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Sanierung Sanierung: Neuer Halt für St. Martini in Güntersberge

Von petra korn 11.07.2013, 13:53
Das Gerüst ist ein weithin sichtbares Zeichen: Am Turm wird gearbeitet.
Das Gerüst ist ein weithin sichtbares Zeichen: Am Turm wird gearbeitet. mz Lizenz

Güntersberge/MZ - Der Zahn der Zeit hat an den Fugen genagt, sie teils völlig verschwinden lassen, so dass zwischen Mauersteinen Spalte klaffen. Auch die Steine selbst haben die Jahrhunderte nicht unbeschadet überstanden: Hier und da sind Stücke herausgebrochen. Dass am Turm der Kirche etwas gemacht werden müsste, war der Kirchengemeinde bekannt. Doch was eine Besichtigung des Mauerwerks per Hubsteiger offenbarte, „das hat uns schon schockiert“, sagt Pfarrer Michael Labahn.

Statik ist noch nicht gefährdet

Die gute Nachricht: Nach Einschätzung eines Statikers sind die Schäden nicht so groß, dass sie zu einem Einsturz führen könnten. Aber: „Wir sind an einem Punkt, an dem man wirklich tätig werden muss“, so der Pfarrer. Denn eine Beeinträchtigung der Gesamtstatik „wäre nur eine Frage der Zeit“.

Handeln - das kann die Kirchengemeinde nun. Der Kirchturm ist eingerüstet, die Reparaturarbeiten haben begonnen. Insgesamt ist ein Bauvolumen von 90 000 Euro geplant. Finanziert werden kann dies mit Hilfe von Fördermitteln vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten in Höhe von fast 20 000 Euro, Mitteln der Landeskirche in Höhe von 20 000 Euro und 23 000 Euro von Lotto Toto. Hinzu kommen Eigenmittel der Kirchengemeinde. „Wir hatten in den vergangenen Monaten noch die Hoffnung, den Eingangsbereich mit erneuern zu können, weil es dort einen Wasserschaden gibt, und auch mit Arbeiten an den Fenstern beginnen zu können. Das alles mussten wir schon aufgeben“, sagt Michael Labahn. Zu groß sind die Schäden am Mauerwerk des Turmes. Und manches offenbart sich erst jetzt, nachdem das Gerüst steht, die Arbeiten begonnen haben und man direkt an das Mauerwerk herangehen kann. So werden nun alle Fugen erneuert, sagt Viola Stelter, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Zum einen sei das hier verwendete Material sehr unterschiedlich, und jetzt nicht erneuerte Fugen könnten dann in drei, vier oder fünf Jahren herausbrechen. Zum anderen habe sich beim Entfernen fest erscheinender Fugenteile an manchen Stellen gezeigt, dass das Material dahinter „nur noch Blumenerde“ ist, zitiert Viola Stelter die Baufachleute. Daher sollen nun vom Dach beginnend turmabwärts alle Fugen komplett erneuert werden - so weit, wie das Geld reicht. Das heißt aber auch: „Wir werden wahrscheinlich nicht alle Probleme und Fehlstellen abstellen können“, so Michael La-bahn. Neben den Fugenarbeiten werden auch statische Sicherungen an der Süd-West-Ecke des Turmes erfolgen.

Große Probleme gibt es ebenso im Bereich des Glockengeschosses: Während die von Rissen durchzogenen, mit Moos und Flechten bewachsenen Simse an allen Fensteröffnungen repariert werden sollen, sind die von tiefen Rissen durchzogenen vier Säulen an den Schallluken nicht mehr zu retten. Sie müssen erneuert werden. Und nicht mehr zu retten sind auch die Schallluken selbst: Wie bei den Luken unterhalb der Glocken, war hier ursprünglich an eine Reparatur gedacht. Wie sich aber jetzt gezeigt hat, sind die Schallluken „in einem katastrophalen Zustand. Sie würden wahrscheinlich beim Ausbauen auseinanderfallen“, beschreibt Michael Labahn.

Mehrkosten von 7 000 Euro

Hier ein Provisorium herzustellen, würde Mehrkosten von 4 000 Euro verursachen, neue Luken anzufertigen, Mehrkosten in Höhe von 7 000 Euro, erläutert Viola Stelter. 7 000 Euro, die der Kirchengemeinde jetzt fehlen. „Die Luken können nur ausgebaut werden, wenn ein Gerüst steht“, so die Gemeindekirchenrätin. Glockenstube und Turm seien einfach zu eng. Sollten diese Arbeiten später erfolgen, müsste dafür noch einmal ein Gerüst gestellt werden. Daher versucht die Kirchengemeinde nun, aus dem Nothilfefonds der Landeskirche noch einmal Mittel zu bekommen. Sie wird aber auch Eigenmittel benötigen. Und dabei, macht Pfarrer Michael Labahn deutlich, „sind wir auf Spenden angewiesen“.

Die Arbeiten, die an der Fassade von der Firma Bormann aus Wienrode und an den Schallluken von den Werkstätten für Denkmalpflege übernommen werden, sollen bis zum Herbst abgeschlossen sein. Bis dahin finden jeweils montags, 16 Uhr, Bauberatungen statt. „Wer Interesse hat, kann gern dazukommen“, sagt Viola Stelter.

Sanierungsarbeiten am Kirchturm in Güntersberge: Bernd Försterling entfernt mit einem Bohrmeißel die weichen Fugen.
Sanierungsarbeiten am Kirchturm in Güntersberge: Bernd Försterling entfernt mit einem Bohrmeißel die weichen Fugen.
Chris Wohlfeld Lizenz