Schlamperei bei "heute" Schlamperei bei "heute": ZDF sendet Bilder aus Quedlinburg zu Corona in Bayern

Quedlinburg - „Bayern macht Ernst: Weil die Corona-Zahlen nicht sinken, verhängt der Freistaat landesweit Ausgangssperren.“ Mit diesem Satz von Moderatorin Petra Gerster aus dem Off begannen am Sonntag um 19 Uhr die „heute“-Nachrichten im ZDF.
Was vielen Einheimischen dabei aufgefallen sein dürfte: Während die Moderatorin sprach, war kein menschenleerer Markt in Bayern zu sehen, sondern der leer gefegte Marktplatz in Quedlinburg.
Was im sogenannten Teaser der drei Hauptthemen der Sendung noch als Lapsus durchgehen kann, wuchs sich im Beitrag selbst zur Peinlichkeit aus: „Ausgerechnet an Nikolaus beschert Ministerpräsident Söder den Bayern neue scharfe Anti-Corona-Regeln“, sagt Petra Gerster in ihrer Anmoderation.
Am Anfang war es nur ein Ausrutscher, dann wurde es peinlich
Der Beitrag über den möglicherweise ab 9. Dezember geltenden Katastrophenfall in Bayern beginnt mit der Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), es folgen Reaktionen von Passanten in München, die Situation an den Schulen wird geschildert, und am Ende werden die wohl ab Mittwoch geltenden neuen Regeln für Bayern zusammengefasst.
Nach etwa einer Minute und 38 Sekunden zitiert der Sprecher aus dem Off erneut Ministerpräsident Markus Söder: „Weihnachten wie sonst wird es natürlich nicht geben“ - während eine Videosequenz vom diesmal gut besuchten Weihnachtsmarkt in Quedlinburg zu sehen ist, und weiter: „Aber etwas gelockert wird, schließlich sei Bayern ein christlich geprägtes Land, sagt der Ministerpräsident.“
Die rund 4,5 Millionen Zuschauer der ZDF-Hauptnachrichten am Sonntag sehen exakt in diesem Moment allerdings keine Aufnahmen aus Bayern. Die beiden Autoren des „heute“-Beitrags zeigen stattdessen erneut den menschenleeren Markt von Quedlinburg, gefolgt von einem Werbeaufsteller vorm „Teekontor“ am Markt und schließlich das Rathaus von Quedlinburg, während der Sprecher aus dem Off erklärt: „Doch nach dem 26.12. werden die Zügel gleich wieder angezogen.“
Der Beitrag endet nach 2:53 Minuten mit einem Donau-Panorama, vermutlich von Passau, mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 371 auf Platz 3 in Bayern: „Falls der Landtag am Dienstag zustimmt, geht es schnell: Ab 0 Uhr gelten dann Bayerns neue Regeln.“
„Es war menschliches Versagen“, sagt „heute“-Redakteur Tobias Hefner
Wie passieren solche Fehler? Gab es am Sonntag beim ZDF keine Aufnahmen aus Bayern? „Es war menschliches Versagen“, sagt „heute“-Redakteur Tobias Hefner. Der Beitrag wurde wegen technischer Probleme nicht in München, sondern in Mainz produziert, „ohne frische Bilder“.
Um ihn zu illustrieren, wurden Archivbilder bestellt. Dass die nicht aus Bayern stammen, sei niemandem aufgefallen, „auch mir nicht, obwohl ich schon in Quedlinburg war“. Hefner betonte: „Es war ein Versehen, kein Fall von West-Arroganz.“
Auch viele Quedlinburger haben reagiert und Doreen Walter angerufen. „Ich habe selbst die Sendung gesehen“, berichtet die Geschäftsführerin der Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH, zu der die Touristinformation gehört.
„Das passte nicht zusammen. Solche Bilder sollten schon korrekt zugeordnet werden.“ Weil Quedlinburg so bekannt sei, erzeuge ein solcher TV-Beitrag leider Missverständnisse. Also keine Fake-News, sondern nur ein Missgriff? Doreen Walter drückt es diplomatisch aus: „Für uns ist das jedenfalls nicht sehr schön.“
Die „heute“-Nachrichten am Sonntag um 19 Uhr haben übrigens 4,458 Millionen Menschen gesehen, wie die Medienwebseite „meedia“ berichtete: Das reichte für Platz 6 am Sonntagabend, auf Platz 1 steht die ARD-Tagesschau mit rund 9,3 Millionen. (mz)