Reiseführer stellt Gesundheitsmuseen vor Reiseführer stellt Gesundheitsmuseen vor: Unterhaltsames aus Harzgerode und Badersleben

Harzgerode - Dichterhäuser und Schlösser im Harz, wer kennt die nicht aus diversen Sachsen-Anhalt-Reiseführern? Dass aber hier zwei von bundesweit fast 170 Museen und Sammlungen zu finden sind, die sich mit den Themen Medizin und Pharmazie befassen, das haben die Autoren Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt entdeckt.
Sie tragen in ihrem zweibändigen Reiseführer „Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ akribisch und durchaus unterhaltsam viel Lesenswertes zu Deutschlands Gesundheitsmuseen zusammen. Dabei kommen sie bei den gerade einmal sechs derartigen Medizin- und Pharmaziemuseen im Bundesland Sachsen-Anhalt nicht an Harzgerode und Badersleben vorbei. Was dort zu lesen ist, überrascht selbst den Einheimischen.
Dietmar Küchenmeister, der 1973 die Tierarztpraxis in Badersleben übernommen hatte, sammelte während seines Berufslebens pathologische Dinge und Raritäten: Magen-, Gallen- und Nierensteine sowie wie Föten, eine Trichinen-freiheitsbescheinigung von 1884 ebenso wie einen Impfstab und alte Instrumente, von denen selbst die Hersteller von heute nicht mehr so recht wissen, wozu sie dienten.
Deutschlandweit einzigartig
Das Museum befindet sich auf dem geschichtsträchtigen Gehöft der Küchenmeisters. Hier wurde Friedrich Heinrich Roloff geboren, der führende Tiermediziner der späten 1800er Jahre, dessen Trauerrede wiederum Rudolf Virchow hielt.
Die Buch-Autoren Eckart Roloff und Karin Henke-Wendt belassen es nicht bei dem Hinweis, wo das Museum in Badersleben steht, sondern geben auch Tipps zum Einkehren in der Region. Was sie auch für das Apothekenmuseum in Harzgerode tun.
Denn während Dietmar Küchenmeister das Tierarztmuseum zu den Wunschzeiten von Reisegruppen und Einzelgästen öffnet, gibt es am Marktplatz der Harzstadt feste Öffnungszeiten. Schließlich handelt es sich um die deutschlandweit einzige Apotheke in einer Kirche, haben Roloff und Henke-Wendt recherchiert. In 36 Meter Höhe werden in St. Marien in drei Räumen und dem Flur Pillenbrett, ein Drogenschrank und eine Kupferdestille gezeigt. Immerhin zählt die Berg-Apotheke in Harzgerode mit ihrem Gründungsdatum von 1649 zu den ältesten ihrer Art in der weiteren Umgebung.
Kuriose Sammlungen
Ein großes Plus des Reiseführers, der viele fast versteckte, bisweilen auch eher kuriose Sammlungen zeigt, sind die Piktogramme, die einen schnellen Überblick über Parkplätze, Fotoerlaubnis, Behindertenfreundlichkeit oder Eintrittspreis vermitteln.
So kann nicht nur der medizinisch Interessierte vom Schnarch-, Blinden- und Dialyse- über ein Brillenmuseum bis zur Alzheimer-Gedenkstätte und dem Rheumatikum ganz spezielle museale Schätze heben. Dabei trifft man auf Hahnemann und seine Homöopathie, auf den geheimnisvollen Seelenforscher und Dichter Justinus Kerner, auf Heinrich Hoffmann, den Psychiater und Schöpfer des Struwwelpeters, und auf den „Quacksalber“ und Entertainer Doktor Eisenbart.
Auf den letzten der 260 Seiten finden sich Listen von Fachgebieten, Orten und Literatur nebst einem Blick über die (süd-)deutschen Grenzen auf die 35 Museen in Österreich, der Schweiz und Südtirol, was die nächste Reiseplanung erleichtert. (mz)
Eckart Roloff/Karin Henke-Wendt: „Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker - Eine Tour durch Deutschlands Museen für Medizin und Pharmazie
(Band 1)“. Hirzel Verlag 2015; 258 Seiten; 29,90 Euro