig machen konnte", erinnert sich Hans-Jürgen Furcht. "Er hat mir dann sehr geholfen, das Bild über diese Schauspielerin zu vervollständigen."
Heinz Höpner habe die Filmpremiere 1954 nicht erleben können, sagt Hans-Jürgen Furcht. Der Schauspieler stand zu jener Zeit schon wieder am Hamburger Schauspielhaus auf der Bühne. "Erst 44 Jahre später sah er sich auf der Leinwand", so Furcht. Dies geschah dank einer privaten Vorführung, organisiert von Höpners Ehefrau und Freunden.
Zum ersten Mal Filmkulisse
Der Produzent, Drehbuchautor und Regisseur Artur Pohl brachte Quedlinburg quasi ins Filmgeschäft: Bei "Pole Poppenspäler" stand die Stadt Quedlinburg zum allerersten Mal als Filmkulisse auf den Drehplänen der damals noch jungen Defa, sagt Hans-Jürgen Furcht. Auf Husum und eben im Harz sei die dramatische Liebesgeschichte zwischen Lisei, der Tochter eines Puppenspielers, und Paul, dem Handwerkersohn aus gutbürgerlichem Hause, in Szene gesetzt worden. Der Mann hinter der Kamera war Jo Hasler, er drehte später als Regisseur Filme wie "Reise ins Ehebett" und "Meine Stunde Null", so Furcht weiter. Mit "Nicht schummeln Liebling" sei Hasler 1973 erneut nach Quedlinburg gekommen.
Zur Einstimmung auf den Film werden Marionettenspieler die Besucher im Palais Salfeldt unterhalten. Mit dabei sind die Tochter des "Traditionellen Marionettentheaters Dombrowski" aus dem Vogtland und Kerstin Wilhelm. Die Künstler stehen anschließend zu einem Gespräch zur Verfügung.
"Pole Poppenspäler", 22. November, 19.30 Uhr, Palais Salfeldt,Kartenvorverkauf im MZ-Service-Center, Tel. 03946 / 52 46 61 20, und unter Tel. 03946 / 70 06 86.