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Seniorenbetreuung in Allrode Seniorenbetreuung in Allrode: Zimmer mit Brockenblick

Von Andreas Bürkner 16.07.2015, 17:31
Heike Schittko (grünes Kleid) und Monika Reuschel informieren sich bei Sabine Mrosek (stehend, v. li.) über die Arbeit in der Seniorenpflege.
Heike Schittko (grünes Kleid) und Monika Reuschel informieren sich bei Sabine Mrosek (stehend, v. li.) über die Arbeit in der Seniorenpflege. Chris Wohlfeld Lizenz

Allrode - „Die Arbeit mit der älter werdenden Generation wird noch an Umfang zunehmen“, ist sich Sabine Mrosek sicher. Die Chefin des privat geführten Alten- und Pflegeheims in Allrode kennt sich aus in der Betreuung von älteren Menschen, schließlich war sie zuvor seit 1966 viele Jahre lang in der staatlichen Pflege des DDR-Gesundheitswesens in Blankenburg tätig.

Nach dem Mauerfall wollte sie ihre Erfahrungen in einem eigenen Haus nutzen und landete bei ihrer Suche in Allrode. „Hier kann ich alles einbringen und anders machen, was mir vorher teilweise verwehrt blieb“, sagt sie beim Besuch von der Chefin der Arbeitsagentur Halberstadt, Heike Schittko, sowie der Koba-Geschäftsführerin Monika Reuschel. Diese wollten angesichts steigender Lebenserwartung und des Bedarfs an Betreuung die aktuelle Situation im Allröder Alten- und Pflegeheim betrachten. Schittko informierte zudem über Arbeits- und Ausbildungsplätze im Pflegebereich: „Der Bedarf steigt, bietet aber auch zukunftssichere Arbeitsplätze.“ Bis 2025 würde laut Prognose des Arbeitsmarkt-Instituts rund zwölf Prozent mehr Pflegepersonal benötigt.

„Der Fachkräftemangel wurde zu spät erkannt und danach zu langsam darauf reagiert“, sagt Mrosek in Richtung der Besucherinnen. Außerdem würde in der Öffentlichkeit Pflege meist „mit Problemen behaftet“ dargestellt. „Im Gegensatz dazu wird die Freude am Beruf nicht publiziert.“

Sabine Mrosek, die eine medizinisch-pädagogische Ausbildung absolviert hat, setzt bei der Auswahl ihrer Mitarbeiter lieber auf Beobachtungen im Praktikum. „Sie brauchen kein Abitur, auch die Zensuren sind mir egal. Es muss aber die Liebe zu den Aufgaben und der richtige Umgang mit den älteren Menschen erkennbar sein.“

Ausbildung in Allrode

Zwei „Neue“ werden im Sommer eine Ausbildung in Allrode beginnen. 25 Bewohner zwischen 64 und 95 Jahren werden rund um die Uhr in 15 Einbett- und zehn Zweibettzimmern, zwei davon mit „Brockenblick“, betreut. „Sie kommen sogar aus dem Ruhrpott“, sagt Mrosek und erklärt es mit einem bundesweiten Buchungssystem. „Auch der Ruf spielt dabei eine Rolle.“ Mrosek widerspricht der Agentur-Chefin, „Pflegefachkräfte über den zweiten Bildungsweg“ heranzuführen. „Sie sind nicht gut geeignet, weil ihnen oft die richtige Einstellung fehlt.“ Wenig Gegenliebe würden flexible Arbeitszeiten bereiten, wie nachts und an den Wochenenden. „Solche Kräfte kann ich nur als Notlösung ansehen.“

Dabei besitzt Schittko konkrete Pläne: „Wir müssen bei der Nachwuchsgewinnung alle Potenziale ausschöpfen und nicht nur nach den Leistungen gehen.“

1998 hatte Familie Mrosek das um 1900 erbaute Fachwerkhaus in Allrode umfassend saniert und dabei neben hauseigener Küche und Speiseraum auch Bereiche zum Wohlfühlen angelegt. Neben der begrünten Dachterrasse, dem Wintergarten mit Kamin und dem Sportraum bieten diverse Clubecken, Gemeinschafts- und Therapieräume Chancen zu Gemeinschaft, aber auch Rückzugsmöglichkeiten. Weniger zufrieden war die Chefin mit den Folgen der Brandschutzauflagen. „Eine Sicherheitstür im Obergeschoss könnte zu einer schlimmen Stolperfalle für die Bewohner werden.“

„Alle sollen sich wohlfühlen“, lautet das Credo der Chefin, die von den rund 20 Mitarbeitern, davon nur einem aus Allrode, viel Liebe zur Tätigkeit einfordert, um den Bewohnern viele Wünsche zum Lebensabend zu erfüllen. Dazu gehören auch Aufenthalte im großen Garten und gemeinsame Feiern. Mrosek, Schittko und Reuschel sind sich einig: „Ohne passendes Fachpersonal geht es aber nicht.“ (mz)