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Senfmanufaktur in Quedlinburg Senfmanufaktur in Quedlinburg: Hier kann man seinen Senf selbst herstellen

Von SIGRID DILLGE 24.08.2015, 17:17
Inhaberin Simone Seiboth erklärt den Kindern die Zutaten zum Kräutersenf.
Inhaberin Simone Seiboth erklärt den Kindern die Zutaten zum Kräutersenf. Chris wohlfeld Lizenz

QUEDLINBURG - Süß oder scharf? Die Frage müssen die Lehrlinge in Sachen Senf zuerst für sich beantworten. Von den Ferienkindern, die an diesem Tag die Geheimnisse der Würzpaste kennen lernen wollen, entscheidet sich über die Hälfte für scharf. So wie sie es von zu Hause kennen, denn in den nördlichen Gefilden hat der süße Senf wenig Anhänger. Ob süß oder scharf – in jedem Fall brauchen die Macher einige Grundzutaten. Das sind Senfkörner, Salz, Wasser, Apfelessig. Hinzu kommen die Dinge, die den Geschmack bestimmen wie Honig oder Kräuter. Was dann folgt ist in Quedlinburgs Senfmanufaktur, wie der Name es sagt, reine Handarbeit. Mörser, Rührlöffel, Schüssel oder Eimer statt großer Maschinen.

Senfrezepte aus Afrika

Die Quedlinburger Senfmanufaktur bietet Kindern und Erwachsenen das Erlebnis an, die eigene Würzpaste selbst herzustellen. „Ich wollte schon immer eine gläserne Werkstatt haben und mein Wissen an andere weitergeben“, erklärt Inhaberin Simone Seiboth den Hintergrund. Die gelernte Laborantin ist auf Umwegen zum Senf machen gekommen. Nach dem Studium der Landwirtschaft ging sie zunächst als Entwicklungshelferin nach Mosambik und baute dort unter anderem einen Kindergarten mit auf. In Afrika lernte Simone Seiboth eine Vielzahl besonderer Rezepte kennen. Zurück in Deutschland arbeitete sie zunächst in der Verbraucherzentrale. „Dort konnte ich immer nur erklären, was nicht in bestimmte Produkte hinein gehört, konnte aber nichts ändern“, erinnert sie sich.

Irgendwann kam dann die Idee, sich selbstständig zu machen. „Mit Marmelade hat alles angefangen“, weiß Frau Seiboth, die inzwischen seit acht Jahren eine Senfkennerin per exellence ist. 60 Sorten Senf werden in ihrem kleinen Unternehmen hergestellt, zwei Geschäfte in Quedlinburg verkaufen die Produkte. Auch online können sie geordert werden.

Die Manufaktur von Simone Seiboth verwendet in erster Linie Zutaten aus der Region. Das sind unter anderem nicht entöltes Senfmehl aus der Kroppenstedter Ölmühle und Salz aus Halle. In der Manufaktur sind die Senfbestandteile anschaulich aufgereiht. Gelbe oder schwarze Senfkörner – in ihrer Ursprungsform oder gemahlen haben dort ihren Platz. In Weinballons geben Blätter und Früchte ihr Aroma an die sie umgebende Flüssigkeit ab. Weißdorn in Schnaps, angesetzt am 9. Oktober 2014, ist dort ebenso zu sehen wie Hagebutten, die am 29. Juni diesen Jahres in Wodka eingelegt wurden. Girsch, Nelkenwurz und Labkraut warten ebenfalls auf ihre Verwendung.

Die Senfmanufaktur von Simone Seiboth befindet sich etwas versteckt gelegen im Neuen Weg 23 (Dippehof) in Quedlinburg. Führungen ohne Anmeldung mit der Möglichkeit, die Würzpaste selbst herzustellen, gibt es jeweils dienstags, freitags und sonnabends um 11 Uhr. Außerdem wird ein anspruchsvolles Seminarprogramm angeboten, bei dem unterschiedliche meist regionale Produkte im Mittelpunkt stehen.

Wunschkurse und Shows, Hausbesuche oder Catering zählen ebenfalls zur Angebotspalette der Senf-Manufaktur. Sie ist per Telefon unter 0173/16 34 802 oder per E-Mail [email protected] erreichbar. Weitere Informationen gibt es unter www. Regionalladen-Harz.de. (dd)

Anschaulich schildert die Naturköchin, wie auf kaltem Wege durch behutsames Rühren mit einem großen Holzlöffel, der Senf entsteht. Wasser, Essig und als Süßungsmittel Honig gehören zu den Grundzutaten. Bei allem anderen lässt die „Senftante“ ihre Fantasie spielen. Ebenso wie bei den Namen für die würzigen Kreationen. Zimtzicke heißt eine, Machosenf eine weitere oder Halloweensenf.

Gut für die Verdauung

Bei ihren Führungen erklärt Simone Seiboth immer wieder, wie gesund Senf ist. Er unterstützt die Verdauung und taugt als Brustwickel auch bei der Behandlung von Erkältungen. Zu einer Würzpaste werden die Körner übrigens schon seit Jahrtausend verarbeitet. In Europa ist Senf etwa seit dem 8. Jahrhundert geschätzt. Daher dürfte auch Kaiser Otto I. bei seinen Mahlzeiten in Quedlinburg den Mostrich benutzt haben. Simone Seiboth jedenfalls verrät, dass sie ein Senfrezept aus jener Zeit habe.

Für die Besucher der Senfmanufaktur hat die Inhaberin jedoch zwei andere Rezepte zum Nachmachen parat: eins für süßen und eins für scharfen Senf. Sind alle Zutaten miteinander verrührt, winkt als Lohn für die anstrengende Handarbeit ein kleines Gläschen voller selbst gemachtem Senf als Belohnung. Natürlich kann außerdem noch das eine oder andere Produkt wie Senf mit Schoko-Chili- oder Pflaumengeschmack gekauft werden. So ein Gläschen aus Quedlinburg eignet sich durchaus auch als Geschenk. Ein solches wird auch Sigmar Gabriel, Bundeswirtschaftsminister und SPD-Parteichef, bekommen. Natürlich passend in der Farbe rot. (mz)