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Quedlinburg Quedlinburg: Großer Frust an der Tanke

Von HOLGER HADINGA 14.01.2011, 18:45

QUEDLINBURG/MZ. - Lange Gesichter am Freitag gegen 9.30 Uhr unter anderem an der Quedlinburger Aral-Tankstelle, als die Kunden die Zapfhähne in den Tank stecken und den Blick in Richtung Anzeigetafel richten: 1,52 Euro für Super bleifrei sowie Benzin und 1,37 Euro für Diesel sind zu berappen. Doch getankt wird trotzdem, die Leute können auf Fahrten mit ihrem Auto meist nicht verzichten.

Aral-Mitarbeiterin Manuela Behm hat auf die hohe Preisentwicklung keinen Einfluss. Sie sagt: "Trotz der hohen Preise kommen nicht weniger Kunden. Die meisten tanken früh am Morgen, wenn sie zur Arbeit fahren oder zum Nachmittag, wenn sie von der Arbeit kommen." Ein Quedlinburger meint: "Ich arbeite in Holland. Um dorthin zu kommen, muss ich natürlich hier meinen Tank füllen. Wie derzeit die Preise in Holland sind, weiß ich nicht, da ich Urlaub hatte. Ich hoffe, dass es dort billiger ist. Die hohen Preise sind auf jeden Fall nicht gerechtfertigt."

Aus beruflichen Gründen kommt auch Geschäftsmann Ulrich Jürgens aus Quedlinburg nicht um die Zapfsäule herum: "Ich kaufe im Umkreis von rund 150 Kilometern Bücher auf. Wenn ich den Bus oder die Bahn nehmen würde, kostet das zu viel Zeit, die ich nicht habe." Aus einem anderen Grund kann eine Quedlinburger Citroen-Fahrerin nicht auf den Wagen verzichten: "Ich habe ein behindertes Kind und muss viel fahren." Ihr Mann jedoch brauche den Pkw auch beruflich.

"Die Preise sind überhaupt nicht gerechtfertigt. Sie sind reinste Willkür der Wirtschaft. Vor allem, weil sie sich bis zu dreimal am Tag ändern. Das ist in der Welt wohl einmalig. Zum Beispiel in Spanien gibt es so was nicht", schimpft Jens Träger, als er seinen VW Passat mit Diesel füllte. Über die "Hammerpreise" schimpft auch der Quedlinburger Walter Oberländer. Dennoch wolle er nicht auf die Fahrten mit seinem Skoda Fabia verzichten. Unter anderem werde das Fahrzeug für Einkaufsfahrten genutzt.

Einem Taxifahrer ist nicht der eigentliche Preis ein Groll, sondern die hohe Steuer, die der Staat mit jedem Liter Treibstoff einnimmt. Er zeigt auf einen Aufkleber an der Zapfsäule. Der besagt, dass immerhin 86 Cent pro Liter an den Fiskus gehen. "Beruflich muss ich selbstverständlich das Taxi betanken, rein privat gehe ich jetzt aber öfter zu Fuß oder fahre mit dem Rad."

Einer, der die enorme Preisentwicklung genauestens vor Augen hat, ist der Thalenser Taxiunternehmer Paul Pruschek. Er ist seit 21 Jahren am Markt. "Das sind derzeit für uns Horrorpreise. Damals kostete der Liter Diesel noch 75 Pfennig, heute bei Shell in Thale 1,37 Euro." Seiner Ansicht nach müsste die Politik gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) mehr Druck auf die Ölkonzerne machen. Die Taxikunden hätten momentan jedoch noch keine Preiserhöhung zu befürchten.