Quedlinburg Quedlinburg: Frauen geben Gas
quedlinburg/MZ. - Es ist 14.15 Uhr. Auf der Quedlinburger Lindenstraße in Höhe des GutsMuths-Stadions ist ein silberfarbener VW Polo mit Harzer Kennzeichen unterwegs. Doch plötzlich unterbricht eine rot-weiße Polizeikelle die Fahrt. Hier ist Tempo 30 vorgeschrieben. Doch das Lasergerät von Polizeiobermeister Nico Schulze vom Revierkommissariat Quedlinburg hat 49 Kilometer pro Stunde gemessen. Die so genannte Tacho-Toleranzgrenze von drei Kilometer pro Stunde abgerechnet, macht das Tempo 46 - der Fahrer war 16 Sachen zu schnell.
Verkehrskontrollen gab es nicht nur in der Lindenstraße, sondern zeitgleich im Quedlinburger Rambergweg / Ecke Albert-Schweitzer-Straße sowie in Halberstadt und Wernigerode. "Weil die Zahl der Verkehrsunfälle landesweit gestiegen ist, hat das Innenministerium in Magdeburg mehr Kontrollen angeordnet", erklärte Peter Pogunke, Pressesprecher des Polizeireviers Harz, den Anlass dieser groß angelegten Aktion. Gleichzeitig betonte er, dass solche Kontrollen jetzt öfter im Harzkreis durchgeführt werden. Unterstützung kam bei dieser Kontrolle von der Bereitschaftspolizei aus der Landeshauptstadt.
Die ältere Dame am Lenkrad des Polos zeigte sich etwas verschreckt, als die Beamten sie zur Seite winken: "Seit zehn Jahren brauchte ich keinen Führerschein mehr zu zeigen, und ich bin noch nie verwarnt worden." Dennoch war die Frau einsichtig und gab den Beamten zur Kontrolle die Dokumente. Bei dieser Gelegenheit kontrollierte die Polizei gleich Verbandskasten und Warndreieck. Die befanden sich ordnungsgemäß im Kofferraum.
"Eine Geldstrafe bis 35 Euro ist ein Verwarnungsgeld, ab 35 Euro ein Bußgeld", erklärte der Quedlinburger Polizeiobermeister Eric Voigt vor Ort. Mit ihren 16 Stundenkilometern zu schnell musste die Fahrerin 35 Euro bezahlen, bekommt aber keinen Punkt in Flensburg. Wer das Geld nicht bar dabei hat, bekommt den Bescheid, auch Datenermittlungsbeleg genannt, zugeschickt, sagte Voigt. "Ein Kartenlesegerät zum Bezahlen wäre nicht schlecht", so der Polizeibeamte.
Bereits ab 13 Uhr hatten die sieben Polizisten am Stadion viel zu tun. Einer der ersten Raser saß in einem Kleintransporter. Das Lasergerät, das für eine Entfernung von 50 bis 300 Meter geeicht ist, zeigt 55 Sachen an. Das wurde für den Fahrer schon etwas teurer: 80 Euro Bußgeld und einen Punkt in der Flensburger Kartei. Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung, die Voigt in seiner Laufbahn je gemessen hat, lag bei 27 Kilometer pro Stunde. Das bedeutete 100 Euro Strafe sowie drei Punkte.
Mit dem Verhalten der Temposünder, nachdem sie ermittelt wurden, zeigte sich die Polizei zufrieden: Sie haben sich einsichtig gezeigt. "Wir wurden aber schon bei anderen Kontrollen als Wegelagerer beschimpft", so Voigt. Weiter weiß er aus Erfahrung, dass Frauen häufiger als Männer beim Rasen erwischt werden. Dazu gehörten auf der Lindenstraße unter anderem eine BMW-Fahrerin mit Halberstädter Kennzeichen, die 13 Sachen zu schnell war. Oder die Fahrerin eines Suzuki-Swift, die elf zu viel auf dem Tacho hatte.
Zwei Polizisten waren gleichzeitig am Parkplatz der "Walkemühle" als Vorposten eingesetzt. Sie schauten, ob die Fahrer angegurtet waren und nicht mit dem Handy telefonierten. Voigt: "Es gibt immer mehr Gurtmuffel. Sie sagen, dass der Gurt lästig sei." Wer nicht angeschnallt fährt, zahlt 30 Euro. Das Handy am Ohr kostet 40 Euro plus einen Punkt.