Quedlinburg Quedlinburg: Stadt ist toleranter geworden
QUEDLINBURG/MZ. - Die Urkunde und das entsprechende Schild nahm Quedlinburgs Bürgermeister Eberhard Brecht (SPD) von Eberhard Seidel, Geschäftsführer der Bundeskoordination von "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" entgegen. Damit ist die Welterbestadt die siebente Stadt deutschlandweit, welche diesen Titel tragen darf.
Die Initiative für die Bewerbung für diesen Titel ging vom einstigen Schüler der Berufsbildenden Schule "J.P.C. Heinrich Mette", Alexander Radeck, aus. Der heute 20-Jährige, der derzeit ein Praktikum am Quedlinburger Klinikum absolviert, kam bereits vor einem Jahr auf die Idee, wie er gegenüber der MZ bekannte. "Ich habe in einigen Jugendtreffs festgestellt, dass in viel Köpfen rechtsextremes Gedankengut existiert. Dagegen muss einfach etwas entgegengesetzt werden." Die Aktionen in Bremen sowie Chemnitz gegen Rassismus und für mehr Courage haben ihm gezeigt, dass sich sogar ganze Städte und nicht nur Schulen erfolgreich wehren können. Sein Lehrer Albrecht Bren unterstützte die Idee und fand bei den Gewerbetreibenden, den anderen Schulen und Institutionen sowie dem Stadtrat tatkräftige Unterstützung. Es folgten verschieden städtische und schulische Aktionen für mehr Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausstellungen, Foren, wie Timo Götze, Koordinator des Harzer Netzwerkes "Schulen ohne Rassismus", berichtete. Derzeit haben acht Schulen im Landkreis Harz den Titel "Schule ohne Rassismus". Fünf streben diesen im nächsten Jahr an. Um den Titel auch für die 22 000 Einwohner starke Stadt zu erkämpfen, wurde eine Agenda gegen Diskriminierung am runden Tisch für Weltoffenheit und Toleranz in der Stadt erarbeitet, die der Stadtrat im Mai beschloss. Im September gab es einen Tag des Engagements für Demokratie und Toleranz in Quedlinburg, der auf beachtliche Resonanz bei den Einwohnern der Stadt traf.
Zur Konferenz "Demokratie aktiv gestalten" des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat die Stadt Quedlinburg schließlich im Oktober diesen Jahres die Auszeichnung "Ort der Vielfalt" erhalten.
Bürgermeister Eberhard Brecht betonte während des Festaktes, dass er die Auszeichnung stellvertretend für alle gegen Rassismus und Extremismus aktiven Bürger und Akteure in Quedlinburg entgegen nehme. Die Ehrung sei nicht Ende des eingeschlagenen Weges, sondern Ansporn diesen im breiten Konsens mit der Quedlinburger Bürgerschaft fortzuführen, um die demokratischen Grundwerte zu bewahren.
Sachsen-Anhalts Vize-Ministerpräsident Jens Bullerjahn (SPD) übermittelte den "Respekt der Landesregierung". Die Einwohner von Quedlinburg setzen mit ihrem Engagement ein Zeichen gegen alle Formen von Diskriminierung, insbesondere gegen Rassismus. Sie leisten einen aktiven Beitrag für ein respektvolles Miteinander in der Stadt und darüber hinaus. Dies war in der Vergangenheit nicht immer so, als noch Rechtsextreme in der Stadt dominierten, erinnerte Bundeskoordinator Eberhard Seidel. "Die Stadt hat sich eindeutig zum Positiven entwickelt, ist toleranter geworden." Stadtratsvorsitzender Frank Ruch (CDU) betonte deshalb: " Wir sehen die Auszeichnung als Auftrag, uns auch weiterhin mit extremistischen Gedankengut auseinander zu setzten."