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Quedlinburg Quedlinburg: Wie die Verpflegung, so klappt die Bewegung

Von ANDREAS BÜRKNER 27.02.2011, 13:13

QUEDLINBURG/MZ. - Ein alter Spruch besagt: "Wie die Verpflegung - so die Bewegung". Vermutlich sind deshalb die Helfer der Ortsgruppe Quedlinburg des Technischen Hilfswerks (THW) besonders aktiv, nimmt man den tosenden Beifall zur Jahreshelferversammlung beim Dank an das Küchenteam Katrin und Thomas Riediger zum Maßstab. Von den Mitgliedern wurde dieses Engagement sogar mit der Ehrung zu "Helfern des Jahres 2010" bedacht, wertete Sandra Heitmann, Sprecherin der Helfervereinigung, die interne Abstimmung aus und vergab diesen Titel erstmals sogar doppelt: Auch Christopher Massow, der neben vielen anderen Aufgaben zusammen mit Nadine Reichel und Domingo Schiller auch die Grundausbildung der Anwärter durchführt, wurde zu einem "Helfer des Jahres" gekürt.

"Es ist mir eine Herzensaufgabe, die Arbeit aller anzuerkennen", bezog sich der Ortsbeauftragte Lars Deuter auf einen Spruch Ciceros: "Keine Schuld ist dringender als die, Dank zu sagen". Er berichtete vom Kampf gegen Schneemassen und Eisschollen, aber auch von Hochwasser, Bränden, dem Abstützen von einsturzgefährdeten Gebäuden oder Sucheinsätzen. Wie eng Freud und Leid beieinander liegen können, belegte er an zwei Beispielen: "Während 2009 eine vermisste Frau bei Blankenburg gerettet werden konnte, gelang dies im September 2010 bei Stiege leider nicht." Den psychisch schlimmsten Einsatz mussten die Retter erst vor wenigen Wochen absolvieren - beim verheerenden Eisenbahnunglück bei Hordorf, als sie den verunglückten Zug aufrichteten.

Im Laufe des Jahres leisteten die knapp 60 Helfer zusammen über 23 000 Stunden, im Schnitt also 400 Stunden pro Person. Sein besonderes Lob galt den Gruppenführern Sebastian Wallborn, Volker Damköhler, Steffen Bebermeyer, Toni Hörning und Thomas Ritzrau sowie Zugführer Markus Olewicz, welche unter dem Ausbildungsbeauftragten Steffen Bornemann die Hauptarbeit leisten. "Wir erbringen für die Gesellschaft pro Mitglied 50 unbezahlte Arbeitstage", errechnete Deuter, "für die auch die Angehörigen und Familien sehr viel Verständnis aufbringen."

Trotzdem reiche das ehrenamtliche Engagement nicht aus, um beispielsweise ausreichend Geld für Ersatzbeschaffungen von Kleingeräten, wie Kettensägen, Hebekissen oder Hydraulikheber, selbst aufbringen zu können, "an ein Ortungsgerät oder einen Gabelstapler ist schon gar nicht zu denken." Er hoffe deshalb weiter auf die Unterstützung des Landkreises und der Stadt. Als weiteres Problem sieht Deuter viele Arbeitgeber an. "Nur wenige unterstützen uns und stellen die Helfer für Einsätze frei." Auch wenn sich Landrat Michael Ermrich unter dem Motto "Dank ist die schärfste Form der Bitte" genötigt fühlte, will er an die Einstellung der Arbeitgeber appellieren: "Helfer besitzen eine hohe Sozialkompetenz", das wirke sich auch auf den Beruf aus. Er versprach keine Kürzungen für das THW, sieht aber durch den künftig fehlenden Zivildienst neue Sorgen auf den Brand- und Katastrophenschutz zukommen. Georg Türke vom gleichnamigen Amt des Harzkreises lobte die enge Verbindung zwischen Feuerwehr und THW: "Der Kreis wäre ohnmächtig, wenn er diese ehrenamtlichen Helfer nicht hätte."

Das Aushängeschild des THW ist derzeit eine 16-köpfige Kinder- und Jugendgruppe, die 2009 nicht nur Landessieger wurde, sondern im Vorjahr Platz zehn im Bundesjugendwettbewerb belegte. Betreut wird sie von Ann Deuter, Carolin Ulrich oder Gerd Wahl, Thomas Ulrich und Enrico Zezewske unterstützten bei Bedarf. Die Qualität zeigt sich, wenn Jugendbetreuer das aus Fässern, Hölzern und Leinen gebaute Floß testen müssen. "Sie blieben bisher immer trocken", verspricht Deuter neuen Kindern: "Unsere reale Action ist viel interessanter als am Computer."

"Wir sitzen alle in einem Boot", wies Oberbürgermeister Eberhard Brecht auf die Gründung einer Wasserwehr hin, deren Leitung durch den Chef Gerd Wahl und unterstützt von Sebastian Wallborn sowie Eike Fischer ebenso in den Händen des Quedlinburger THW liegt, wie es für die Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit 40 Helfern zwei Drittel in einer von bisher nur drei bundesweit agierenden ABC-Spezialeinheiten stellt. "Auch wenn wir meist erst nachgefordert werden und später eintreffen", hatte Ina Annette Lehmann vom Landesverband Sachsen-Anhalt vor der Ehrung verdienter Mitglieder das Schlusswort, so habe das THW dafür dann den längeren Atem. "Basis für die qualitativ hohe Auftragserfüllung ist aber die fundierte Ausbildung."