Restaurant seit 140 Jahren
Friedrichsbrunn/MZ/bü. - Im Oktober feiern die heutigen Besitzer, das Ehepaar Hanold, dieses Jubiläum zugleich mit ihrem inzwischen achtzehnten Jahr in der Gaststätte und erinnern sich mit ihren Gästen an die geschichtsträchtigen Ereignisse ihrer Vorfahren.
Mit Bockwindmühle
Mit der von König Friedrich dem Großen ausgelösten Gründung wurden zwischen 1773 und 1775 etwa 50 Kolonistenfamilien an der alten Straße im Harz angesiedelt. In dieser Zeit entstand auch das Gebäude zwischen Kirche und Bäckerei, auf dem Hof versehen mit einer Bockwindmühle. Als ersten Windmüller verzeichnen die Analen ab 1778 Franz Fliege, dem es aber wegen Baumängeln und der wind-ungünstigen Lage selten gelang, sie in Betrieb zu setzen, was sogar zu Beschwerden der Bewohner beim König führte. So recht und schlecht aber blieb die Mühle im Hof ein Jahrhundert in Betrieb, bevor sie im 19. Jahrhundert bis auf die Grundmauern nieder brannte.
Der Besitzer namens Niemand ließ sie nicht wieder aufbauen, da er eine bessere Einnahmequelle entdeckt hatte: 1866 begann er im Vorderhaus mit der Bewirtung von Gästen und nannte die Einrichtung "Zur Restauration". Die Einnahmen reichten zwar nicht zum Überleben, weshalb viele folgende Besitzer nebenher auch noch Landwirtschaft betrieben. Im Gedächtnis blieb vor allem ab 1880 Fritz Schaneel, ein ehemaliger Eisenbahner in der früheren deutschen Kolonie Kamerun, der deshalb das Anwesen in "Zum Afrikaner" änderte. Er verdiente sich zugleich als "Haarkünstler", also Friseur, sein Geld, führte für die Dorfjugend die Haarpomade ein und zog gelegentlich auch mal einen Zahn.
Im Ersten Weltkrieg wurde das altehrwürdige Haus zeitweilig geschlossen und diente als Lager für russische Gefangene. 1922 kaufte die Familie Otto Jung sen., die gegenüber ein Hotel errichtet hatte, die Gaststätte und gab ihr den noch heute gültigen Namen "Bräustübl". Mit dem Bau einer Kegelbahn auf der Fläche der einstigen Mühle sowie Kaffeegarten und Konzerten zog Jung viele Besucher an. Sein Sohn Otto Jung jun. übernahm die Führung des Hauses ab 1938 und betrieb sie mit Unterbrechung während des Krieges bis 1979, doch nicht immer mit Speisen und Getränken, wie die Chronik berichtet. Zeitweilig wurden nur Bier, Schnaps und Brause ausgeschenkt, was aber die Einwohner nicht vom Besuch abhielt. Ab 1980 übernahm die Familie Schwierske das von Otto Jung Jr. altersbedingt verkaufte Haus. 1988 erfolgte der bis heute letzte Besitzerwechsel.
Noch vor der Wende
Das von Thale kommende, aber aus Berlin stammende Ehepaar Marjetta und Norbert Hanold startete noch vor der Wende den Traum von einer kleinen Gaststätte im von FDGB-Urlaubern nur so wimmelnden Ferienort. Unter dem Motto "Essen wie bei Muttern" wurden vor allem harztypischen Gerichte angeboten. Doch mit der Wende blieben diese Besucher aus, waren neue Konzepte gefragt. Auf der Fläche der früheren Mühle und Kegelbahn sollte eine kleine Pension entstehen, was sich aber ebenso nach kurzer Zeit zerschlug wie die erfolgreiche Bewirtschaftung des Kultursaales wegen zu hoher Forderungen der Gemeinde. Die Don-Kosaken, Rainer Süß oder Ritteressen gehörten trotzdem zu Höhepunkten im Ort.
Besser kamen seit 1991 das "Essen vom heißen Stein" oder lokale Wildgerichte an. Im Jubiläumsjahr 2006 wurde den Wünschen der Gäste entsprechend das "Schnitzelparadies" eingeführt.
Weitere Infos: www.hanolds-friedrichsbunn.de