Schutzengel gegen Promille am Steuer
QUEDLINBURG/MZ. - "Ein betrunkener Fahrer prallte mit dem Auto meines Kumpels zusammen. Mein Freund starb." Drogen und Alkohol am Steuer sind deshalb für die 18-Jährige tabu. "Das sollte es auch für andere Autofahrer sein", findet die angehende Sozialassistentin. Und deshalb ist sie seit Mittwoch ein so genannter Schutzengel, der damit beauftragt ist, alkoholisierte Freunde vom Fahren abzuhalten.
So wie Elissavet Karagiannidi ließen sich am Vormittag in der Berufsbildenden Schule (BBS) J.P.C. Heinrich Mette in Quedlinburg einige junge Frauen im Alter von 16 bis 24 Jahren von dem Schutzengelprojekt überzeugen. Der Aktionstag, der von Polizei, dem ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt, Radio SAW und weiteren regionalen Partnern unterstützt wurde, richtete sich an alle der 900 Berufsschüler.
Weniger Unfälle registriert
"Auch Männer können Schutzengel werden", erklärt Hermann Fedrowitz, Leiter des Fachbereichs Verkehr beim ADAC, während er von ersten Erfolgen dieser Verkehrssicherheitsaktion berichtet. Bis zu 50 Prozent der Unfälle von 18- bis 25-Jährigen seien in den vergangen Jahren, seit es das Projekt gibt, zurückgegangen. "Wir konnten den Erfolg selbst kaum glauben", staunt auch Hermann Fedrowitz über das Ergebnis.
17 000 Jugendliche aus ganz Sachsen-Anhalt tragen mittlerweile einen Schutzengelausweis mit sich. "Der Löwenanteil liegt bei den Mädchen. Sie sollen auf der emotionalen Ebene die jungen betrunkenen Männer am Fahren hindern", erläutert der ADAC-Fachbereichsleiter Verkehr die Idee.
Mit den verschiedenen Stationen, die Mittwoch auf dem Gelände der Mette Schule aufgebaut waren, wurden nicht nur der 18-jährigen Elissavet Karagiannidi in anschaulicher Weise die Gefahren im Straßenverkehr deutlich gemacht. "Den größten Eindruck hat der Aufprallsimulator hinterlassen", erzählt der 25-jährige Toni Schüler aus Quedlinburg, der gerade eine Ausbildung zum Erzieher absolviert. "Da habe ich gemerkt, dass es wichtig ist, den Gurt anzulegen."
Simulation eines Überschlags
Und auch am Simulator für einen Überschlag versammelten sich gerade die männlichen Jugendlichen, um auszuprobieren, wie man sich aus einem auf dem Dach liegenden Autowrack befreit. Wer zudem erfahren wollte, wie das Fahren unter Alkohol die Sehtüchtigkeit beeinträchtigt, war beim Rauschbrillentest richtig.
"Es soll mit diesen Angeboten kein Zeigefinger erhoben werden, die Schüler können sich aktiv beteiligen", lobte auch Schulleiterin Elke Koch das Projekt, für das sie sich vor Monaten mit der Bildungseinrichtung beworben hatte. Es sei erfreulich, dass man sich unter den insgesamt sechs Berufsschulen des Landes Sachsen-Anhalt unter anderem auch für die Quedlinburger Mette Schule entschieden habe. Vor allem der Gedanke, an die moralische Seite zu appellieren, sei der Grund für das Interesse am Schutzengelprojekt gewesen, "denn oft sind es die Mädchen, die als Letzte nach einer Party oder der Disco die jungen Männer noch vom Setzen hinter das Steuer abhalten können".
Weitere Infos u. a. zu den Anmeldeformalitäten zum Schutzengel im Internet unter: ich-bin-dein-schutzengel.de