Saatzucht in Quedlinburg Saatzucht in Quedlinburg: Firma Satimex übersteht Wetterextreme

Quedlinburg - Erst große Trockenheit und dann unwetterartige Regen mit Rekordniederschlägen. Der diesjährige Sommer war auch für die Landwirte der Region keiner der üblichen Sommer. Doch Hartmut Klein, Geschäftsführer der Satimex Quedlinburg GmbH, einem der vier oder fünf noch in der Stadt existierenden Saatzuchtbetriebe, sind deshalb keine weiteren grauen Haare gewachsen.
„Es ist ganz normal, durch den großen Regen lagen die Blumen nieder, die werden dann hochgebunden“, beschwichtigt Klein. Jetzt einige Tage später ist der Satimex-Chef optimistisch. „Wir sind abhängig vom September-Wetter. Wenn der September schön werde, dann reifen auch die Pflanzen, die für die Saatzucht benötigt werden.“
Denn von der Saatzucht lebt der Betrieb im Gewerbegebiet Groß Orden, der als privater Betrieb neben dem großen Aushängeschild, dem Julius-Kühn-Institut, die Tradition Quedlinburgs zusammen mit einigen anderen kleinen privaten Saatzucht-Betrieben die große Quedlinburger Tradition weiterführt, auch wenn von Satimex am Ende keine kleinen bunten Tüten im Handel sind. Mitunter führt das immer wieder zu Missverständnissen, hat Klein erfahren und bedauert insbesondere, dass mitunter selbst Stadtführer die Saatzuchttradition ab 1995 für beendet erklären.
„Wir sind die Vorstufe der kleinen bunten Tüten für den Hobby-Sektor“, sagt Klein und schildert, dass seine Firma Profikunden beliefere. 100- bis 500-Gramm-Dosen oder Alutüten werden hier abgepackt. Die gehen dann an diejenigen Firmen, die die handelsüblichen Packungen ausliefern oder große Gewächshausbetriebe, die Blumen oder Gurken im Gewächshaus machen.
Der Boden der Bode-Niederung im Gewerbegebiet ist für die Saatzucht optimal. Blickfang sind vor allem die Astern-Zuchtfeld-Parzellen. „Als eine der kleineren und wenigen deutschen Saatzuchtfirmen, hinter denen kein internationaler Konzern steht“, musste sich die Firma in ihrer jungen Geschichte für einige wenige Zuchtrichtungen entscheiden, die sie dann aber intensiv und mit Erfolg betreiben wollte, schildert Klein, der die Firma 1996 als reines Handelsunternehmen gegründet hatte und sie heute mit Eike Kampe leitet. Sie beschäftigen sich mit der Neuzucht von Ausgangssaatgut, das hier nur in kleinen Mengen produziert und dann in klimatisch günstigeren Gegenden vermehrt wird, um Handelsmengen herzustellen. Diese werden dann zurückgeholt auf Qualität geprüft und dann entsprechend der Kundenwünsche portioniert.
Bei Blumen fiel damals die Entscheidung für die einjährigen Astern. Hier habe die Quedlinburger Züchtung ohnehin einen weltweit guten Ruf genossen. Und die Firma verfügte mit ihrem speziell auf Osteuropa und die Nachfolgestaaten der Sowjetunion ausgerichteten Handelsnetz „einen ausgezeichneten Zugang zu einem der wichtigsten Märkte“. Heute liefert Satimex Saatgut ihre Astern-Neuzüchtungen auch in Länder, wie USA, Lateinamerika, Frankreich, Großbritannien und insbesondere Japan. „Hier dominieren zwar immer noch die kleinblütigen Schnittastern aus der starken einheimischen Züchtung, aber offensichtlich wollen sich auch die japanischen Gärtner einmal an ganz anderen Sortentypen erfreuen“, so Klein weiter.
Er zeigt im Zuchtfeld für das Basis- und Elite-Saatgut die sehr großen und dichtgefüllten Blüten in Pastell- oder auch Signalfarben, die genügend Verkaufsanregungen bieten. 14 Astern-Serien seien regelmäßig im Angebot. „Und mit dem ständigen Nachschub an Neuheiten kann sich unser Unternehmen zu den Marktführen bei den großblütigen Astern zählen.“ Highlights sind dabei die Serien Lady Coral, Juwel und Beautiful Day, aber große Erwartungen knüpft die Firma auch an die Neuzüchtungen der Gruppe Balloon und Syringa XXL.
Beim Gemüse spezialisierte sich Satimex auf die Gurkenneuzüchtung. Bei der traditionellen Zuchtrichtung Einlegegurken seien inzwischen den bekannten Quedlinburger Hybriden wie „Libelle“ und „Conny“ Nachfolger mit deutlich verbesserten Sorteneigenschaften gefolgt, wie „Bodina“, „Cosima“ und „Kaiman“. Inzwischen werden auch Salatgurkentypen gezüchtet. Als erfolgversprechendste Kandidaten nennt Klein eine Schlangengurke namens „Pindos“, die Freilandsalatgurke „Murza“ und die „Minisnackgurke Salamanda“. Diese Sortentypen hätten vor allem in den neuen Märkten in Nah- und Mittelost eine Bedeutung. „Damit sollen auch die Umsatzrückgänge ausgeglichen werden, mit denen wir in Folge der Ukraine-Russland-Krise leider auch konfrontiert sind.“ Bei Kräutern sei Basilikum die Hauptzuchtrichtung. Hier werde durchaus bei den „Großen der Züchtung“ mitgemischt.
Die 19 Mitarbeiter, vier Azubis und Saisonkräfte bieten Gärtnerkunden 600 Gemüse- und Kräutersorten und 2 500 bis 3 000 Positionen Blumensamen an. „Diese müssen in jeder Saison neu produziert, umgeschlagen, auf Qualität überprüft, kundengerecht abgepackt und schließlich termingerecht ausgeliefert werden.“
Was den Ruf Quedlinburgs als Saatgutzucht-Standort betrifft, so kann Klein mit seinem Team mit Stolz darauf verweisen, „dass wir mit unserem Export in 35 Länder durchaus dazu beitragen, dass Quedlinburg nicht nur im Tourismus, sondern auch in seiner ureigensten Traditionslinie weltweit im Gespräch bleibt“. Er will sein Unternehmen daher auch den Quedlinburgern und natürlich auch den Stadtführern in Erinnerung rufen. (mz)