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Beisetzung der KöniginSchüler aus dem Harz besuchen London: Alles entspannt

Von dem befürchteten Ausnahmezustand wegen der Trauerfeierlichkeiten spüren die Gymnasiasten aus Wernigerode nicht viel. Was ihnen dennoch auffällt.

Von Ingo Kugenbuch 19.09.2022, 19:02
Ruben Eyermann  mit der Tower Bridge im Hintergrund: „Eigentlich ist alles ganz normal.“
Ruben Eyermann mit der Tower Bridge im Hintergrund: „Eigentlich ist alles ganz normal.“ Foto: Moritz Müller

Drübeck/London/MZ - Es ist ein Jahrhundertereignis. Mindestens. Man mag zur Monarchie stehen, wie man will, aber um die Beerdigung von Königin Elisabeth kommt am Montag niemand herum. Sie ist in allen Medien allgegenwärtig. So sendet der gebührenfinanzierte Sender ZDF allen Ernstes den ganzen Tag lang - nämlich von 9 bis 18 Uhr - live von den Trauerfeierlichkeiten in London. Chefredakteur Peter Frey himself berichtet aus der britischen Hauptstadt.

Aber natürlich ist dieser Montag auch ohne jede royale Verklärtheit ein besonderer Tag für alle Londoner: Mehr als 100 Staatsoberhäupter vom deutschen Bundespräsidenten über den japanischen Kaiser bis hin zum amerikanischen Präsidenten geben sich ein Stelldichein - und machen damit die Beerdigung zur Mammutaufgabe für Sicherheitskräfte und Personenschützer. Hinzu kommen Millionen Besucher aus aller Welt, die in die Stadt schwappen. Einer von ihnen ist Ruben Eyermann aus Ilsenburgs Ortsteil Drübeck.

„Wir sind wirklich ziemlich gut durchgekommen“

Der 16-Jährige ist allerdings nicht wegen der Queen in London, sondern auf einer lange geplanten Klassenfahrt mit dem Wernigeröder Stadtfeld-Gymnasium unterwegs. Nach etwa 13 Stunden in Bus und Fähre erreichen die Harzer gegen 15 Uhr die britische Hauptstadt. Und das einzig wirklich Außergewöhnliche ist, dass trotz angekündigten Ausnahmezustands eigentlich alles ziemlich gewöhnlich läuft. Keine Staus, keine Absperrungen. „Wir sind wirklich ziemlich gut durchgekommen“, sagt Ruben der MZ am Telefon.

Und das ist in der Tat bemerkenswert: Sie erreichen ohne Probleme das „Wombat’s City Hostel“, in dem sie übernachten und das nur zehn Gehminuten von der berühmten Tower Bridge entfernt ist - also mitten im Zentrum. „Es war hier nicht besonders voll“, sagt Elftklässler Ruben. „Eigentlich ist alles ganz normal.“ Auffällig sei nur, dass viele Geschäfte und Cafés geschlossen seien.

Viele Geschäfte und Cafés sind geschlossen

Beim Zwischenstopp in Canterbury hätten sie eine ganze Weile suchen müssen, ehe sie ein offenes Geschäft finden konnten, berichtet Ruben. Aber sonst: Alles entspannt. Vielleicht liegt es daran, dass die Behörden in Großbritannien unter dem Codenamen „London Bridge“ schon seit 20 Jahren minutiös planen, was nach dem Tod ihrer Königin passieren wird.

Als der Trauerzug am Mittag durch Westminster gezogen war - das ist einen Fußmarsch von einer Stunde vom Hostel der Gymnasiasten entfernt -, sah es dort dann schon nach dem angekündigten Ausnahmezustand aus: 35 Kilometer Absperrgitter, Polizisten und Soldaten setzen den Besuchern der Feierlichkeiten enge Schranken. Reporter berichten, dass sie immer wieder von Sicherheitskräften aufgehalten und abgewiesen worden seien.

Selbst bis ins ferne Quedlinburg strahlt die königliche Beisetzung aus: Hier wurde am Rathaus die Deutschlandfahne gehisst - laut Stadtverwaltung auf Anordnung des Innenministeriums. Den Schülern aus dem Harz ist das alles ziemlich egal. Sie sind am Abend nach der strapaziösen Busfahrt noch in London unterwegs - auf der Suche nach etwas zu essen. Den Dienstag haben sie dann zur freien Verfügung. „Jeder kann sich ansehen, was er will“, sagt Ruben. Der Buckingham- Palast steht wohl nicht ganz oben auf der Liste.