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Harte Kutte, weicher Kern Rockharz-Open-Air auf Flugplatz Ballenstedt: 17.000 Fans feiern friedlich beim 25. Rockharz-Open-Air

Von Bianca Müller 08.07.2018, 18:32
Stimmung und Wetter hätten nicht besser sein können. 17 000 Besucher feiern die 25. Auflage vom Rockharz-Festival. 
Stimmung und Wetter hätten nicht besser sein können. 17 000 Besucher feiern die 25. Auflage vom Rockharz-Festival.  Marko Heiroth

Asmusstedt - Anwälte, Gastronomen, Informatiker, Busfahrer, Ärzte. Zusammen mit unzähligen anderen Berufsgruppen waren sie an diesem Wochenende 17.000 und damit noch ein paar Tausend mehr als im Vorjahr.

Was sie zusammen brachte und zuerst nach Jobmesse klingt, war das Rockharz-Open-Air auf dem Flugplatz in Ballenstedt. 1993 als Konzertinitiative „Rock gegen Rechts“ gestartet, headbangte man sich dieses Jahr schon durch die 25. Auflage.

Statt Anzug oder Kittel war die Uniform bevorzugt schwarz und machte Werbung für die persönliche Lieblingsband. Selbst das Streetfood war hier schwarz - gefärbt mit Sepia und medizinischer Pflanzenkohle. Passt ja ganz gut zu Metal und Rock.

Wer nicht nur als Tagesbesucher da war, kaufte sich mit dem Ticket vier Tage Campingurlaub unter Gleichgesinnten und den Freifahrtschein, berufliche Konventionen und allzu hochgestochene Alltagsregeln mal außer Acht zu lassen.

Vormittags gemütlich den Grill anschmeißen, dazu das erste Dosenbier, Büchsensuppe als Fünf-Sterne-Essen oder vor dem Zelt eine Runde Wikingerschach - das ist nicht nur höhere Festivalkultur, sondern beinahe genauso wichtig wie die großen und kleinen Bands, die zwischen Mittwoch und Samstag für Lärm auf der Doppelbühne sorgten.

Wer es etwas zivilisierter und staubfreier mag, schläft im Wohnmobil, die meisten Besucher zelten jedoch. Angereist wird gern mal in ganzen Camps von bis zu 20 Leuten.

Wichtig: Improvisation ist alles, denn „aus Klebeband und Müllsäcken kann man so einiges zaubern“, verriet Jordis aus Weimar. Campingplatz trifft Konzert trifft Stadtfest trifft Geisterbahn. Entsprechend breit war das Publikumsalter gemischt. Die jüngsten - das ärgert manchen Besucher - konnten noch gar nicht laufen, erlebten das Festival mit großen Ohrenschützern in der Trageschlaufe.

Ulrike und Ralf aus Hamburg haben sich von ihren erwachsenen Söhnen anstecken lassen und genossen als 58-Jährige ihr fünftes Rockharz. „Wacken ist einfach zu groß. Und außerdem hatten wir hier immer schönes Wetter bisher.“ Auch 2018.

Für viele Besucher der beste Anreiz, sich das riesige Areal mal aus 200 Metern Höhe anzugucken. Dafür hat der Flugverein den gelben Hubschrauber „Robinson R44“ samt Pilot und je drei Passagieren in die Luft geschickt. „Ganz nüchtern hätte ich mich bestimmt nicht getraut, aber die zehn Minuten waren atemberaubend“, meinte Bianka aus Kiel, immer noch erstaunt über sich selbst.

25. Rockharz-Open-Air: Sicherheitskräfte und Sanitäter hatten wenig zu tun

Robinson war aber nicht der einzige Publikumsmagnet: Dazu kam die Transall C-160 „Silberne Gams“. Aktuell wartet sie auf dem Flugplatz darauf, ihr zukünftiges Zuhause, das Luftfahrtmuseum Wernigerode, beziehen zu können. Um jedem Bedarf gerecht zu werden, haben Veranstalter, Flugverein und Museum ihre Köpfe zusammengesteckt und aus der Gams kurzerhand die „Harz Force One“ gemacht. Eine Lösung, die unter vielen Facebookfans des Museums für Unmut sorgte.

Beklebt mit ablösbaren Rockharz-Jubiläumsmotiven, dienten die Flügel als Ein- und Ausgang zum Konzertgelände. Die Transall selbst wurde durch einen Absperrzaun und Security geschützt. Für die Besucher war sie vor allem ein außergewöhnliches und beliebtes Fotomotiv.

So unheimlich mancher Kuttenträger auch aussah - friedlich waren die meisten von ihnen, Sicherheitskräfte und Sanitäter hatten keine großen Vorfälle zu beklagen, auch Feuer waren kein Thema.

Ihre Energie haben die Metalfans vor der Bühne rausgelassen. Manche gemütlich mit Kopf und Fuß wippend, andere wild tanzend zu Bands wie Knorkator, Paradise Lost, In Flames, Skyclad, Die Apokalyptischen Reiter oder Goitzsche Front. Immer in der Luft: die kollektive „Pommesgabel“ der Metalfreunde - kleiner und Zeigefinger ausgestreckt - als Applaus. Und dazu einmal schwarz gefärbte Pommes zum Rocken bitte. (mz)