Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Orkan Kyrill beschert Einsatzflut
Harz/MZ/dd/fru/dlo. - Das Sturmtief verschaffte den Feuerwehren, Rettungskräften und der Polizei von Donnerstagmittag bis Freitag früh Einsätze "am laufenden Band". Meldungen von umgestürzten Bäumen, Schäden durch Dachziegel sowie Meldungen über Stromausfälle häuften sich in der Leitstelle. Im Zuständigkeitsbereich des Quedlinburger Bauhofs waren die Schäden überschaubar: "Unsere Mitarbeiter waren unterwegs, da einige Bäume umgerissen wurden und Dachziegel auf der Straße lagen", so Bauhofchefin Kerstin Held. Personen seien nicht zu Schaden gekommen.
Bereits am Donnerstagmittag wurde ein Baum in der Brühlstraße gefällt, der umzukippen drohte. An der Ecke Lindenstraße / Weyhestraße musste ein vom Wind entwurzelter Baum zerlegt und weggeräumt werden. Auch eine große Kastanie am Stauffenbergplatz hielt dem Sturm nicht stand. Auf dem Zentralfriedhof kippten Koniferen um. "Insgesamt sind wir glimpflich davongekommen", bekannte Kerstin Held. Die Freiwillige Feuerwehr Quedlinburg hatte insgesamt 26 Einsätze. Einer davon führte bis nach Wegeleben, wo ein umgestürzter Baum in einer Stromleitung hing.
"Wir haben durchgehalten", sagte Verkehrsleiter Jochen Wagner von der Q-Bus Nahverkehrsgesellschaft. Bis auf zwei Fahrten wurden alle Linien planmäßig bedient. Aufgrund umgestürzter Bäume mussten die Touren zwischen Harzgerode und Quedlinburg sowie nach Stolberg abgebrochen werden. Da der Auerberg noch gesperrt war, fielen in dieser Richtung auch am Freitag Busse aus. Auch der Schülerverkehr verlief am Freitag aus Sicht von Q-Bus normal. "Es gab aber Verunsicherungen bei den Schülern. So hatten wir viele Anrufe, ob wir auch fahren", sagte der Q-Bus-Verkehrsleiter.
"Der Brocken hat viel abgehalten", ist sich Ballenstedts Stadtwehrleiter Klaus Böll sicher. Daher hätten sich die Sturmschäden im Bereich der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft Ballenstedt-Bode-Selke-Aue in Grenzen gehalten. Sechs Mal musste die Ballenstedter Wehr am Donnerstag ausrücken, um umgestürzte Bäume von den Straßen zu räumen. Besonders betroffen war die Straße in Richtung Mägdesprung. Auch am Freitag mussten die Ballenstedter noch einmal eine vom Sturm gefällte Pappel beseitigen. Die Ditfurter Wehr hatte am Orkantag neun Einsätze, die Radislebener Feuerwehrleute wurden zwei Mal alarmiert.
Auch im Bereich Gernrode halten sich die Sturmschäden in Grenzen. "Wir sind glimpflich davon gekommen", meinte Verwaltungsamtschef Holger Thiele. Es gab lediglich umgestürzte Bäume, herunter gefallene Dachziegel, umgeknickte Gartenzäune und Schilder.
In der Mittelstraße / Kirchstraße in Harzgerode stürzte die Fachwerkwand einer Scheune ein. Erst einen Tag zuvor hatte hier eine Firma für Dach- und Fassadenbau mit Sanierungsarbeiten begonnen und das Dach abgetragen. Statt der geplanten Verschönerung stehen jetzt Aufräumarbeiten und Schadensbehebung an. Samstagvormittag wird es in Harzgerode ein sturmbedingtes Schauspiel geben. Weil die Turmkugel der St. Marienkirche vom Orkan beschädigt wurde und abzustürzen droht, soll sie am Samstag ab 9 Uhr mit Hilfe eines großen Kranes abgenommen werden, so Pfarrerin Anke Dittrich Freitagabend.
Glück im Unglück hatten auch der Tierpark und das Bergtheater auf dem Hexentanzplatz. "Bei uns sind zwei Bäume umgestürzt und haben Zäune beschädigt", bilanzierte Tierparkleiter Uwe Köhler, der den Schaden auf 3 000 bis 4 000 Euro bezifferte. Die Tiere hätten den Sturm unbeschadet überstanden - "unsere Bären hatten wir vorsorglich sicher weggesperrt".
Anders hingegen das Bild im Oberharz: Auf den dortigen Straßen ging Donnerstag ab 18 Uhr praktisch nichts mehr, hieß es von der Polizei in Wernigerode. So nicht bereits Bäume die Durchfahrt blockierten, wurden alle Straßen vorsorglich gesperrt. Freitagvormittag kämpften sich Feuerwehrleute Hand in Hand mit Forstbediensteten durch den Harz, um die Strecken wieder passierbar zu machen. "Geräumt und gefegt ist - gebohnert wird aber nicht", meinte Ralf Schumann von der Feuerwehr Stiege lachend, als die B 81 zwischen Hasselfelde und Nordhausen gegen 10 Uhr wieder frei war.
Ein Zeichen, auf das vier Brummifahrer am Parkplatz Rotacker gewartet hatten. "Ich habe Heizkörper geladen und muss dringend weiter nach Thüringen", meinte Fahrer Michael Hoppe. Entwurzelte Bäume entlang der Straßen werden wohl noch einige Tage von der Wucht zeugen, mit der Orkan-Tief "Kyrill" im Oberharz gewütet hat. Derweil hat sich auch die Lage entlang der Bäche entspannt. Die Pegel von Holtemme und Ilse schwollen nach dem Dauerregen in der Nacht zum Freitag stark an, blieben aber knapp unter der kritischen Marke. Und: Die Polizei registrierte in den Harz-Kreisen keine Verletzten.