Servatiifriedhof Quedlinburg Servatiifriedhof Quedlinburg: Eltern nehmen Abschied von Sternenkindern

Quedlinburg - Kinder, deren Leben zu Ende war, bevor es begonnen hat, werden am Sonnabend, 19. November, auf dem Servatiifriedhof der Evangelischen Kirchengemeinde in Quedlinburg beigesetzt.
Seit 2009 können Sternenkinder-Eltern diese Form der Abschiednahme nutzen. Sternenkinder - Kinder unter 500 Gramm, die vor, während oder nach der Geburt sterben - fallen in Sachsen-Anhalt nicht unter die Bestattungspflicht, dabei wiegt ihr Tod doch so unendlich schwer.
Das weiß auch Pfarrer und Klinikseelsorger Matthias Zentner, der vor sieben Jahren maßgeblich daran beteiligt war, dass diese Kinder ihr eigenes Grabfeld bekommen haben - und ihre Angehörigen damit einen Ort zum Trauern.
QR-Code wird angebracht
Der soll in den nächsten Wochen mit dem Internet verknüpft werden. Zentner plant, einen QR-Code anzubringen: Wer das gepixelte Quadrat mit dem Smartphone oder Tablet scannt, soll auf die Website der Evangelischen Kirchengemeinde kommen. Dort wird es dann Texte, Gebete und Lieder geben, all das, „was die Menschen gebrauchen könnten“, um mit ihrer Trauer zurechtzukommen, Trost zu finden.
Die Idee - bis Ende des Jahres will er sie umgesetzt haben - trägt Zentner schon länger im Kopf. „Beim Autofahren bin ich darauf gekommen“, als sein Blick auf einen QR-Code an der Heckscheibe seines Vordermanns fiel.
Dabei sind QR-Codes auf Friedhöfen gar nicht mehr so neu. In Aschersleben etwa sind 25 Gräber stadtgeschichtlich bedeutender Personen damit versehen und die Kriegsgrabanlagen. Im Netz können Lebensläufe, Bilder, Hintergrundinformationen und Gefallenenlisten abgerufen werden.
Aber auch Privatpersonen nutzen inzwischen QR-Codes, die zum Beispiel auf Gedenkseiten führen. Die beiden Soziologen Thorsten Benkel und Matthias Meitzler, die die Verbindung zwischen Tod und Gesellschaft untersuchen, sprechen von einer steigenden Tendenz, sehen die Codes als sinnvolle Ergänzung, als Brücke zwischen virtuellem Trauerraum und realem Trauerort.
Zwei Bestattungen im Jahr
Auf dem Servatiifriedhof gibt es jedes Jahr zwei Bestattungen für frühstgeborene und verstorbene Kinder - die erste am Sonnabend vor dem Muttertag, die zweite einen Tag vor dem Totensonntag. Die Trauerfeier am kommenden Sonnabend findet in der Kapelle statt und beginnt um 14 Uhr.
Im Anschluss werden die Kinder in einem kleinen Sarg beigesetzt. „Die verwaisten Eltern“, so Zentner, „wurden angeschrieben.“ Zur Trauerfeier seien aber auch Eltern und Angehörige eingeladen, die ein Kind verloren haben, als es das Angebot der Evangelischen Kirchengemeinde und des Harzklinikums noch nicht gab.
Wer das Projekt unterstützen möchte, kann das tun: Kirchspiel Quedlinburg, IBAN: DE96 8105 2000 0311 0533 00 BIC: NOLA DE 21 HRZ, Stichwort: Kinderfriedhof (mz)