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Quedlinburg Quedlinburg: Zentrum für Gartenbau und Technik feiert Jubiläum

Von uwe Kraus 02.09.2012, 18:43

quedlinburg/MZ. - Die Wetterfahne auf dem Gelände des Zentrums für Gartenbau und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau des Landes Sachsen-Anhalt verrät es: Seit 1937 ist man hier vor den Toren Quedlinburgs der Gärtnerschaft zu Dienste, wie Mirko Hobert erläutert. Neben dem 75-jährigen Bestehen der Einrichtung stehe der Tag der offenen Tür unter dem Thema "Boden und Kompostierung". Dazu standen Mitarbeiter der verschiedenen Fachbereiche, aber auch Praxispartner den zahlreichen Besuchern fachkundig Rede und Antwort. Über 30 Hektar erstreckt sich das Gelände, auf dem die Gäste kleine Einblicke in den Obst-, Gemüse-, Zierpflanzen-, Garten- und Landschaftsbau erhalten. Wer die große Runde drehte, konnte an drei Stellen ganz unterschiedliche Bodenprofile kennenlernen; gut geschichteten Lößboden, einen Übergangsstandort und eine kiesig-kalkhaltige Stelle, "was für die Praxisexperimente als Versuchsstandort ideal ist", so Hobert. Im Garten- und Landschaftsbau sei die Quedlinburger Einrichtung gleichzeitig Norddeutsches Kompetenzzentrum für die Länder Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie Sachsen-Anhalt.

Lars Heidenreich, Referent für Nachwuchswerbung im Landesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, weiß, wie viele Lehrstellen in diesem interessanten Zweig noch leer sind. "Wir haben dieses Jahr gerade einmal 32 neue Landschaftsgärtner begrüßen können. Für die Friedhofsgärtner und Baumschulisten sieht es sogar noch weit schlimmer aus, da waren es zusammen drei." So nehme man bewusst am Tag der offenen Tür teil, nicht nur um Nachwuchs zu werben, sondern auch um Kindern und Jugendlichen auf unterhaltsame Weise Natur nahe zu bringen. Heidenreich greift in einen Eimer Erde vom Komposthaufen. "In meiner Hand sind jetzt mehr Lebewesen, als Menschen auf der Erde leben." Nicht nur Kinder staunen, was sie da unter der Lupe erkennen: Einen Pseudoskorpion, Ohrwürmer, Larven und einen Regenwurm.

Annette Kusterer, in der Landesanstalt zuständig für Pflanzenschutz im Obst-, Gemüse- und Zierpflanzenbau, beantwortet den Gästen die Frage, wieso so viele Äpfel unterm Baum liegen. Der Apfelwickler ist schuld, dessen Männchen darum mit Kleberfallen weggelockt werden. An einem Walnusszweig zeigt sie, wie ein Pilz die Marssonina-Krankheit verbreitet. Das müsse aber nicht bedeuten, dass die Weihnachtsnüsse knapp werden. Die Wissenschaftlerin, die über Rosenschädlinge und Birnenrost spricht, hat aber Probleme "mit Menschen, die alles bekämpfen wollen. Flechten an Bäumen sind sogar ein Zeichen dafür, dass die Luft sauber ist." Nina Kühn vom Humuswerk Barbecke im Landkreis Peine wurde eingeladen, um beim Tag der offenen Tür Rindenmulch aus deutschen Kiefern, hochwertige Blumenerde und Waldhumus vorzustellen. So hält die Fachfrau den Standgästen ihren hochwertigen Mulch unter die Nase. "Da sind kein Klärschlamm, kein Kompost oder Tierreste drin. Riecht doch wie Sauna-Aufguss. Oder?" Schließlich seien die Substrate ein entscheidender Garant für blühende Blumen oder kräftig wurzelnde Sträucher. Ein Thema auch für Christin Ulbricht, die Fachbereichsleiterin Zierpflanzenbau im Zentrum für Gartenbau und Technik, die Versuche mit Beet- und Balkonpflanzen betreut. Hunderte Sorten stehen auf riesigen Flächen. "Wir schauen, wie sie unter den Bedingungen des Harz-Klimas wachsen und blühen." Sie berät Besucher des Tages der offenen Tür, welche Alternativen zum Torf genutzt werden können.

Während der elfjährige Max mit großen Augen den Einsatz moderner Kleintechnik zum Sägen, Bäume beschneiden und Bodenlockern bestaunt, befindet sich eine Frau auf Mops-Suche. "Nein, ich halte keinen Hund", beruhigt sie die Umstehenden. Zwischen Nestfichten, Kriechwacholder, Quedel und Lavendel spürt sie die Zwergkiefer mit Hunde-Namen auf. Die würde gut in ihren Japan-Garten passen. Doch zum Kaufen muss sie dann doch in eine Baumschule gehen. Denn auf den 20 500 Quadratmeter Versuchsfläche wird Mops ja nur für seine Nutzung an Böschungen oder als niedrige Solitärpflanze im "öffentlichen Grün" getestet.